Schweizer Maschinenhersteller Tornos streicht 225 Stellen
In Moutier und in La Chaux-de-Fonds sollen massiv Stellen gestrichen werden, Entlassungen nicht ausgeschlossen. Auch die Führungsebene muss dran glauben. Das Unternehmen steckt tief in den roten Zahlen.

Der Drehmaschinenhersteller Tornos streicht an zwei Standorten in der Schweiz 225 Stellen. Wie das Unternehmen am Freitag mitteilte, sind Entlassungen nicht ausgeschlossen. Tornos rutschte in den ersten sechs Monaten in die roten Zahlen.
Das Unternehmen schrieb einen Verlust von 3,4 Millionen Fr. nach einem Gewinn von 5,4 Millionen in der Vorjahresperiode. Die Stellen verschwinden in Moutier BE und in La Chaux-de-Fonds NE.
Wie Tornos schreibt, strukturiert das Unternehmen um und richtet sich strategisch neu aus. Neben dem Stellenabbau gehört dazu auch eine Reduktion der Geschäftsleitung. Als Gründe für die drastischen Einschnitte nennt Tornos den unverändert starken Franken und die von der Schuldenkrise gebeutelten Staaten Südeuropas. Das Unternehmen hat dort seine wichtigsten Märkte.
Schlankere Führungsstruktur
Bei der Umstrukturierung verfolgt der Drehmaschinenhersteller sechs Stossrichtungen, die ihn internationaler ausrichten sollen.
Daneben strebt Tornos eine höhere Flexibilität, Wachstum durch Innovation, eine höhere operative Effizienz und höhere Erträge im Servicegeschäft an, wie die Firma am Freitag mitteilte. Dies soll der Verlagerung der Märkte aus Europa nach Asien und in weitere Schwellenländer Rechnung tragen.
In den BRIC-Ländern will Tornos darum die industriellen Kapazitäten ausbauen und die Vertriebs- und Servicestrukturen stärken. Parallel zur Internationalisierung will das Unternehmen spezifisch auf Kunden ausgerichtete Produkte für die Marktsegmente Auto, Medizin- und Dentaltechnik, Elektronik sowie Mikromechanik entwickeln.
Das alles werde mit einer schlankeren Führungsstruktur umgesetzt, teilte Tornos weiter mit. Zwei Konzernleitungsmitglieder treten zurück und verlassen das Unternehmen im laufenden Jahr. Ein Manager scheidet aus der Geschäftsleitung aus und leitet neu die strategischen Projekte der Gruppe. Ein weiteres Geschäftsleitungsmitglied wird pensioniert.
Positive Kommentare – Aktienkurs steigt
Die Aktien von Tornos sind nach Bekanntgabe einer Neuausrichtung gesucht. Die Papiere notiert gegen 9.30 Uhr mit 1,2 Prozent im Plus bei 6,93 Franken. Der Gesamtmarkt gemessen am SPI stieg leicht um 0,2 Prozent. Die Aktie von Tornos hat seit dem bisherigen Jahreshoch Mitte März bei 10,55 Franken rund 40 Prozent abgegeben und Ende August bei 6,30 Franken vorerst Boden gefunden.
Die geplanten Massnahmen sind nach Ansicht des Analysten der Bank Vontobel absolut notwendig. Das Unternehmen sei mit seinem bisherigen Geschäftsmodell nicht mehr in der Lage gewesen nachhaltige Gewinne zu erzielen. In den Schätzungen für das zweite Halbjahr habe Tornos bereits Restrukturierungskosten in Höhe von rund 10 Millionen, Franken berücksichtigt, heisst es im Kommentar weiter. Darum werde die Ankündigung keine direkten Auswirkungen auf die Erwartungen haben.
Die ZKB zeigte sich vom Ausmass des Stellenabbaus überrascht. Ohne Anpassungen in der Kostenstruktur und auch bei der Strategie wäre es für Tornos bei einer anhaltenden europäischen Wirtschaftsschwäche indes immer schwieriger geworden, lautet der ZKB-Kommentar.
Die Anpassung der Kostenstruktur scheine die einzige Möglichkeit zu sein, in Zukunft erfolgreich gegen die Konkurrenz anzutreten. Die Anpassung der Produkt- und Absatzstrategie dürfte nach Ansicht der ZKB noch wichtiger sein.
Gewerkschaften empört
Überhasteter Rotstift-Einsatz beim Personal, Plünderung der regionalen und nationalen Industrie: So haben die Arbeitnehmerverbände auf den Abbau eines Drittels der Stellen beim Drehmaschinenhersteller Tornos reagiert.
Die Gewerkschaft Unia verlangte in einem Communiqué, dass Landesregierung und Schweizerische Nationalbank eine eigentliche Industriepolitik im Interesse des Werkplatzes Schweiz einführen und durchsetzen. Nur eine Stärkung der Gesamtarbeitsverträge und Investitionen in neue Technologien sowie der Einsatz der Behörden könne den Werkplatz retten.
Der Verband Angestellte Schweiz bezeichnete den Stellenabbau bei Tornos als überhastet. Kaum trübe sich die Konjunktur ein, komme aus der Maschinenindustrie schon die erste Hiobsbotschaft. Das sei ein beunruhigendes Zeichen für den bereits unter Druck stehenden Jura und die ganze Schweizer Industrie.
Die Zyklen wechselten immer schneller, der Rotstift beim Personal werde auch immer schneller angesetzt. Das Tornos-Management müsse sich bewusst sein, dass ihm in einem Aufschwung Fachkräfte fehlen werden. Darum sollten alle Massnahmen geprüft werden, den Stellenabbau möglichst gering zu halten.
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