Wie viele Milliarden Euro die spanischen Banken brauchen
Die Nachfrage nach neuen spanischen Staatsanleihen war heute hoch, die Zinsen jedoch auch. Beratungsfirmen beziffern nun das Ausmass der Bankenkrise im Land: Die Bankenrettung koste bis zu 62 Milliarden Euro.

Unmittelbar vor dem erwarteten Antrag Spaniens auf finanzielle Unterstützung für seinen angeschlagenen Bankensektor hat das Land heute Donnerstag Staatsanleihen im Wert von gut 2,2 Milliarden Euro (2,64 Milliarden Franken) ausgegeben. Nach Angaben der spanischen Notenbank muss der Staat für die Papiere mit Laufzeiten von zwei bis fünf Jahren erneut hohe Renditen von teilweise mehr als sechs Prozent zahlen.
Versteigert wurden Papiere mit zwei-, drei- und fünfjähriger Laufzeit. Bei den zweijährigen Anleihen stieg die durchschnittliche Rendite im Vergleich zur letzten Auktion von 2,069 auf 4,706 Prozent, bei den dreijährigen von 4,876 auf 5,457 Prozent und bei den fünfjährigen von 4,96 auf 6,07 Prozent. Die Nachfrage nach den Anleihen summierte sich angesichts der hohen Renditen trotz befürchteter Unsicherheiten auf etwa 7,7 Milliarden Euro.
Zwei Gutachten zu den Banken
Die Regierung kündigte indes für den späten Nachmittag die Vorstellung zweier Berichte der Wirtschaftsberatungsfirmen Roland Berger und Oliver Wyman über den genauen Finanzbedarf der spanischen Banken an, die unter einer geplatzten Immobilien- und Kreditblase leiden. Und die sind wenig erbaulich: Die angeschlagenen spanischen Banken benötigen nach Berechnungen der US-Beratungsfirma Oliver Wyman im schlimmsten Fall bis zu 62 Milliarden Euro.
Laut dem heute vom Vize-Gouverneur der spanischen Zentralbank, Fernando Restoy, vorgestellten Gutachten beläuft sich der Mindestbedarf des angeschlagenen Bankensektors auf 16 bis 25 Milliarden Euro. Sollte sich ihr Zustand weiter verschlechtern, müssten sie jedoch mit 51 bis 62 Milliarden Euro unterstützt werden.
Die deutsche Beratungsfirma Roland Berger kam dagegen in einem separaten Gutachten, das heute ebenfalls von Restoy vorgestellt wurde, auf einen Minimalbedarf von 25,6 Milliarden Euro. Im schlimmsten Fall könnte dieser Bedarf auf bis zu 51,8 Milliarden Euro steigen, schätzten die deutschen Experten. Die beiden Beratungsfirmen waren beauftragt worden, den gesamten seit dem Zusammenbruch der Immobilienblase 2008 geschwächten Bankensektor zu überprüfen.
Sicherheitspuffer in der Finanzhilfe
Die Euro-Länder haben Spanien bereits Mittel in Höhe von bis zu 100 Milliarden Euro aus dem Euro-Rettungsfonds in Aussicht gestellt. Der Koordinator der Eurogruppe, Thomas Wieser, hatte jedoch angekündigt, der Finanzbedarf werde «bei Weitem» unter den 100 Milliarden liegen. Der Betrag der Finanzhilfe solle einen Sicherheitspuffer enthalten und werde daher über dem ermittelten Bedarf liegen. Madrid will «in den kommenden Tagen» offiziell um Hilfe bitten.
Bereits ab 16.00 Uhr tagen in Luxemburg die Finanzminister der Eurogruppe. Es wird erwartet, dass Spanien im Lauf dieser Sitzung offiziell einen Antrag auf Finanzhilfe für seinen Bankensektor stellt. Dies hatte Madrid bereits Anfang Juni angekündigt.
Höchster Richter tritt zurück
Ein Fall, der in Spaniens Öffentlichkeit für Unmut sorgt, hat derweil einen neuen Höhepunkt erreicht: Der höchste Richter des Landes ist wegen eines Skandals um Spesenabrechnungen für Luxusreisen zurückgetreten. Carlos Dívar legte heute seine Ämter als Vorsitzender des Allgemeinen Richterrates und Präsident des Obersten Gerichtshofes nieder, wie aus Justizkreisen in Madrid verlautete.
Der 71-Jährige soll zwischen 2008 und 2011 insgesamt 32 als Arbeitsreisen deklarierte Wochenenausflüge gemacht haben. Einen Teil der Gesamtkosten von etwa 30'000 Euro habe er auf das Budget des Richterrates angerechnet. Dívar, ein konservativer, frommer Katholik, hatte bis zuletzt seine Unschuld beteuert und sich geweigert, Rechenschaft abzulegen.
Zu den Zielen gehörten der Badeort Marbella an der spanischen Südküste und die Ferieninsel Mallorca. Der Fall hatte angesichts der derzeitigen Krise mit einer Rekordarbeitslosigkeit in der spanischen Öffentlichkeit grosse Empörung ausgelöst.
AFP/ami/rbi
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