Das Fleisch- und Wurst-Imperium
Einst war Bell eine Schweizer Metzgereikette, nun ist es ein internationaler Konzern für Fleischwaren und Fertiggerichte. Ein Blick auf die Expansion der Coop-Tochter.

Jetzt gehört auch die Frostag Food-Centrum AG zu Bell. Das Unternehmen produziert Frischteigwaren und vegetarische Gerichte. Der Konzern teilte heute mit, die Firma aus Landquart mit 118 Mitarbeitern übernommen zu haben. Die Akquisition passt in die Entwicklung der letzten Jahre, in denen sich Bell von einem Fleischverarbeiter mit eigenen Metzgereiläden zu einem internationalen Konzern gewandelt hat. Längst vertreibt er mehr als nur Würste und Fleisch. Die Produktepalette ist breit und umfasst selbst Fertigsalate, Fertiggerichte und Tofu.
Von jeher ist Bell eng mit Coop verbunden. Das geht zurück aufs Jahr 1913, als die 1869 von Samuel Bell-Roth gegründete «Ochsenmetzg» respektive die in den Folgejahren ständig gewachsene Bell AG vom Verband Schweizerischer Konsumvereine übernommen wurde. Aus dem Verband der Konsumvereine wurde Coop, und aus der Metzgereikette ab den 1970er-Jahren mehr und mehr ein im Grosshandel tätiger Fleischverarbeiter.

Weil Bell Fleisch und Würste vermehrt nicht nur in den eigenen Filialen und bei Coop verkaufte, sondern auch an andere Händler und in Restaurants lieferte, wollte Coop auch das Aktionariat öffnen und brachte Bell entsprechend an die Börse. 1995 wurde eine Tranche von 20 Prozent am Unternehmen abgetreten, 1997 weitere 20 Prozent. Aktuell hält Coop 66 Prozent an Bell, und Coop-Verwaltungsratspräsident Hansueli Loosli präsidiert gleichzeitig auch das oberste Führungsgremium der Tochtergesellschaft.
Schliessung aller Filialen
Sich definitiv von den Wurzeln verabschiedet hat sich Bell 2004. Damals wurden sämtliche Metzgerei-Fachgeschäfte abgestossen. Betrieb Bell 1994 noch über 70 Filialen, waren es vor 13 Jahren allerdings nur noch deren 19. Drei wurden geschlossen, die anderen verkauft. Die Trennung von den eigenen Verkaufsgeschäften ebnete dem Unternehmen den Weg hin zur Gegenwart.
2008 machte Bell mit der Übernahme des deutschen Charcuterie-Herstellers Zimbo, der Beteiligung am ebenfalls deutschen Schinkenspezialisten Abraham sowie der Akquisition der Charcuterie-Marke Môssieur Polette einen grossen Schritt ins Ausland. Noch bedeutender war indes der Beschluss, die eigene Produktion von Fertigmenüs mit jener der Hilcona zusammenzuführen und eine Mehrheit am liechtensteinischen Unternehmen zu übernehmen. Auf einen Schlag hievte sich Bell damit zum Schweizer Marktführer von frischen Fertigmenüs, sogenannten Convenience-Produkten.

Die Expansion schlug sich in den Umsatzzahlen nieder: 1990 als Metzgereikette setzte Bell 384 Millionen Franken um. 2003 betrugen die Erlöse 1,5 Milliarden Franken und letztes Jahr dürfte der Konzern erstmals die 3-Milliarden-Marke überschritten haben. Die aktuellen Umsatz- und Gewinnzahlen werden erst Ende Februar veröffentlicht. Rund 60 Prozent des Geschäfts macht Bell mit Coop respektive deren Grosshandelstochter Transgourmet. Trotz Auslandsexpansion stammen nach wie vor drei Viertel des Umsatzes aus der Schweiz.
Vier Übernahmen im Jahr 2016
Das Bell-Imperium wurde in letzter Zeit ständig erweitert: Letztes Jahr hat das Unternehmen sein Firmenportfolio mit nicht weniger als vier Akquisitionen ausgeweitet. So wurde die Eisberg-Gruppe – ein Anbieter von Fertigsalaten und geschnittenen Früchten – gekauft und damit die Convenience-Sparte gestärkt. Übernommen wurde auch der Gastronomiezulieferer Geiser und der Walliser Charcuterie-Produzent Cher-Mignon. Das internationale Geschäft wurde mit der Übernahme des österreichischen Pouletverarbeiters Huber vergrössert. Rückschlüsse, wie viel Geld Bell für die Zukäufe aufwarf, werden erst nach Publikation des Jahresberichts möglich sein. Es waren aber mehrere Hundert Millionen Franken.

Sichtbar wird die Expansion der letzten Jahre im Unternehmenswert. Mit dem aktuellen Aktienkurs gerechnet ist Bell derzeit 1,67 Milliarden Franken wert. Das ist mehr als das Doppelte von 2007, als die Coop-Tochter mit ihrer Einkaufstour begann.
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