«Wir lassen uns ganz sicher nicht instrumentalisieren»
Der Farbanschlag auf die UBS an der Klimademonstration sorgt für politischen Zündstoff. Die Organisatoren der Demo wussten nichts von der Aktion, distanzieren sich aber auch nicht davon.

15'000 Menschen zogen an der Klimademonstration vom vergangenen Samstag durch die Zürcher Innenstadt. Der Umzug ist gemäss Polizeimeldung friedlich verlaufen – mit zwei Ausnahmen. Während in einem Fall, einer Sachbeschädigung an einem Porsche, die Umstände auch heute Montag noch nicht geklärt sind, haben sich die Verantwortlichen zum zweiten Vorfall selbst in den sozialen Medien bekannt.
Es waren Mitglieder der Bewegung für den Sozialismus (BFS), die am Rande des Umzugs die Fensterscheiben der UBS mit roter Farbe verschmiert haben. Genauer waren es ihre Handabdrücke, die sie in Rot auf den Scheiben hinterlassen haben. Die Banken hätten Blut an den Händen, weil sie mit ihren Investitionen den Treibhausgas-Ausstoss weiter vorantreiben, erklären sie die Aktion auf einem Flyer.
Weitere Aktionen geplant
Dabei wollen es die BFS-Mitglieder offenbar nicht belassen. Der Sprecher der Bewegung, Philipp Gebhardt, sagt gegenüber CH Media, dass sie für die nächste, weltweite Klimademonstration vom 24. Mai «weitere Aktionen zivilen Ungehorsams» organisieren wollen. «Protest kann durchaus auch frech, kämpferisch und unbequem sein», lässt sich Gebhardt zitieren.
Die Stadtpolizei Zürich ermittelt bereits zu den Vorfällen am Samstag, wie Sprecher Christian Spaltenstein auf Anfrage mitteilt. «Eine Anzeige ist bisher noch nicht eingegangen.» Die angekündigten Aufrufe der BFS zu weiteren Aktionen würden in die Risikobeurteilung der weiteren Polizeieinsätze mit einfliessen, so Spaltenstein. Mehr Informationen gibt der Polizeisprecher aus taktischen Gründen nicht bekannt. Die Vorsteherin des Sicherheitsdepartements, Karin Rykart (Grüne), sieht es jedoch als unverhältnissmässig an, eine zukünftige Bewilligung für eine weitere Klimademonstration aufgrund der Ereignisse vom Samstag zu verweigern, wie sie gegenüber dieser Zeitung festhält.
Die BFS wurde 2002 im Zuge der Anti-Globalisierungs-Bewegung gegründet und hat trotzkistische Wurzeln. Bürgerliche Parteien sehen in der aktiven Teilnahme der BFS-Mitglieder an der Demo vom Samstag eine Instrumentalisierung der Klimabewegung für linksradikale Interessen.
BFS wird nicht ausgeschlossen
Dominik Waser, Mitglied der Klimastreikbewegung in Zürich, wehrt sich gegen diese Aussage. «Wir lassen uns ganz sicher nicht von irgendjemandem instrumentalisieren», sagt der 21-Jährige. Klimastreik Schweiz sei eine Bewegung, in der Einzelpersonen vieler verschiedener Organisationen und Parteien Platz haben, «solange sie dieselben Ziele und Werte vertreten und alles friedlich bleibt».
«Für einen Teil der Bewegung sind solche Aktionen ein gangbarer Weg, um die Debatte anzukurbeln.»
Auch die BFS unterstütze die Klimabewegung. Man stehe mit ihren Mitgliedern in Kontakt. Mit der BFS-Farbaktion habe Klimastreik Schweiz allerdings nichts zu tun gehabt und auch nichts davon gewusst, sagt Waser. «Es gibt in unserer Bewegung Leute, die diese Aktion unterstützen. Andere tun es nicht. Wir schliessen die Mitglieder der BFS deswegen nicht aus.» Die Diskussion über den Systemwandel werde eben sehr intensiv und auf verschiedene Weise geführt. «Für einen Teil der Bewegung sind solche Aktionen ein gangbarer Weg, um die Debatte anzukurbeln», sagt der Klimaaktivist.
Wichtig ist das gemeinsame Ziel
Auch im meterlangen Banner mit der Aufschrift «Kapitalismus versenken, Klimakrise abwenden», das die BFS-Mitglieder am Umzug mitführten, sieht Waser kein Problem. «Alle können ihre Flyer, Banner und Plakate mitbringen. Das werden wir nicht verhindern.» Es sei bei so vielen Demoteilnehmenden schlicht unmöglich, alles zu kontrollieren.
Dass aufgrund des Farbanschlags vom Samstag und den angekündigten weiteren BFS-Aktionen künftig weniger Leute an den Klimademonstrationen teilnehmen, glaubt Waser nicht. «Es muss uns allen bewusst sein, dass wir uns in einer Krise befinden, um diese abzuwenden, sind grundlegende gesellschaftliche Veränderungen erforderlich», sagt er. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssten offen über «die dreckigen Geschäfte unserer Schweizer Banken» debattieren und dann sofort und radikal handeln. «Das kollektive Wegschauen muss gestoppt werden.»
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