«2030 werden wir in einer völlig neuen Mobilitätswelt leben»
Angesichts des grossen technologischen Umbruchs in der Mobilität sei es falsch, jetzt auf eine unterirdische Güterbahn zu setzen, sagt Verkehrsexperte Daniel Müller-Jentsch.

Herr Müller-Jentsch, laut der heute veröffentlichten Machbarkeitsstudie zum Projekt «Cargo Sous Terrain» (CST) soll ein schweizweites Tunnelsystem für die Güterverteilung per Bahn rentabel zu betreiben sein. Wie beurteilen Sie die Chancen, dass ein solches Grossvorhaben – dessen erste Etappe allein 3,5 Milliarden Franken kosten soll – einmal Gewinne abwerfen wird?
Ich bin da recht skeptisch. Ohne das Zahlenwerk der Machbarkeitsstudie im Detail zu kennen, scheint mir ein flächendeckendes Tunnelsystem für die Schweiz kaum finanzierbar. Tunnelbauten zählen zu den teuersten Verkehrsinfrastrukturen, bezogen auf die Kosten pro Kilometer. Zudem schafft man hier ein neues Infrastruktursystem, das parallel zu den bestehenden Systemen betrieben werden müsste. Bevor man die erste Etappe eines solchen Grossprojekts in Angriff nimmt, ist auch eine Kosten-Nutzen-Analyse des Gesamtsystems erforderlich. Wenn private Investoren das Projekt finanzieren, ist das ihre Entscheidung. Bevor jedoch Steuergelder fliessen, bedarf es einer kritischen Debatte.