«Wir wollten Männer, die unser Leben finanzieren»
Escortservice: Ein geheimnisvoller Beruf, der ein Leben im Luxus verspricht. Aber der Job bringt auch Schattenseiten mit sich. «Sugarbaby» Manuela S.* gibt einen Blick hinter die Kulissen.

Draussen ist es dunkel und kalt. Es regnet. Manuela S. und ich treffen uns in einem kleinen Café in der beschaulichen Luzerner Altstadt. Sie trägt eine mintgrüne Bluse, ihr langes blondes Haar hat sie streng zurückgebunden. Ihre Hände halten einen Chai Latte fest umschlungen – ihr pinker Nagellack blättert langsam ab. Manuela S. ist eine junge, hübsche Frau, die mitten im Leben steht. Sie hat einen normalen Job und führt ein normales Leben. Doch auf einmal ändert sich alles: «Ich brauchte Geld zum Überleben», sagt sie. Ihr Blick schweift über den Tisch nebenan. Es sitzt niemand da. «Eine Freundin aus Mazedonien hat illegal bei mir gelebt. Da ich in meinem Job sehr wenig verdient habe und die Freundin nicht arbeiten durfte, kamen wir nicht mehr über die Runden.» Nach einigen Internetrecherchen hatten die beiden jungen Frauen eine Idee: «Wir wollten Männer, die unser Leben finanzieren – wir wollten ein High-Society-Leben.» Die beiden Single-Frauen meldeten sich auf der Internetseite «Seeking Arrangement» an. Die Plattform mit 4,5 Millionen aktiven Usern aus 139 Ländern wirbt mit dem Slogan «Einvernehmlich, vorteilhafte Beziehung – Sugarbabys und Sugardaddys bekommen, was sie wollen, wann sie wollen». Auf dem Profil der «Babys» werden Körpermasse und Geschenkwünsche angegeben, auf dem der «Daddys» Vermögen und Fantasien. «Auf dieser Plattform muss man die Treffen selbstständig arrangieren – wenn also etwas passieren würde, wäre man voll und ganz auf sich allein gestellt», erzählt die 23-Jährige.