Schlüpft auch Slowenien unter den Rettungsschirm?
Vertreter der Finanzbranche spekulieren, Slowenien könnte als sechstes Land Hilfe bei der EU beantragen. Ljubljana widerspricht den Gerüchten.

Gegenüber verschiedenen Medien haben Vertreter der Finanzbranche die Meinung geäussert, Slowenien könnte als nächstes Euro-Land Hilfe bei der Europäischen Union beantragen. «Es ist zunehmend wahrscheinlich, dass Slowenien das nächste kleine Land sein wird, das um Hilfen bei der Europäischen Union bitten wird», sagte Michal Dybula, Ökonom bei der Bank BNP Paribas in Warschau, gegenüber dem Wirtschaftsinformationsdienst Bloomberg.
Weniger eindeutig äusserte sich der Londoner Ökonom William Jackson, angestellt bei Capital Economics. Es bedürfte einer weiteren Eskalation der Eurokrise, mit einem Anstieg der Renditen auf ein prohibitiv teures Niveau, um ein Hilfsgesuch beim IWF und der EU auszulösen, sagte er ebenfalls gegenüber Bloomberg.
Grund für die Spekulationen ist die Schieflage von Nova Ljubljanska Banka dd (NLB), der grössten Bank des Landes.
Regierung stellt Hilfe in Abrede
Bei der Regierung in Ljubljana kommen die Gerüchte gar nicht gut an. Er glaube nicht, dass die Europäische Union Slowenien herauskaufen müsse, sagte der slowenische Finanzminister Janez Sustersic laut Bloomberg. «Diese Ökonomen mögen sich schon so äussern, da sie nicht über die neusten Informationen verfügen», so Sustersic weiter.
Auf gutem Wege soll laut Sustersic die Rettung der angeschlagenen Bank NLB sein. Wichtig sei, dass die Kapitalerhöhung nun eingeleitet werde. «500 Millionen Euro» brauche die NLB. Er sei zuversichtlich, dass das Problem mit heimischen Kapital gelöst werden könne, sagte Sustersic.
Bereits Geld geliehen hat sich die NLB von der Europäischen Zentralbank EZB. Laut dem CEO der NLB, Bozo Jasovic, sollen es sich um 1,2 Milliarden Euro handeln.
Kein Kommentar von der EU-Kommission
In Brüssel heisst es schlicht, man habe keinen Antrag aus Slowenien erhalten. «Wir geben keinen weiteren Kommentar zu dem Thema», sagte ein Sprecher der EU-Kommission auf Anfrage.
Bislang haben bereits fünf Euro-Länder Hilfskredite beantragt. Dazu gehören Griechenland, Portugal und Irland sowie zuletzt Spanien und Zypern.
Stagnierende Wirtschaft und steigende Verschuldung
Slowenien war 2004 der europäischen Union beigetreten und durfte bereits 2007 den Euro als Währung einführen. Heute leidet das Land aber an einer stagnierenden Wirtschaft und steigender Verschuldung. Das Haushaltsdefizit betrug im letzten Jahr 6,4 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Für das nächste Jahr sagt die Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) voraus, dass die Wirtschaft schrumpfen werde.
Wie zuletzt Spanien und Zypern bezahlt Slowenien hohe Zinsen an den Kapitalmärkten. Bis zum 29. Juni kletterte die Rendite für eine 2021 fällige Staatsanleihe auf 6,1 Prozent – dem höchsten Wert seit Februar.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch