Was nun der Weltwirtschaft droht
Kein Budget in den USA: Nun stehen nicht nur Hunderttausende Amerikaner ohne Job da, der «Shutdown» wird sich auch rund um den Erdball auswirken.
Bis vor kurzem hat man den erneuten Streit im US-Parlament um ein neues Budget und um die Erhöhung der Schuldenobergrenze auf den Kapitalmärkten nicht besonders ernst genommen. Es überwog die Ansicht, keine der beteiligten Parteien werde sich das Desaster leisten können, das eine ausbleibende Einigung zur Folge hätte. Immerhin haben sich die Parteien bei früheren Streitigkeiten meist in letzter Minute einigen können. Das ist nun nicht der Fall. Eine Einigung zum Budget wurde verworfen.
Die Folge ist, dass die US-Regierung eine Reihe von Aufgaben vorübergehend nicht mehr finanzieren kann. Die Hauptsorge gilt aber der geplanten Erhöhung der Schuldenobergrenze, die bis zum 17. Oktober über die Bühne gehen muss. Kommt sie nicht zustande, droht den USA ein Zahlungsausfall. Im Vordergrund stehen die folgenden wirtschaftlichen Gefahren:
- Die Weltkonjunktur
Die Entwicklung in der grössten Volkswirtschaft der Welt beeinflusst nach wie vor den Gang der Weltwirtschaft. Die USA haben sich noch nicht von der Finanzkrise erholt. Die Arbeitslosigkeit ist mit 7,3 Prozent für das Land deutlich zu hoch. Sie zeigt ohnehin ein geschöntes Bild der Lage, da sie ihren jüngsten Rückgang vor allem dem Umstand verdankt, dass sich Betroffene aus dem Arbeitsmarkt verabschiedet haben. Könnte die Regierung ihre Ausgaben nur noch aus laufenden Einnahmen finanzieren, müsste sie sofort 600 Milliarden Dollar einsparen, was einem Anteil von 4 Prozent am Bruttoinlandprodukt entsprechen würde. Damit droht den USA ein Rückfall in die Rezession mit Wachstumseinbrüchen in weiteren Ländern weltweit. Die Schweiz als Land mit einem besonders hohen Aussenhandelsanteil könnte sich dem kaum entziehen.
- Überexpansive Geldpolitik und Währungsverhältnisse
Die US-Notenbank hat ihren überraschenden Entscheid im September, weiterhin aus allen Rohren Geld in die Wirtschaft zu pumpen, auch mit dem Risiko im Zusammenhang mit dem Finanzstreit der Politiker begründet. Erwartet wurde vor diesem Entscheid ein langsames Auslaufen der Anleihenkäufe der Notenbank, die sich aktuell auf einen Umfang von 85 Milliarden Dollar monatlich belaufen. Tritt nun der Staat mit seinen Ausgaben drastisch auf die Bremse, muss die US-Notenbank dagegenhalten. Das bedeutet aber auch, dass sich andere wichtige Notenbanken kein Zurückfahren der ultralockeren Geldpolitik erlauben können, denn sonst riskieren sie eine Aufwertung ihrer Währung, was der Konjunktur wegen dadurch geschwächter Exporte besonders stark zusetzen würde. Das gilt besonders für die Schweiz mit ihrer Untergrenze von 1.20 Franken pro Euro. Die Folge ist aber, dass die Gefahr von Blasen vor allem im Immobilienbereich weiter steigt – wie überhaupt die Risiken durch spekulative Übertreibungen mit dem anhaltend billigen Geld.
- Risiko einer neuen Finanzkrise
Die Schulden der USA sind in Wertpapieren verbrieft – sogenannten Treasuries. Sie haben für die Finanzmärkte eine grosse Bedeutung. Treasuries gelten als risikolos, weil ein Staatsbankrott des Landes gewöhnlich für ausgeschlossen gilt. Der Anteil an Investitionen in US-Staatspapiere steht daher für den Grad an Sicherheit einer Bank oder eines anderen Finanzinstituts. Wenn diese Risikoeinschätzung nun mit einem Schlag ändert, hat das gewaltige Konsequenzen, da alle Finanzanlagen und Institute einer Neubeurteilung unterzogen werden müssten. Alles, was als sicher galt, kann mit einem Schlag als unsicher gelten. Die letzte Finanzkrise hat gezeigt, welche Folgen eine solche rasche Neueinschätzung der Risikowahrnehmung haben kann.
- Zinsunsicherheit
Für sich genommen könnte ein Zahlungsausfall der USA die Zinsen erhöhen, was weltweit auf die Konjunkturlage drücken würde. Höhere US-Zinsen wirken sich auch auf das Zinsniveau anderer Länder aus. Wie sich die Zinsen tatsächlich verhalten, hängt aber von der Reaktion der Notenbank ab. Sie würde – gemessen an ihrer bisherigen Politik – einer solchen Entwicklung durch den Aufkauf von Staatsanleihen wohl entgegenwirken. Das würde aber einerseits die bereits erwähnten Gefahren dieser Geldpolitik weiter erhöhen und andererseits zu einer noch grösseren Unsicherheit in der weiteren Zinsentwicklung führen – was sich schon bisher als Belastungsfaktor für die ganze Weltwirtschaft erwiesen hat.
- Aktienmärkte
Die Erwartung, dass ein Kompromiss zustande kommt, hatte an den weltweiten Aktienmärkten noch bis in die letzte Woche hinein nicht zu drastischen Kurseinbrüchen geführt. Die jüngste Entwicklung des Streits setzte den Börsen jetzt aber immer mehr zu. In Asien schloss der japanische Nikkei-225-Index in der Nacht auf den Montag mit einem Minus von 2 Prozent, und die wichtigsten Börsenplätze Europas schlossen im roten Bereich. Die bisherige Börsenreaktion verweist noch nicht auf eine grosse Angst. Doch solange die Unsicherheit zur Schuldenerhöhung anhält, ist nicht mit einer Entspannung zu rechnen. Weitere Anzeichen für einen ausbleibenden Kompromiss zur Schuldenobergrenze dürften den Aktienmärkten noch deutlich stärker zusetzen.
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