«Es braucht kein Ladenöffnungsgesetz»
Migros-Chef Herbert Bolliger möchte das Gesetz zu den Ladenöffnungszeiten komplett abschaffen. Damit geht er weiter als die Politik und provoziert die Gewerkschaften.

Wenn es nach Migros-Chef Herbert Bolliger ginge, dürften seine Filialen ohne zeitliche Beschränkung ihre Waren verkaufen. In der «Schweiz am Sonntag» sagt er: «Es braucht kein Ladenöffnungsgesetz. Ein Problem mit dem Arbeitnehmerschutz sieht er in dieser Forderung nicht: «Die Angestellten sind über das Arbeitsgesetz geschützt. Ausserdem gibt es viele Mitarbeitende, die abends oder am Wochenende arbeiten möchten, weil es für sie passt.»
Bolligers Forderung ist brisant, denn sie geht weiter als die Politik. Erst diese Woche hat die Wirtschaftskommission des Ständerates ihrem Rat beantragt, das neue Ladenöffnungszeitengesetz anzunehmen. Nach einem jahrelangem Hin und Her in den Räten stellt es die Einigung auf einen Kompromiss dar.
Aufwind dank bürgerlicher Mehrheit
Mit dem neuen Gesetz dürften Händler in der ganzen Schweiz an Wochentagen zwischen 6 und 20 Uhr offen bleiben, an Samstagen zwischen 6 und 18 Uhr. Darunter gehen dürften die Kantone demnach nicht mehr. Bei einer kompletten Liberalisierung müssten die Läden von Montag bis Samstag erst um 23 Uhr schliessen.
Dass sich der Migros-Chef derart aus dem Fenster lehnt, komme nicht von ungefähr, konstatiert die «Schweiz am Sonntag». Denn seit der Erstarkung der bürgerlichen Parteien in den Parlamentswahlen haben die Befürworter einer Liberalisierung wieder Oberwasser.
Gegenwind von der Unia
Die Gewerkschaft Unia läuft Sturm gegen die Liberalisierungsbestrebungen. «Angestellte des Detailhandels sind durch das Arbeitsgesetz nicht genügend geschützt», sagt Unia-Sekretär Arnaud Bouverat in der «Schweiz am Sonntag». Die Liberalisierung, wie sie vom Parlament beschlossen werden dürfte, führe in 14 Kantonen und für 65 Prozent der Beschäftigten zu schlechteren Bedingungen. Wer heute bis 20 Uhr arbeiten müsse, sei oft sehr spät zuhause – und früh morgens bereits wieder im Laden. So seien Beruf und Familienleben kaum vereinbar.
In den Kantonen mit liberalen Öffnungszeiten sei ein Verdrängungskampf zuungunsten der Kleinen zu beobachten, sagt Bouverat. «Verkäuferinnen berichten uns oft, dass sie auch dann im Laden stehen müssen, wenn keine Kunden kommen.» Die grossen Ketten würden in diesen Zeiten einfach weniger Personal ein, was zu extrem aufgesplitteten Arbeitseinsätzen und Arbeit auf Abruf führe», so Bouverat.
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