«Wir von der Schweizer Filiale sind entsetzt» über die Tierkämpfe
Der Hundefutter-Hersteller Royal Canin hat in der Ukraine eine «Hundeshow» gesponsert. Dabei handelte es sich um brutale Kämpfe zwischen Hunden und einem Bären.
In der Ukraine finden laut der Tierschutzorganisation Vier Pfoten regelmässig brutale Kämpfe zwischen Hunden und Bären statt. Dabei werden mehrere Hunde auf einen angeketteten Braunbären gehetzt. Sie bedrohen, hetzen und beissen ihn. Das zeigen Videobilder eines solchen «Wettbewerbs», die Vier Pfoten heimlich aufgenommen hat.
Pikanterweise kommt dabei mehrmals das Logo des Tierfutterherstellers Royal Canin gross ins Bild: Auf einem Band, das die improvisierte Arena auf einer Waldlichtung von den Zuschauern abtrennt, auf einem Banner an einem Gebäude und auf Pokalen. Diese erhalten die Halter der Hunde, die sich am aggressivsten gezeigt und damit am meisten Punkte erhalten haben.
Das auch in der Schweiz tätige Unternehmen, das zum Nahrungsmittelmulti Mars gehört, bestätigt das Sponsoring in einem Schreiben an Vier Pfoten und «Blick» (Artikel online nicht verfügbar). Man habe «ein Logo-Banner, zwei Pokale und Gratisprodukte» für die «Hundeshow» vom 27. und 28. April 2013 in Dubovy Gay zur Verfügung gestellt. Allerdings will Royal Canin, die in Südfrankreich ihren Sitz hat, nichts von den Bärenkämpfen in der Ukraine wissen: «In den Gesprächen mit den Organisatoren dieser Hundeshow war nie die Rede von einer Vorführung mit einem Bären», zitiert «Blick» Unternehmenssprecher Hervé Marc.
Royal Canin nimmt zu Ungereimtheiten keine Stellung
Vier Pfoten zweifelt an dieser Darstellung. Sprecherin Franziska Hettmannsperger versichert gegenüber Redaktion Tamedia: «Wir können belegen, dass Royal Canin mehrmals als Sponsor von Kämpfen zwischen Hunden und Bären aufgetreten ist.» Auf dem Video der Tierschutzorganisation sind auch deutlich mehr als zwei Pokale auf einem Tisch zu sehen. Zumindest auf der Plakette am Sockel eines dieser Pokale der «Ukrainischen Hundevereinigung» mit dem Logo von Royal Canin stehe: «Zweite Meisterschaft von Huskie-Hunden gegen Bären und Wildschweine […] Meister im Bärenkampf (zwei Hunde und ein Bär)».
Auf diesen Vorwurf angesprochen, antwortet Royal Canin Frankreich gegenüber Redaktion Tamedia mehrere Stunden lang nicht. Auch die Anfragen von «20 Minuten» und «Krone Zeitung» wurden offenbar nicht beantwortet. «Vier Pfoten hat den Fall publik gemacht, nachdem das Unternehmen auf Nachfragen und die Bitte um einen Gesprächstermin trotz mehrwöchigem Warten nicht geantwortet hatte», sagt Vier-Pfoten-Sprecherin Franziska Hettmannsperger.
«Wir von der Schweizer Filiale sind entsetzt»
Immerhin reagiert Royal Canin Schweiz: «Wir von der Schweizer Filiale sind entsetzt über diesen Vorfall», sagt Céline Bouldoires, die Leiterin des Kundendiensts. Für Informationen zum Fall selber verweist sie jedoch an die Zentrale in Frankreich. Im Verlaufe des Tages hat das Unternehmen auf Facebook Stellungnahmen publiziert. Auf der Schweizer Seite steht: «Royal Canin war schockiert und betroffen, diese Bilder in Zusammenhang mit unserer Marke zu sehen.» Man verurteile «vorbehaltlos diese abscheuliche Vorgehensweise». Ob und inwieweit die ukrainische Filiale «von dieser Misere wusste, können wir noch nicht sagen».
Auf der Facebook-Seite von Royal Canin Deutschland steht unter einem grossen Entschuldigung, die ukrainische Niederlassung habe diese «Veranstaltung ungewollt unterstützt». Man werde die Verantwortung übernehmen und ausführlich auf die «berechtigten Fragen» antworten.
Geschäftsführer in der Ukraine getadelt
Die österreichische News.at gibt eine Stellungnahme wider, in der Royal Canin an seine Richtlinien erinnert. Diese verbieten die Unterstützung von tierschädigenden Aktivitäten «strengstens».
Man habe «in diesem Fall» zwei Massnahmen ergriffen. Erstens: «Der Geschäftsführer in der Ukraine und sein Team wurden aufgefordert, umgehend Massnahmen zu ergreifen, um jede Art von Sponsoring und Veranstaltungen zu unterbinden, die im Widerspruch zu unserer Tierschutzethik und unserer Unternehmensphilosophie stehen.» Und zweitens: «Eine weltweite interne Kommunikation an unsere Geschäftsführer hat diesen Vorfall aufgegriffen, um noch einmal auf unsere Verantwortung gegenüber den Tieren hinzuweisen.» Darüber hinaus habe man «höchste Wachsamkeit und ein starkes Commitment gefordert, um in Zukunft derartige Vorgänge zu unterbinden».
«Royal Canin soll sich an den Kosten beteiligen»
Vier Pfoten teilte ein Unternehmenssprecher auch mit, man werde sich von künftigem Sponsoring «dieses Events» zurückziehen. Das alles geht den Tierschützern jedoch nicht weit genug. Sie fordern, dass sich Royal Canin nun dem Schicksal der Kampfbären annimmt. In der Ukraine gibt es ihren Schätzungen zufolge 15 bis 20 solche Tiere. Vier Pfoten hat sich zum Ziel gesetzt, sie zu befreien und in eine Station umzusiedeln, die noch eingerichtet werden müsste.
Die Rettung von 15 Bären würde eine Million Euro kosten. Dazu käme noch die Versorgung der Tiere, wobei sich alleine die Futterkosten nach Angaben der Tierschützer auf etwa 4000 Euro pro Jahr und Tier belaufen. «Royal Canin soll sich an den Kosten für die tiergerechte Unterbringung der Bären beteiligen», fordert Vier-Pfoten-Sprecherin Franziska Hettmannsperger.
Die Bären würden heute in kleinen Käfigen gehalten, die sie nur für «Trainings» und die Wettkämpfe verlassen dürften. Vielen Bären seien die Klauen gezogen worden, sie würden oft zu wenig Futter und Wasser erhalten, damit sie geschwächt in die Kämpfe mit den Hunden gehen.
Ukrainische Behörden eingeschaltet
Bei den Haltern der Bären handle es sich vor allem um Zusammenschlüsse von Jägern, die solche Veranstaltungen organisieren, erklärt Hettmannsperger. Die Bärenjagd sei nach ukrainischem Gesetzt jedoch verboten. Man dürfe ihnen auch keinen Schaden zufügen. Die organisierten Kämpfe mit Hunden dienten deshalb einzig der «Volksbelustigung», erklärt die Vier-Pfoten-Sprecherin.
Die Tierschützer haben deshalb die ukrainischen Behörden eingeschaltet. «Diese prüfen derzeit die Vorwürfe, und Vier Pfoten hofft auf eine baldige Entscheidung über die Zukunft der Bären», sagt Hettmansperger.
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