Wie Michael Adebolajo zum Terroristen wurde
Der Attentäter von London hatte eine vielversprechende Zukunft vor sich. Doch dann geriet er auf die schiefe Bahn und wurde zum Extremisten. Das wusste die britische Polizei – und unterschätzte das Risiko.
Der Mann hat blutige Hände; sie wirken wie angemalt. Er schwingt zwei grosse Hackbeile, während er wild gestikuliert und in eine Handykamera spricht. Im Hintergrund ist der 25-jährige Lee Rigby zu sehen, der tödlich verwundet am Boden liegt. Was wie eine Szene aus einem billigen Splattermovie anmutet, ereignete sich gestern in London – auf offener Strasse. Trotz der surrealen Szenerie scheint der Mann seine per Video aufgezeichnete Botschaft mit Bedacht gewählt zu haben. Und sie verfehlte ihre Wirkung nicht: Wegen der Deklaration seiner politischen Motive wurde die Tat offiziell als terroristischer Akt eingestuft. Was brachte den jungen Mann dazu, zusammen mit einem Komplizen, über dessen Identität noch wenig bekannt ist, einen äusserst brutalen Mord aus ideologischen Gründen zu begehen?