Wie sich Menschen in der Menge bewegen
Psychologen haben untersucht, wie Fussgänger in der Menschenmenge ihr Ziel erreichen. Sie fanden interessante Gesetzmässigkeiten.
Bis zu 70 Prozent aller Fussgänger auf der Strasse gehen nicht alleine, sondern mit Freunden oder Bekannten. Wie Forscher aus Zürich und Toulouse herausgefunden haben, bewegen sich diese Gruppen auf ganz charakteristische Art und können für Rückstau sorgen.
Nach welchen Mechanismen sich ganze Menschenmengen bewegen, ist weitgehend unbekannt, wie das französische Forschungsinstitut CNRS in Toulouse am Dienstag mitteilte. Das Wissen könnte aber dabei helfen, städtische Infrastrukturen so zu bauen, dass weniger Staus entstehen oder Massenveranstaltungen und Evakuierungen sicher zu gestalten.
Bisherige Modelle über die Gruppendynamik gingen meist davon aus, dass jeder Fussgänger für sich alleine versucht, sein Ziel ohne Zusammenstösse zu erreichen. Das zielt aber an der Realität vorbei, wie nun die Forscher um Mehdi Moussaïd vom CNRS und der Uni Toulouse sowie Dirk Helbing von der ETH Zürich im Fachmagazin «PLoS ONE» berichten.
Zusammenrücken in der Masse
Sie analysierten Videoaufnahmen eines öffentlichen Platzes und einer Einkaufshalle in Toulouse und stellten fest, dass 50 bis 70 Prozent der Fussgänger in kleinen Gruppen von zwei bis vier Personen unterwegs waren. Ist genügend Platz vorhanden, gehen diese Gruppen - Freunde, Bekannte oder Verwandte - nebeneinander.
Ist die Menschenmenge dichter, lassen sich die Fussgänger in der Mitte der Gruppe etwas zurückfallen. Jene auf den Seiten rücken gleichzeitig etwas aufeinander zu, sodass bei drei Menschen eine Art V, bei vier Menschen eine Art U entsteht. Diese Struktur erleichtere die Kommunikation in der Gruppe, schreiben die Forscher.
Vorankommen erschwert
Allerdings kommt die Gruppe so weniger rasch voran. Zudem werden entgegenkommende Fussgänger zu Ausweichmanövern gezwungen. Das hat Auswirkungen auf die gesamte Menge: Die Forscher haben ausgerechnet, dass Menschenmengen mit Gruppen um 17 Prozent schlechter vorankommen als Massen, in denen jeder alleine geht.
Laut den Forschern zeigt die Studie, dass auch soziale Aspekte die Dynamik von Massen beeinflussen. Menschen in Gruppen verlangsamen ihr Vorankommen, um mit ihren Freunden sprechen zu können. Zumindest bei mittlerer Dichte: Wird das Gedränge zu gross, könnten die Gruppen ihre Kommunikation einstellen und hintereinander gehen, spekulieren die Forscher.
SDA/vin
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