Wie Nordkorea die Welt provoziert
Mit der sechsten Zündung einer Atombombe am Sonntag heizt Pyongyang die Spannungen um sein umstrittenes Atom- und Raketenprogramm weiter an.
Seit Jahrzehnten treibt Nordkorea sein Rüstungsprogramm voran. Mit der sechsten Zündung einer Atombombe am Sonntag heizt Pyongyang die Spannungen um sein umstrittenes Atom- und Raketenprogramm weiter an.
Bereits in den 1970er Jahren entwickelte Nordkorea eine Variante der sowjetischen Scud-B-Rakete mit einer Reichweite von rund 300 Kilometern. Nach einem ersten Raketentest 1984wurde das Programm ausgeweitet. Schliesslich verfügte Nordkorea über Taepodong-2-Raketen mit einer Reichweite von mehreren tausend Kilometern.
Im September 1999erklärte Nordkorea vor dem Hintergrund besserer Beziehungen zu den USA eine Aussetzung der Tests von Langstreckenraketen. Gespräche zwischen Washington und Pyongyang scheiterten letztlich an der nordkoreanischen Forderung von jährlich einer Milliarde Dollar als Ausgleich für einen Verzicht auf den Raketenexport. Im März 2005beendete Nordkorea das Moratorium.
Atomwaffentests ab 2006
Am 9. Oktober 2006unternahm Pyongyang nach eigenen Angaben unterirdisch den ersten Atombombentest. Im Mai 2009 zündete Nordkorea seine zweite Atombombe. Ihre Sprengkraft überstieg jene der ersten Bombe um ein Mehrfaches.
Seit Kim Jong-un, Sohn des langjährigen Alleinherrschers Kim Jong-il, Ende 2011die Macht in Nordkorea übernommen hat, sorgt das abgeschottete Land immer öfter für internationale Spannungen. Das kommunistische Regime sieht sich zunehmend von den USA und anderen Ländern bedroht, Kim Jong-un geht auf Provokationskurs.
Kim Jong-un löst Abkommen mit USA auf
Nach internationaler Kritik an einem gescheiterten Raketentest im April2012 fühlt sich Nordkorea nicht mehr an ein Abkommen mit den USA gebunden, das unter anderem den Verzicht auf Atomversuche vorsah. Trotz internationaler Warnungen befördert das Regime im Dezember 2012 einen Satelliten ins All. Die USA und Südkorea befürchten, dass damit eine Interkontinentalrakete getestet werden sollte, die einer Weltraumrakete ähnlich ist.
Im Februar/März 2013unternimmt Pyongyang einen weiteren unterirdischen Atomversuch. Der UNO-Sicherheitsrat antwortet mit Sanktionen.
Im Mai 2015berichten Nordkoreas staatliche Medien, das Land habe erstmals erfolgreich von einem U-Boot eine neuartige ballistische Rakete abgefeuert. Drei Monate später verletzen Landminen an der innerkoreanischen Grenze zwei südkoreanische Soldaten. Nach einem Schusswechsel an der Grenze droht Pyongyang mit einem Militärschlag. In zähen Krisengesprächen wenden Süd- und Nordkorea eine Eskalation ab.
Erste Wasserstoffbombe 2016 nicht bestätigt
Im Januar 2016hat Nordkorea nach eigenen Angaben erstmals eine Wasserstoffbombe erfolgreich gezündet und löst damit weltweit Empörung aus. Atomexperten in Südkorea und anderen Ländern bestätigen einen Kernwaffentest, bezweifeln aber, dass eine Wasserstoffbombe detonierte. Der UNO-Sicherheitsrat verhängt daraufhin seine bislang schärfsten Sanktionen gegen Nordkorea. Der kommunistische Staat sorgt mit neuen Raketentests für Unruhe.
Kim Jong-un zeigt sich unbeeindruckt von den Sanktionen und auch vom neuen US-Präsidenten Donald Trump. Im Februar 2017testet Nordkorea eine ballistische Rakete, die über Tausende Kilometer einen Atomsprengkopf transportieren könnte. Kurz darauf lässt Kim Jong-un vier ballistische Raketen abfeuern; drei davon seien erst in der 200-Seemeilen-Zone vor Japan ins Meer gestürzt, heisst es aus Tokio. Einen Tag später beginnen die USA mit dem Aufbau des Raketenabwehrsystems THAAD in Südkorea, der inzwischen von Seoul wieder gestoppt wurde. Im April und Mai folgen weitere nordkoreanische Raketentests.
Provokation am US-Nationalfeiertag
Am 4. Juli, dem US-Unabhängigkeitstag, testet Nordkorea eine weitere Rakete. Pyongyang spricht vom ersten erfolgreichen Test einer Interkontinentalrakete des Typs Hwasong-14. Experten gehen davon aus, dass sie eine potenzielle Reichweite von 6700 Kilometern hat und damit theoretisch US-Gebiet erreichen könnte.
Vor etwas mehr als einem Monat eskaliert der Konflikt auf eine neue Stufe. Ende Juli testet Nordkorea erneut eine Interkontinentalrakete, die die USA erreichen könnte. Der UNO-Sicherheitsrat verhängt einstimmig weitreichende Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea. Die Ausfuhr wichtiger Handelsgüter wird verboten. Hauptabnehmer war China. Nordkoreas Militär heizt daraufhin den Konflikt mit der Drohung an, die US-Pazifikinsel Guam mit Raketen anzugreifen. US-Präsident Donald Trump droht «Feuer, Zorn und Macht, wie die Welt es so noch nicht gesehen hat» für den Fall an, dass die Provokationen andauern. Nach heftigen Wortgefechten zieht Kim Jong-un Tage später die Drohung zurück.
Nach einer kurzen Abkühlung zeigt sich Nordkorea aber erneut unbeeindruckt von allen Sanktionen und feuert Nordkorea eine Rakete von grosser Reichweite über Japan hinweg in Richtung offenes Meer ab - laut Seoul 2700 Kilometer weit und 550 Kilometer hoch.
Und nun unternahm Nordkorea seinen sechsten Atomwaffentest - nach Auswertungen in den Nachbarländern könnte es der bisher grösste sein. Nach Angaben aus Pyongyang wurde dabei eine Wasserstoffbombe eingesetzt.
SDA/AFP/anf
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