«Wir geben Flüchtlingen ein bisschen Normalität»
Piera Cerny und Annina Largo lehren Asylsuchende das Fitnessboxen. Die Nachfrage übersteigt das Angebot: Deshalb suchen sie einen weiteren Trainingsraum.
Ihr Beitrag zur Unterstützung von Flüchtlingen ist ein kostenloses Fitnessboxtraining. Wie helfen Sie damit den Flüchtlingen im Alltag?Piera Cerny: In mehrfacher Hinsicht. Natürlich fühlen sich die Teilnehmer fitter und ausgeglichener, da Sport grundsätzlich jedem guttut. Wir können zudem ihre Freude spüren, wenn sie Fortschritte machen und sehen, wie sich dies positiv auf ihr Selbstwertgefühl auswirkt.Annina Largo: Ein wichtiger Punkt ist zudem die Abwechslung, die wir für die Flüchtlinge schaffen können. Da sie in den meisten Fällen nicht arbeiten dürfen und die Deutschschule nur eine begrenzte Zeit in Anspruch nimmt, sind viele zum Herumsitzen und Spazieren gezwungen. Andere Freizeittätigkeiten wären automatisch mit Kosten verbunden. Das Training ist sehr wichtig für die Flüchtlinge.
Woran stellen Sie das fest?Largo: Es gibt viele junge, oft auch minderjährige Asylsuchende, die ohne ihre Familie hierhergekommen sind. Sie haben bei uns im Training die Möglichkeit, rauszukommen und Freundschaften zu knüpfen. Sie kommen sogar in die Stunde, wenn sie sich nicht wohlfühlen und nur zuschauen möchten. Sie kommen bei uns in Kontakt mit Einheimischen und stellen zudem oftmals Fragen, etwa zu schweizerischen Umgangsformen oder Gebräuchen, die ihnen offenbar sonst niemand beantwortet.
Stösst das Angebot auf Interesse?Largo: Das Sportegration-Angebot stösst auf grösseres Interesse, als wir je zu denken gewagt hätten. Natürlich freut uns das, weil wir sehen, mit welcher Freude und Regelmässigkeit die Teilnehmer kommen. Wir können ihnen zwar nicht helfen, was ihre familiäre Situation, ihre Traumata oder ihre Zukunft betrifft, aber wir können ihnen ein bisschen Normalität geben.
Es kommen vor allem Männer. Was hält die Frauen ab?Cerny: Wir beobachten zwei Hauptgründe. Während Eritreerinnen oftmals keine Mühe haben, mit Männern Sport zu machen, ist eine Trennung bei Frauen aus Afghanistan oder auch aus Syrien kulturell bedingt gewünscht. Zudem haben junge Asylsuchende oft kleine Kinder, die grundsätzlich durch die Frauen betreut werden.
Sie planen nun ein Training ausschliesslich für Frauen.Largo: Asyl suchende Frauen haben noch weniger Chancen und Möglichkeiten, aus ihrem Alltag rauszukommen. Dem wollen wir entgegenwirken. Eine Women-only-Gruppe wäre nach unserer Einschätzung schnell ausgebucht.
Weshalb haben Sie nicht von Beginn weg zwei separate Angebote geplant?Cerny: Sportegration gibt es erst seit Sommer 2016. Mittlerweile haben wir ein gutes Netz an Trainern und Hilfstrainern aufgebaut, man kennt uns bei den Durchgangszentren, wir haben Struktur in den Verein gebracht und das Angebot ausgebaut. Man kann nicht von heute auf morgen mehrere Stunden pro Woche anbieten, das braucht alles viel Zeit. Jetzt sind wir aber bereit für eine solche Frauenstunde und hätten auch schon interessierte Instruktorinnen.
Sie sagen, Sie hätten interessierte Instruktorinnen. Woran scheitert die Frauenstunde?Cerny: Wir haben derzeit noch keinen geeigneten Raum. Wir haben vor etwas mehr als einem Monat mit der Suche angefangen – bisher erfolglos.
Welche Kriterien muss ein solcher Raum erfüllen?Largo: Der Raum sollte sich in der Stadt Zürich befinden und gut mit dem ÖV erreichbar sein. Hilfreich wäre, wenn es vor Ort eine Umziehmöglichkeit und wenn möglich Duschen hätte.
Kann Ihr Verein überhaupt Miete bezahlen?Cerny: Es ist uns bewusst, dass wir in Zukunft - anders als heute - mit Ausgaben für die Raummiete rechnen müssen. Trotz unserer ehrenamtlichen Arbeit fallen Kosten an. Wir sind ein gemeinnütziger Verein und bemühen uns um finanzielle Unterstützung von Stiftungen und suchen nach Spenderinnen und Spendern. Was den Raum betrifft: Derzeit sind wir nicht imstande, viel Geld dafür auszugeben.
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