Wird Krebs jemals heilbar sein?
In dieser Rubrik beantworten unsere Redaktorinnen und Redaktoren häufig gegoogelte Fragen.

Sag niemals nie, lehrte uns schon James Bond in den 1980er-Jahren. Trotzdem wagen wir hier ein entschiedenes «Nein», das zumindest in einem absehbaren Zeithorizont gültig ist.
Es stimmt zwar, dass die Krebstherapie in den letzten Jahrzehnten und vor allem in den letzten paar Jahren grosse Fortschritte gemacht hat. So kann man heute davon ausgehen, dass mehr als die Hälfte aller Krebspatienten geheilt werden können. Besonders günstig sieht die Prognose zum Beispiel bei Hodenkrebs, schwarzem Hautkrebs, Prostata- oder Brustkrebs aus: 80 Prozent oder mehr der Betroffenen überleben die Diagnose länger als fünf Jahre und gelten damit als geheilt – vorausgesetzt, der Tumor wird früh genug entdeckt.
Auch Kinder, die an einer Leukämie erkranken, haben heute ausgezeichnete Heilungschancen: Neun von zehn Betroffenen überleben die Krankheit. Vor 50 Jahren sind noch die meisten Kinder daran gestorben.
Bei anderen Krebsformen sieht es düsterer aus. Bei Lungen-, Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie bei bösartigen Hirntumoren zum Beispiel überleben weniger als 20 Prozent der Betroffenen die ersten fünf Jahre nach der Diagnose. Sowieso: Jedes Jahr sterben in der Schweiz immer noch rund 17'000 Menschen an Krebs. Bei Männern sind bösartige Tumoren seit 2016 sogar Todesursache Nummer eins, bei Frauen nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen Nummer zwei. Die gute Nachricht: Seit Anfang der 1990er-Jahre nimmt die Krebs-Sterblichkeitsrate langsam, aber stetig ab.
Zurück zur Frage: Der Grund, warum die Antwort «Nein» lautet, liegt in der Natur des Krebses. Denn Krebs ist keine einheitliche Krankheit, die mit einer einzigen Strategie behandelt werden kann, sondern eine Gruppe verschiedenster Krankheiten, für die es ebenso viele verschiedene Therapien braucht. Traditionellerweise werden die Krebsformen nach ihrem Ort des Auftretens klassifiziert. Heute geht man aber immer mehr dazu über, den Tumor genetisch und biochemisch zu typisieren. So weiss man, dass viele Tumoren gewisse Eiweisse auf ihren Zellen tragen, die man mit Medikamenten attackieren kann – und zwar egal, ob es sich dabei um einen Darm-, Lungen- oder Brusttumor handelt.
Seit etwa fünf Jahren sorgen neuartige Behandlungen für grosse Euphorie bei den Onkologen, die sogenannten Immuntherapien. Dazu zählen zum einen Wirkstoffe, die das Immunsystem antreiben, damit dieses die Krebsherde angreift und zerstört, zum anderen sogenannte Zelltherapien, bei denen Immunzellen des Patienten so aufgeputscht werden, dass sie die Krebszellen vernichten. Dank solcher Therapien besteht heute die Hoffnung, dass so schwer therapierbare Tumoren wie Lungen-, Magen- oder Nierenkrebs in Zukunft zu behandelbaren Krankheiten werden. Jeden Krebs heilen wird man in absehbarer Zeit trotzdem nicht können, dafür ist es realistisch, dass heute oft tödlich verlaufende Krebsformen zu behandelbaren, chronischen Krankheiten werden. Sodass die Patienten am Schluss nicht am, sondern mit dem Krebs sterben.
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