Wird er Nachfolger der Investorenlegende?
Der Hedgefonds-Manager Li Lu war einst Studentenführer auf dem Pekinger Tienanmen-Platz. Jetzt ist er ein heisser Kandidat für einen der begehrtesten Jobs in der Finanzwelt.
Warren Buffett wird am 30. August 80 Jahre alt. Der legendäre Investor macht zwar keine Andeutungen, dass er sich demnächst aus dem Geschäft zurückziehen wird. Dennoch ist die Frage berechtigt und aktuell: Wer wird der neue Chefstratege für das 100 Milliarden Dollar schwere Anlageportfolio von Buffetts Berkshire Hathaway? Als aussichtsreichster Nachfolgekandidat wurde bisher David Sokol, der Leiter von Berkshires Versorgertochter MidAmerican Energy Holdings, gehandelt. Das «Wall Street Journal» bringt nun einen anderen Namen ins Spiel um die Nachfolge von Buffett. Er heisst Li Lu und ist ein 44-jähriger Hedgefonds-Manager, der aus China stammt.
Li Lu ist ein enger Freund von Charlie Munger, 86-jähriger Vizepräsident des Verwaltungsrats von Berkshire Hathaway. Und der chinesisch-amerikanische Doppelbürger ist bereits geschäftlich mit der Investmentgesellschaft von Buffett verbunden. Lu führte Munger beim chinesischen Automobil-Grosskonzern BYD («Build your dreams») ein. Das Investment bei den Chinesen brachte den Amerikanern in den letzten zwei Jahren einen Profit von etwa 1,2 Milliarden Dollar. Auch Lu investierte beim aufstrebenden Autohersteller. Der Wert seines BYD-Aktienpakets, das er für 20 Millionen erwarb, ist inzwischen auf das Zehnfache angestiegen.
Als Kind lernte er, wie man überlebt
Das Leben von Li Lu ist die Geschichte eines eindrücklichen sozialen Aufstiegs. Er wurde 1966 geboren - im Jahr, als in China die sogenannte Kulturrevolution begann. Seine Eltern wurden in Arbeitslager gesteckt, er wuchs in verschiedenen Familien auf. In diesen Jahren lernte Lu, wie man überlebt. Als er zehn Jahre alt war, konnte sich seine Familie, zu der auch zwei Brüder gehörten, wieder vereinen. Seine Heimatstadt Tangshan wurde aber bald von einem verheerenden Erdbeben getroffen, das rund 240'000 Menschen das Leben kostete. Die meisten Menschen, die er kannte, starben.
Bei seiner Grossmutter lernte Lu lesen und schreiben. Er erkannte den Wert von Bildung und machte an der Nanjing Universität einen Physik-Abschluss. Bei den Studentenprotesten auf dem Tienanmen-Platz in Peking im Jahr 1989 gehörte der 23-jährige Lu zu den Wortführern. Nachdem das Regime hart durchgriff, flüchtete er nach Frankreich. Von dort zog Lu weiter in die USA, wo er von Menschenrechtsaktivisten wie ein Held gefeiert wurde. An der Columbia University in New York lernte er rasch Englisch und studierte Wirtschaft. Entscheidend für seinen weiteren Berufsweg war eine Uni-Veranstaltung mit Warren Buffett im Jahr 1993. Nach Buffetts Referat legte Lu seine Skepsis gegenüber Finanzmärkten ab und begann, Börsengeschäfte zu machen.
«Global leader for tomorrow»
Ein paar Jahre arbeitete Lu als Investmentbanker, ehe er 1997 seinen ersten Hedgefonds gründete. Inzwischen ist er Herr über zwei Gesellschaften: LL Investment Partners und Himalaya Capital Ventures. Gemäss dem «Wall Street Journal»-Bericht erzielt Lu mit seinem Hedgefonds jährliche Renditen von durchschnittlich 26,4 Prozent. Sein Aufstieg blieb nicht unbeachtet. Am WEF 2001 wurde er zu einem «Global leader for tomorrow» ernannt. Einen entscheidenden Deal machte Lu im Jahr 2002, als er bei BYD einstieg.
Der 44-Jährige investiert heute vornehmlich in Hightech-Unternehmen in Asien. Damit ist er in einem Gebiet tätig, das der 80-jährige Buffett meidet. Gemäss eigenen Angaben investiert Buffett nicht in Branchen, die er nicht versteht. Als neuer Investmentchef (CIO) könnte Lu das Anlageportfolio von Buffetts Berkshire Hathaway um einen zunkünftsträchtigen Bereich ergänzen.
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