«Momentan hat man einen verdammt vergifteten Cocktail»
Die Unia kämpft mit Swatch-Chef Nick Hayek und Stadler-Rail-Chef Peter Spuhler gegen die Deindustrialisierung.

«Was wir heute tun - dafür war es höchste Zeit», sagt Corrado Pardini, Sektorleiter Industrie bei der Gewerkschaft Unia. Die Unia lud Wirtschaftsgrössen wie Swatch-Chef Nick Hayek und Stadler-Rail-Chef Peter Spuhler zu einer gemeinsamen Diskussionsrunde.
«Das nennt man Sozialpartnerschaft», sagte Pardini in Bern. Diese sei in letzter Zeit etwas aus der Usanz gekommen. Angesichts der drohenden Deindustrialisierung müsse man aber einen Prozess in Gang bringen. «Finden die Sozialpartner keinen Weg, wird es keine Lösungen geben, weder für das Frankenproblem, noch für den Werkplatz und erst recht nicht für unsere schwierig gewordenen Beziehungen zu Europa», sagte er.
Schweiz ist im Vergleich zu Europa besser dran
Spuhler und Hayek bezeichnete er als «echte Industrielle». Hinter ihnen würden keine anonymen Investmentfonds, Hedgefonds oder Private Equity Fonds die Fäden ziehen. Sie würden beweisen, dass an der Deindustrialisierung nichts naturläufig sei.
Hayek sprach von einem «verdammt vergifteten Cocktail», den man zurzeit habe. Dabei sprach er zum einen auf den stark überbewerteten Franken an, machte aber auch einen Seitenhieb gegen die Gewerkschaften: «Und dann kommt der Rechsteiner und sagt: Jetzt machen wir Lohnerhöhungen.»
Hayek und Spuhler lobten die Schweizer Gewerkschaften verglichen mit anderen in Europa aber als wenig ideologisch. Das sei wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit und den Werkplatz. «Diese Flächentarifverträge in Deutschland - das ist Mumpitz», sagte Spuhler. Es brauche dezentrale Lösungen.
Hayek fordert mehr Selbsvertrauen
Swatch-Chef Nick Hayek hat am Industrietag ein selbstbewussteres Auftreten der Schweiz in den Verhandlungen mit der EU gefordert. «Die EU hat das genau gleich grosse Interesse an den Bilateralen wie wir», sagte er.
Wenn er eine Verhandlung führen müsse, dann sage er: «Ich habe einen Verwaltungsrat. Der Verwaltungsrat wird das nie akzeptieren.» Die Schweiz könne sagen: Wir hatten eine Volksabstimmung. Das sei legitim.
Stadler-Rail-Chef und früherer SVP-Nationalrat Peter Spuhler warnte vor einem «Kippeffekt in der Bevölkerung». Zu einem solchen könne es kommen, wenn das Gefühl aufkomme, dass nichts gemacht werde. Die Bilateralen I müssten aber erhalten werden.
Schutzmassnahmen haben gefehlt
Paul Rechsteiner, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, wandte ein, dass die Schweizer Bevölkerung zu den Bilateralen Verträgen immer Ja gesagt habe. Dies weil die Pakete begleitet waren von Schutzmassnahmen zugunsten der Arbeitnehmenden - den flankierenden Massnahmen. Diese Schutzmassnahmen hätten gefehlt am 9. Februar. Man müsse blind sein, um da keinen Zusammenhang zu sehen.
Bei den älteren Arbeitnehmenden beispielsweise habe sich die Situation verschlechtert. Die Inländerinnen und Inländer müssten verstehen, dass sie eine Chance hätten. Das Erfolgsrezept werde daher sein: Fortsetzung der Bilateralen Verträge verbunden mit Schutzmassnahmen.
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