Analyse zum ImpfgrabenWie wir neue Virus-Varianten verhindern
Viele fürchten sich vor einer gefährlichen Variante, gegen die Impfungen nicht mehr wirken. Je länger sich die Pandemie hinzieht, desto grösser ist das Risiko für eine solche Entwicklung.

Die Pandemie funktioniert im Moment nach drei Grundsätzen, hat kürzlich ein britischer Biochemiker geschrieben. Erstens: Die Impfdosen schützen noch immer vor schweren Covid-19-Verläufen. Zweitens: Solange es genügend Ungeimpfte gibt, werden sich die Virusvarianten rasant verbreiten. Drittens: Je länger Punkt zwei dauert, desto unwahrscheinlicher wird Punkt eins.
Ungeimpfte gibt es auch in der Schweiz noch zu viele, um die Pandemie für beendet zu erklären. Und vor allem gibt es global noch viel zu viele Menschen ohne Impfschutz.
Die Wahrscheinlichkeit, dass problematische Virusvarianten entstehen, ist dort am höchsten, wo das Virus in einer ungeschützten Bevölkerung breit zirkulieren kann. So geschehen mit der Delta-Variante, die sich ursprünglich in Indien entwickelte. Wir haben Glück, dass unsere Impfstoffe noch immer gut vor schweren Verläufen mit dieser Variante schützen – auch wenn der Schutz vor einer Infektion nicht mehr gleich gut ausfällt wie beim ursprünglichen Virus. Ein Problem ist das vor allem für Ungeimpfte.
Noch diskutieren wir über eine mögliche dritte Spritze, nicht über eine vierte, fünfte etc.
Viele Experten fürchten sich jedoch davor, dass sich schon bald neue Varianten durchsetzen könnten, die nicht nur hochansteckend sind wie Delta, sondern auch noch stärker «immunevasiv». Varianten also, die den bestehenden Impfschutz aushebeln und wegen denen nicht nur die Infektionszahlen, sondern auch die Hospitalisations- und Todeszahlen wieder stark ansteigen könnten.
Deshalb ist es in unser aller Interesse, dass sich die Schweiz für eine global gerechte Verteilung der Impfstoffe einsetzt. Sonst kann es passieren, dass wir nicht, wie momentan, über eine mögliche dritte Spritze, sondern über eine vierte, fünfte etc. diskutieren. Varianten entstehen zudem nicht nur in fernen Ländern mit tiefer Impfquote. Auch wenn in Europa die Fallzahlen wieder explodieren, erhöht sich das Risiko für die Variantenbildung. Dessen sollte sich auch die Schweizer Pandemiepolitik bewusst sein – so sehr wir uns alle den normalen Alltag zurücksehnen.
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