Wieso Mädchen weniger Sackgeld bekommen als Buben
Schweizer Eltern sind geiziger als Ausländer, und kleine Schwestern haben oft Pech: Was eine Studie über das Taschengeld in der Schweiz verrät.
Die Ratgeber sind sich einig. Ein Kind sollte den Umgang mit Geld früh lernen. So kann es später selbstständig damit umgehen. Doch ist wenig darüber bekannt, wie viel Taschengeld die Schweizer Kinder erhalten. Eine neue Studie gibt Aufschluss darüber. Die Credit Suisse und Pro Juventute haben mehr als 14'000 Personen in diesem Frühjahr befragt. Die letzte ähnlich gelagerte Untersuchung liegt etwa zehn Jahre zurück und stammt vom Marktforschungsunternehmen GFK. Die Experten kamen damals zum Schluss, dass Schweizer Kinder ein Taschengeld von insgesamt 650 Millionen Franken pro Jahr erhalten – und damit eine interessante Zielgruppe für Schweizer Unternehmen sind.
Die Summe dürfte nicht kleiner geworden sein. Die CS-Studie liefert darüber aber keine Rückschlüsse. Doch zeigt sie detailliert auf, wann die Schweizer Kinder zum ersten Mal eigene Erfahrungen mit Geld sammeln, wie viel Sackgeld sie erhalten und von welchen Faktoren das Taschengeld abhängt. Es gibt Unterschiede zwischen den Regionen, aber auch zwischen den Geschlechtern.
Ein 10-jähriges Kind erhält laut der CS-Studie in der Schweiz im Schnitt 14 Franken im Monat, ein 12-jähriges 23 Franken monatlich. Damit halten sich die Schweizer Eltern offenbar in etwa an die Empfehlungen der hiesigen Beratungsstellen. Sie schlagen vor, dass Eltern pro Woche und Schuljahr 1 Franken Sackgeld geben. Ein Drittklässler kommt so auf etwa 12 Franken im Monat. Ab der fünften Klasse sollen die Eltern monatlich 25 bis 30 Franken ins Kässeli der Kinder zahlen, heisst es in den gängigen Ratgebern. Ab dem 11. Schuljahr werden dann 50 bis 80 Franken als Sackgeld empfohlen. Doch nicht alle haben so viel Glück. Laut der CS-Umfrage erhalten rund 10 Prozent der Kinder nie ein Taschengeld.
Der erste Kontakt mit Geld
Laut der CS-Umfrage sammeln Schweizer Kinder etwa mit 6 Jahren zum ersten Mal Erfahrungen mit Geld. Die meisten Eltern erachten es als sinnvoll, dass die Kinder etwas über das Geld lernen, sobald sie anfangen, das Einmaleins zu lernen. Die Eltern glauben auch, dass die Kinder die Funktion des Geldes als Tauschmittel verstehen. Danach dürfen die Kinder rasch selbstständig einkaufen und auch frei über das Taschengeld verfügen. Eine eigene Bankkarte gibt es aber meistens erst mit 16 Jahren. Spätestens ab dann werden sie für die Banken auch zu interessanten Kunden.
Bei vielen Instituten erhalten sie vorteilhafte Konditionen. So gewähren viele Banken bis zu einem Alter von 20 Jahren Sparzinsen von 0,5 bis zu 1 Prozent. Die künftigen Vorsorgekunden und Hauskäufer sollen schon früh gute Erfahrungen mit der Bank machen.
Die Kinder sind offenbar sparsam. 14-Jährige haben im Schnitt rund 1400 Franken angespart. Das Sparen ist bei 50 Prozent der Kinder der wichtigste Zweck des Sackgelds. Ein Viertel erfüllt sich mit dem Geld spezielle Wünsche. Dazu gehören ein eigener Computer, Lego, Smartphones oder Spielkonsolen. 12 Prozent müssen sich damit das Essen in der Schule kaufen. Für das Handy und die Gesprächskosten müssen aber nur 5 Prozent der Schweizer Kinder ihre Ersparnisse brauchen.
Die CS-Studie sieht zwar keine grundsätzliche Benachteiligung von Mädchen gegenüber Buben. Doch bekommen Schweizer Mädchen im Durchschnitt wesentlich später ein Taschengeld als Buben. So erhalten 43 Prozent der 5 bis 7 Jahre alten Buben ein Sackgeld, aber nur 28 Prozent der gleichaltrigen Mädchen. Bis zum 12. Lebensjahr ist fast kein Unterschied mehr feststellbar. Dann erhalten fast alle Kinder ein Sackgeld. Die Studienautoren erklären sich die Differenz dadurch, dass zweitgeborene Buben schneller ein Sackgeld erhalten. Bei den Erstgeborenen bestehe nämlich keine Differenz. Eine inhaltliche Erklärung dafür ist das aber nicht.
Im Ausland kamen vergleichbare Umfragen jedoch zu einem anderen Ergebnis. Laut dem britischen Geldhaus Halifax bekommen Buben in Grossbritannien durchschnittlich 12 Prozent mehr Sackgeld als Mädchen. Eine Umfrage aus Deutschland ermittelte gar einen Unterschied von 19 Prozent zwischen den Geschlechtern.
In der Romandie gibt es weniger Sackgeld
Zwischen den Sprachregionen gibt es ebenfalls grosse Unterschiede. Bis zum elften Lebensjahr geben Westschweizer und Deutschschweizer Eltern gleich viel Taschengeld. Danach greifen Deutschschweizer deutlich tiefer in die Tasche. Ein 14-jähriges Kind bekommt in der Deutschschweiz im Schnitt monatlich fast 50 Franken. In der Westschweiz sind es nicht einmal 30 Franken.
Das hänge damit zusammen, dass Romands später Sackgeld ausbezahlen und auf einem tieferen Niveau starten. Einen grossen Einfluss hat weniger überraschend das Einkommen der Eltern. Offenbar halten Eltern mit einem hohen Einkommen einen höheren Betrag als Sackgeld angemessen als Eltern mit einem kleineren Einkommen. Besonders grosszügig zeigen sich Ausländer. Ihre Kinder bekommen mehr Taschengeld als solche von Schweizer Eltern.
Als Strafe taugt der Taschengeld-Entzug aber für die meisten Eltern nicht. Die meisten Befragten erachten den Computer- oder Smartphone-Entzug für wirksamer. Auch das Fernsehverbot sei ein probateres Mittel. Das Sackgeld wird daher auch selten gestrichen, heisst es in der Umfrage. Auch ist bei den wenigsten Eltern das Taschengeld an Aufgaben oder gute Noten geknüpft.
Wie viel Sackgeld geben Sie Ihren Kindern? Video: Tamedia/SDA
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