Renditen von spanischen Anleihen über kritischer Schwelle
Hiobsbotschaft vor dem Treffen der Euro-Finanzminister in Brüssel. Investoren wetten erneut gegen Spanien: Die Renditen für zehnjährige Anleihen steigen auf über sieben Prozent. Der Euro ist unter Druck.
Die Finanzminister der 17 Euro-Länder befassen sich heute Abend mit Finanzhilfen für spanische Banken. Das ist dringend nötig. Denn das Land kommt immer stärker unter Druck: Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere klettern im Vormittagshandel erstmals seit Mitte Juni wieder über die Marke von sieben Prozent.
Das Überschreiten der Schwelle gilt als kritisch, weil die Refinanzierungskosten dann in einen längerfristig nicht tragbaren Bereich vordringen. Italienische Papiere gleicher Laufzeit rentierten unterdessen mit mehr als sechs Prozent.
Während die Zehnjahresrendite in Spanien um 15 Basispunkte auf 7,02 Prozent zulegte, kletterte der Effektivzins für zehnjährige italienische Anleihen um 14 Basispunkte auf 6,14 Prozent. In den kürzeren Laufzeiten waren die Renditeanstiege in etwa doppelt so gross. Für zwei Jahre muss Spanien derzeit fast fünf Prozent Zinsen bieten, Italien rund vier Prozent.
Bis zu 100 Milliarden Euro zur Verfügung
Nach Angaben aus spanischen Regierungskreisen könnte bei dem Treffen in Brüssel heute darüber entschieden werden, wie viel Hilfe die Banken des Landes in Anspruch nehmen müssen. Einem im Juni erfolgten Beschluss zufolge stehen bis zu 100 Milliarden Euro zur Verfügung.
Bei der Hilfe für die spanischen Banken wird den Finanzministern aber zumindest der Entwurf für eine Vereinbarung (Memorandum of Understanding) vorgelegt, auf den sie sich grundsätzlich verständigen dürften.
Nach Angaben von EU-Diplomaten sind aber einige Details sowie die genaue Summe, die Spanien zur Sanierung seiner maroden Banken benötigt, noch offen. Der Betrag werde «bis zu 100 Milliarden Euro» betragen, verlautete in Brüssel. Noch vor Ende Juli wollen sich die Finanzminister der Euro-Zone - womöglich auch nur telefonisch - auf die definitive Absichtserklärung verständigen.
Euro-Spitzenjobs werden neu vergeben
Auch die Besetzung mehrere Spitzenposten steht heute zur Diskussion. So war der amtierende Chef der Euro-Gruppe, Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker, beim Gipfel vor zwei Wochen gebeten worden, die Euro-Finanzminister für weitere sechs Monate zu führen. Eigentlich läuft sein Mandat am 17. Juli ab. Juncker will jedoch nur einwilligen, falls sein Land einen Direktoriumsposten in der Europäischen Zentralbank (EZB) erhält.
Dagegen wehrte sich zumindest bis vor Kurzem Spanien, das diesen Posten bisher innehatte. Von dem Postenpoker hängt auch ab, ob der Deutsche Klaus Regling künftig den ständigen Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) leiten wird. Laut EU-Diplomaten könnten die Minister eine grundsätzliche Einigung erreichen.
Zudem befassen sich die Euro-Finanzminister mit dem Hilfsgesuch Zyperns und dem Stand der vereinbarten Spar- und Reformmassnahmen in Griechenland. Wegen des wochenlangen Wahlkampfs und der Rezession ist das zweite Hilfsprogramm von 130 Milliarden Euro aus der Spur geraten. Für Griechenland und Zypern stellten EU-Diplomaten erst für Ende August Beschlüsse in Aussicht.
Euro auf Zwei-Jahres-Tief
Der Euro hat sich kurz vor dem Treffen der Finanzminister nur geringfügig erholt. Am Morgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,2290 Dollar und damit nur etwas mehr als zum Wochenausklang. Ein Dollar war zuletzt 0,8075 Euro wert. Mit 1,2255 Dollar war der Euro in der Nacht auf ein neues Zwei-Jahres-Tief gefallen. Ein Dollar war zuletzt 0,8132 Euro wert.
Der Euro steht derzeit stark unter Druck. Allein in der vergangenen Woche hatte er vier Cent an Wert verloren. Belastet hatte, dass die EZB zwar ihren Leitzins auf ein Rekordtief senkte, jedoch keine zusätzlichen Hilfen für den Bankensektor Europas in Aussicht stellte. Zudem hatten am Freitag Zahlen vom US-Arbeitsmarkt abermals enttäuscht. Was normalerweise für Druck auf den Dollar sorgt, stützt die US-Währung in Krisenzeiten, weil der Dollar als weltweite Reservewährung gilt.
Zum Franken notiert der Euro weiterhin knapp über dem von der SNB festgelegten Mindestkurs von 1,20 Franken. Aktuell wird ein Euro zu 1,2012 Franken verglichen mit 1,2010 Franken am Freitagabend gehandelt. Leicht schwächer tendiert derzeit indes der Dollar. Der Greenback kostet im frühen Handel am Montag 0,9774 Franken nach 0,9788 Franken am Freitagabend.
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