«Wir bedauern den Graben zwischen Gesellschaft und Konzernen»
Avenir Suisse will das Image der internationalen Multis verbessern. In einem Diskussionspapier hebt sie deren volkswirtschaftlichen Wert hervor. Forderungen stellen die Autoren aber auch an Topmanager.

Aus Sicht der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse sichern die Grosskonzerne der Schweiz entscheidende Vorteile wie Arbeitsplätze, Wettbewerbsfähigkeit und Innovation. Ihr teilweise schlechtes Image müssen die Multis allerdings auch selber verbessern.
Laut einem Diskussionspapier, das Avenir-Suisse-Direktor Gerhard Schwarz in Zürich vorstellte, nützen die im internationalen Vergleich sehr hohe Zahl grosser Unternehmen in der Schweiz allen Teilen der Bevölkerung. Dem Unbehagen in der Gesellschaft mit den Multis will das Institut entgegentreten.
Wertschöpfung und Arbeitsplätze
«Wir bedauern den wachsenden Graben zwischen einem grossen Teil der Politik und der Gesellschaft auf der einen Seite und den multinationalen Konzernen auf der anderen Seite», sagte Schwarz. Gründe, den Wert der Grosskonzerne hervorzuheben, gibt es laut Avenir Suisse genug.
Das liberale Institut verweist in dem Diskussionspapier auf den Beitrag der Multis zum Ertragsbilanzüberschuss und zu den Steuereinnahmen. Je nach Berechnungsbasis schufen diese Firmen 16 bis 36 Prozent der Wertschöpfung. Bei den Arbeitsplätzen stünden die Konzerne für 11 bis 29 Prozent des Stellenbestands in der Schweizer Wirtschaft.
Rahmenbedingungen
Die Zahlen schwanken, weil die Messung des volkswirtschaftlichen Beitrags der Unternehmen nicht einfach ist. Die Innovation werde aber massgeblich von den grossen Unternehmen getragen, heisst es im Diskussionspapier. Die Multis vermochten im weltweiten Wettbewerb zu bestehen, was die Stabilität der Schweiz wichtig sei.
Avenir Suisse wolle auch nicht die Bedeutung der kleinen und mittelgrossen Unternehmen für die Schweiz herunterspielen, sagte Schwarz. Eine «mythische Überhöhung» oder eine romantische Betrachtung der KMU hält er aber für falsch. Auch diese hätten indirekt Anteil an der Globalisierung.
Avenir Suisse plädiert für möglichst günstige Rahmenbedingungen, nicht nur für die Grossbanken, die Pharmariesen, weltumspannende Industrie- und Nahrungsmittelkonzerne, sondern auch die Niederlassungen ausländischer Firmen in der Schweiz. Der Atomausstieg und das Gentech-Moratorium seien aus liberaler Sicht unklug, zudem würden «wirtschaftspolitische Entscheide der jüngeren Zeit» dem Standort Schweiz Schaden zufügen, hiess es.
Gegen Restriktionen
Avenir Suisse spielt damit auf die Annahme der Abzocker-Initiative an. Die Denkfabrik stellt sich auch klar gegen die von den Juso angestrebte Reduzierung der Lohnunterschiede in Unternehmen auf das Verhältnis 1:12, gegen einen gesetzlichen Mindestlohn und gegen eine Erbschaftssteuer. Diese Vorstösse würden die Gefahr der Abwanderung von Firmen vergrössern, hiess es.
Gesellschaftliche Diskussionen will Avenir Suisse ernst nehmen. Das zum Teil schlechte Image der Grosskonzerne liegt an den umstrittenen Folgen der Globalisierung, den bei Multis üblichen hohen Managerlöhnen oder, speziell im Rohstoffhandel, der Diskussion um Menschenrechte und Umweltfragen bei Abbau von Rohstoffen weltweit.
Einen Beitrag zur Einebnung des Grabens zwischen Wirtschaft und Gesellschaft müssten auch die Unternehmen selber leisten, sagte Avenir-Suisse-Ökonom Rudolf Walser. Avenir Suisse fordert von den Topmanagern mehr Bodenhaftung, Verankerung in der Bevölkerung und Authentizität, auch unter Ausübung des typisch schweizerischen Milizsystems.
SDA/mw
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