Amerikaner vertrauen EU-Banken nicht mehr
Harte Zeiten für europäische Banken in den USA: Im letzten halben Jahr wurden dort fast 300 Milliarden Dollar abgezogen. Und der Euro steht gegenüber dem Dollar so tief wie seit fast einem Jahr nicht mehr.

Die USA sind für ausländische Banken derzeit ein hartes Pflaster – so hart wie schon lange nicht mehr. Laut einem Bericht der britischen «Financial Times» (FT) leiden insbesondere in den USA tätige europäische Banken unter einem massiven Einlagenrückgang im vergangenen halben Jahr. Analysten, so die FT, sprechen bereits von einer «Flucht» des Kapitals – weg von ausländischen Instituten, hin zu einheimischen US-Banken.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Um satte 25 Prozent ist das Einlagevolumen bei ausländischen Banken in den USA laut dem FT-Bericht seit Ende Mai geschrumpft – um 291 Milliarden Dollar auf 879 Milliarden Anfang Dezember. Erstmals seit 2002 hätten in diesem halben Jahr die Einlagen Monat für Monat abgenommen. Dies besagten die entsprechenden Daten der US-Zentralbank Fed, so die FT.
«Einen sicheren Ort suchen»
«Besonders betroffen sind Tochtergesellschaften europäischer Banken», schreibt Spiegel online. Dass mangelndes Vertrauen in deren Sicherheit die Hauptursache für den Abfluss der Gelder darstellt, ist für einen Analysten des US-Finanzdienstleisters Wells Fargo klar: «Von vielen US-Unternehmen, die mit europäischen Banken geschäftet haben, hören wir, dass sie angesichts der aktuellen Nachrichtenlage einen sicheren Ort suchen.» Und sicher seien in den Augen dieser Unternehmer US-Banken wie PNC, JP Morgan oder US Bancorp.
Die Tendenz ist klar, so die FT: Hielten ausländische Banken im Mai noch 16,8 Prozent der US-Einlagen, waren es Ende November noch 10,3 Prozent. Die Einlagen bei US-Banken hingegen seien in diesem Jahr bisher um rund 10 Prozent gestiegen. Somit haben die europäischen Banken in den USA ein ähnliches Problem wie die griechischen Institute, von denen in den letzten Monaten Milliarden von Spareinlagen abgezogen wurden: Ihnen kommt allmählich die Liquidität abhanden, die sie gerade jetzt unbedingt bräuchten.
Banken misstrauen sich gegenseitig
Die am jüngsten EU-Gipfel getroffenen Massnahmen zur Eurorettung scheinen die Märkte nicht beruhigt zu haben – im Gegenteil. Laut dem «Wall Street Journal» (WSJ) hat die Anspannung weiter zugenommen. Die Banken trauen sich gegenseitig immer weniger über den Weg. Ein Symptom: Die Zinsen, die Banken für kurzfristige Darlehen untereinander erheben, sind auf den höchsten Stand seit Sommer 2009 geklettert. Die Banken, so das renommierte Wirtschaftszeitung, befänden sich in einem regelrechten Dollarrausch. Als die Europäische Zentralbank den Banken gestern siebentägige Dollardarlehen ausgab, explodierte die Nachfrage: 5,1 Milliarden nahmen die Banken in Anspruch, verglichen mit 1,6 Milliarden in der vergangenen Woche.
Und dann auch noch das: Der Euro ist gegenüber dem Dollar zum ersten Mal seit Januar unter die Marke von 1.30 gefallen. Hinter alldem steht die bittere Einsicht, dass die EU-Entscheidungsträger nicht den Willen oder die Fähigkeit haben, die notwendigen Massnahmen zur Rettung ihrer Einheitswährung zu ergreifen. Zu viele europäische Banken haben zu viele Anleihen hoch verschuldeter Staaten in ihren Büchern. Dass dieser Zustand ohne massive Verluste beendet werden kann, scheinen immer weniger Anleger zu glauben.
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