«Wie ist die Landung mit diesem Riesenflieger auf Schnee?»
Plötzlich musste Swiss LX40 den Flug über der Arktis abbrechen. Ex-Pilot Max Tobler erklärt, wie heikel das war.
Laut der Swiss musste die Boeing 777 in Nordkanada notlanden, weil ein Triebwerk ausfiel. Wie sollte ein Pilot in einer solchen Situation reagieren?
In der Regel trainiert jeder Pilot mindestens zweimal im Jahr im Simulator, wie er sein Flugzeug bei einem Triebwerksausfall weiter steuern kann. Insofern ist er für einen solchen Vorfall gewappnet. Er schaut bei der Wahl der Flugstrecke immer darauf, dass er jederzeit innerhalb von etwa zwei Stunden einen Ausweichflughafen ansteuern kann. Auf der Polarroute, auf welcher das betroffene Flugzeug unterwegs war, sind die Flughäfen nicht so dicht gesät wie beispielsweise in Europa.
Warum fliegt die Swiss dann diesen Umweg?
Auf der Polarroute kann man dem sogenannten Jetstream ausweichen, einem Wind auf der nördlichen Hemisphäre, der von West nach Ost weht. Deshalb fliegt man geografisch ein bisschen weiter, hat dafür keinen Gegenwind und ist deshalb schneller.
Wie lange kann ein Flugzeug mit nur einem Triebwerk weiterfliegen?
Die übliche Reiseflughöhe von 11'000 bis 12'000 Metern kann mit nur einem Motor nicht gehalten werden. Der Pilot geht deshalb etwa auf 7000 bis 8000 Meter herunter. Diese Höhe kann man dann mit einem Triebwerk gut halten, allerdings braucht man auch mehr Treibstoff. Deshalb ist es oft nicht mehr möglich, die Destination noch zu erreichen. Ausserdem landet der Pilot aus Sicherheitsgründen, weil er keine doppelte Absicherung durch zwei Triebwerke mehr hat.
Am Landeort Iqaluit in Nordkanada soll es minus 23 Grad kalt gewesen sein. Wie wirkt sich das aus?
Auf das Flugzeug hat das keinen Einfluss. Wenn man 12'000 Meter über Meer fliegt, hat man auch mal minus 65 Grad. Bei gut minus 20 Grad ändert sich für den Piloten also nichts.
Die Notlandung mit diesem Riesenflieger erfolgte allerdings auf einer Schneepiste. Wie ist das?
Wenn man auf dem Schnee landet, dann ist unter Umständen der Bremsweg länger. Der Pilot kann anhand des Gewichts seines Flugzeugs und mithilfe von Informationen, die er vom Boden erhält, aber ausrechnen, wie lang die Piste sein muss, auf der er landet. Trotzdem ist ein solcher Vorfall rein fliegerisch gesehen natürlich keine alltägliche Operation. Eine Landung mit nur einem Triebwerk ist schwieriger, weil das Flugzeug dann einen asymmetrischen Schub hat. Der Pilot muss deshalb mehr mit dem hinteren Ruder arbeiten, das er mit Fusspedalen bedient.
Waren die Passagiere der Boeing 777 in Gefahr?
Nein, eine solche Landung ist normalerweise kein grosses Risiko. Der Passagier merkt in der Regel gar nicht, dass das Flugzeug mit nur einem funktionierenden Triebwerk unterwegs ist. Und die Piloten sind auf so etwas vorbereitet und auch darauf trainiert.
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