Wie Sie trotz Geosperren jedes Video sehen
Auch im Netz gibt es Landesgrenzen – die lästige Meldung «Dieses Video ist in Ihrem Land nicht verfügbar» kennen Sie sicher. Wir zeigen, wie Sie sie umgehen.
Viele Webangebote sind nur in einzelnen Ländern zugänglich. Uns Schweizern werden viele Clips bei Youtube vorenthalten. Bei Netflix gibt es hierzulande ein viel kleineres Angebot als im Heimatland des Streamingdienstes – wie hier aufgeführt, erhalten die Nutzer in den USA für ihre Monatsgebühr ein etwa doppelt so grosses Sortiment. Doch selbst die öffentlich-rechtlichen Sender wie der europäische Kulturkanal Arte verweigern die Wiedergabe vieler Sendungen mit dem Hinweis: «Dieses Video ist in Ihrem Land nicht verfügbar».

Schuld sind die sogenannten Geosperren. Filme, Dokumentationen, Musik, digitale Bücher und Hörbücher werden in den einzelnen Weltregionen durch unterschiedliche Rechteinhaber vertrieben. Diese wollen auch bei digitalen Angeboten Nutzern aus anderen Regionen fernhalten. Da man anhand der IP-Adresse als Internetnutzer recht genau lokalisiert werden kann, läuft man immer wieder gegen diese virtuellen Barrieren.
Damit muss man sich nicht abfinden. Die einfachste Methode, solche Sperren zu umgehen, ist ein Proxy-Server. Das ist eine Zwischenstation in einem fremden Land, mit der man seine Herkunft verschleiert. Es gibt im Netz Listen mit solchen Servern, die auch kostenlos zu benutzen sind, zum Beispiel unter proxy-listen.de. Um via Proxy zu surfen, hinterlegt man die Adresse des Servers im Browser bei den Netzwerkeinstellungen.
Trick 17: Ein VPN
Eine zweite, bessere Methode ist ein VPN. Das leitet den gesamten Netzwerkverkehr um. Das geschieht in verschlüsselter Form. Man spricht deshalb auch von einem Tunnel, der die Daten quasi unsichtbar durchs Internet bis zum Ausgangspunkt des VPN leitet. Das verschleiert die eigene geografische Position und ermöglicht es Liebhabern eines internationalen Kulturangebots, auch exklusive Inhalte in den USA, Deutschland oder anderen Regionen zu nutzen.
Ein VPN, zu Deutsch virtuelles privates Netzwerk, hat noch viele weitere Funktionen: Als Mitarbeiter kann man sich sicher mit dem Netzwerk seines Arbeitgebers verbinden und dort Drucker und Dateiablagen in Anspruch nehmen. Es ist möglich, Netzblockaden und Zensurmassnahmen zu umgehen. Und bei Verwendung von öffentlichen Internetzugängen, zum Beispiel einem Public WLAN, erhöht das VPN die Sicherheit, indem andere Teilnehmer daran gehindert werden, die ausgetauschten Daten abzuhören. Ein VPN ist somit nicht nur zu rein unterhaltsamen Zwecken nützlich.

Doch natürlich hat die Sache eine Kehrseite: Die Wahl des richtigen VPN ist alles andere als einfach – und muss wohl überlegt sein. Es gibt zwar Gratisangebote, aber die sind meist langsam, schwer zu konfigurieren und in vielen Fällen auch sehr unsicher. Der Betreiber eines solchen Netzes hat die Möglichkeit, den Datenverkehr mitzuschneiden und damit Schindluder zu treiben: Sei es, die Daten weiterzuverkaufen oder zu kriminellen Zwecken zu nutzen.
Wie steht es um die Sicherheit?
Daher die Empfehlung, nur einen Dienst zu nutzen, für den man angemessen bezahlt und dessen Nutzungsbedingungen klar sagen, dass die Privatsphäre der Nutzer respektiert wird. VPN sind grundsätzlich eine Vertrauenssache, und das ist nur bei Bezahldiensten gerechtfertigt. Doch auch da ist es sinnvoll, sie nicht ständig eingeschaltet zu haben, sondern nur zum ganz spezifischen Zweck. Das gilt analog auch für die Proxy-Server.
Das Video führt vor, wie die Nutzung mit PureVPN funktioniert. Dieser Anbieter liefert Apps für Windows, Mac und Linux, aber auch für Android, iPhones und iPads. In dieser App wählt man den Zweck – Streaming, Umgehung von Zensur, Schutz der Privatsphäre, File-Sharing – und das Zielland. Dann verbindet man über einen simplen Knopfdruck und trennt die Verbindung auch genauso leicht wieder. Die Verbindungsgeschwindigkeit war in unserem Test ordentlich, und die Umgehung der Geoblockaden hat in allen Fällen (Netflix, Youtube, Arte) geklappt.

Bleibt die Frage: Ist die Sache legal? Martin Steiger ist Anwalt und konzentriert sich auf das Recht im digitalen Raum. Nach seiner Beurteilung macht man sich nicht strafbar, wenn man Inhalte wie Netflix-Filme über VPN konsumiert.
Ein Eigentor der Unterhaltungsindustrie
Allerdings wird es bei vielen Fällen so sein, dass man gegen die Nutzungsbestimmungen verstösst. Daher muss man im schlimmsten Fall mit einer Kündigung seines Accounts rechnen. Wenn man ein VPN nutzt, ist es nicht verkehrt, die Berichterstattung im Auge zu behalten. Sollten entsprechende Fälle publik werden, kann man entscheiden, ob man gewillt ist, dieses Risiko einzugehen.
Diskutiert wird gelegentlich auch der moralische Aspekt der Sache: Betrügen die VPN-Nutzer die lokalen Rechteinhaber um ihre Einnahmen? Martin Steiger hält die geografische Trennung der Märkte für ein klassisches Eigengoal der Unterhaltungsindustrie: «Der Umsatz von zahlungsbereiten Konsumenten fliesst an VPN-Anbieter.»
Abschliessend bleibt zu bemerken, dass inzwischen eine Art Katz-und-Maus-Spiel zwischen VPN-Anbietern und Diensten wie Netflix eingesetzt hat. Viele Streamingdienste liefern keine Inhalte aus, wenn sie feststellen, dass ein VPN benutzt wird. Die VPN-Anbieter ihrerseits versuchen dann, sich neu zu tarnen. Eine Garantie, dass man an seine Serie, seinen Film oder seine Doku herankommt, gibt es daher nicht.
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