Das «goldene Ei» und die Spekulationen um Trump
Ein Besuch im sichersten Hotel von Davos. Gönnt sich der amerikanische Präsident im Intercontinental ein Bündner Plättli? Hoteldirektor Daniel Füglister weiss mehr.
Es ist das am stärksten gesicherte Hotel von Davos. Wer nicht vorher von der WEF-Administration gescannt wurde, hat keine Chance, auch nur in die Nähe des Intercontinental zu gelangen. Das «goldene Ei», wie es im Volksmund genannt wird, (eigentlich soll es einen liegenden Fichtenzapfen darstellen) thront hoch über Davos, auf dem Stilli-Boden. Dahinter endet die Hochsicherheitszone, und der Seehornwald beginnt sich über den Berg auszubreiten. Nur wenige Luftmeter rechter Hand daran grenzt der dieses Jahr doppelt so grosse zivile WEF-Flugplatz.
Zwischen acht und zehn mit Maschinengewehren schwer bewaffnete Polizisten muss ein Besucher des goldenen Fichtenzapfens passieren. Eine Schleuse wie am Flughafen durchleuchtet das Gepäck, in den Ecken stehen unauffällige Männer mit Stecker in den Ohren, Kameras beobachten die Situation. Das Summen der Militärhelikopter liegt ständig in der Luft.
Jede ungewöhnliche Bewegung wird sofort registriert – und unterbunden. Fremde Kameras sind nicht gern gesehen. In die oberen Stockwerke gelangt nur, wer eine Hotelkarte besitzt. Eine Übernachtung kostet im Moment: über 5000 Franken.
Der Mantel der Diskretion

Das Fünfsternhotel ist das am stärksten gesicherte Hotel in Davos und rein logistisch der am einfachsten realisierbare Schlafplatz für einen US-Präsidenten. Man sei das ganze Jahr über an Sicherheits- und anderen Vorbereitungen für das WEF, sagt der General Manager des Hotels, Daniel Füglister. «Aber dieses Jahr ist besonders», fügt er mit einem Lächeln an. Über die Spekulationen, wonach Donald Trump hier absteigen wird, breitet er den Mantel der Diskretion aus.
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Drinnen in der Hotellobby läuft unauffällige Musik. Ein Designbüro aus Stockholm hat alles eingerichtet, der Kaffee kommt in Knochenporzellan so weiss wie Schnee, der Boden ist aus Granit, die Wände sind mit Arvenholz dekoriert. Falls Trump sich hier ein Davoser Plättli gönnt, wird er in der Käseauswahl nur Tilsiter kriegen, mit Salami, Rohschinken und Bündnerfleisch. Dekoriert ist das Hotel vorwiegend mit leeren Büchern – ohne Buchstaben.

Zu hoch gepokert
Die Gästeliste des Hotels ist hochkarätig. 300 Mitarbeiter sorgen mit einem steten Lächeln für deren Wohlbefinden, manchmal weit über einen 9-Stunden-Tag hinaus. Delegationen aus allen Ländern steigen hier ab. Die griechische belegt gerade ein ganzes Stockwerk, inklusive Zigarren-Lounge. Man ist auf Businessgäste vorbereitet, wenige Hotels in der Schweiz haben grössere Konferenzsäle.
«Man spürt hier in unserem Hotel den WEF-Spirit, wie überall in den Strassen von Davos», sagt Daniel Füglister. Die Delegationen könnten hier baden, ins Kino gehen, sich vergnügen und arbeiten – alles an einem Ort.

Daniel Füglister übernahm das Hotel letztes Jahr, zuvor war er Direktor des Waldhaus Flims Mountain Resort & Spa. 2014 stand das «goldene Ei» kurz vor der Insolvenz. Kritik wurde laut, dass mit einem solchen Hotel in Davos zu hoch gepokert wurde. Übers Jahr blieben die teuren Betten leer. «Diese Zeiten sind vorbei», sagt Füglister. «Dem Golden Eye geht es sehr gut. Ich kann heute einen sehr guten Geschäftsverlauf verkünden.»
Verschmähte Clinton die Luxushotels?
Ob Trump kommt oder nicht, spielt für das Hotel am Ende keine Rolle. Die aktuelle Aufmerksamkeit sei eine einzigartige Möglichkeit, den Ruf und Bekanntheitsgrad des Hauses, auf welches zurzeit die ganze Welt blickt, zu festigen und auszubauen, sagt Füglister. Die Werbung funktioniert, als hätte der Fichtenzapfen einen Werbedeal mit dem Weissen Haus ausgehandelt.
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