Bank Vontobel setzt auf eine «Politik der ruhigen Hand»
Der jüngste Währungsschock hinterlässt bei der Bank nur geringe Spuren. Unerwartet gross ist der Neugeldzufluss.

Die Bank Vontobel sieht keinen Anlass, nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses und den erhöhten Negativzinsen rasch Gegensteuer zu geben. Vielmehr will die Vermögensverwaltungsbank an ihrer «Politik der ruhigen Hand» festhalten, wie sie in der gestrigen Mitteilung zum Jahresabschluss 2014 festhielt. Vontobel setzt also einen anderen Akzent als die Bank Julius Bär, die Anfang Februar als Reaktion auf die Beschlüsse der Nationalbank ihre Absicht bekannt gab, die Kostenbasis um 100 Millionen Franken zu senken und zu diesem Zweck 200 Arbeitsplätze abzubauen.
Der grössere Handlungsbedarf bei Julius Bär ergibt sich dadurch, dass im vergangenen Jahr 60 Prozent ihres Aufwandes in Franken angefallen sind – hingegen nur 13 Prozent der Erträge. Ein solches Ungleichgewicht schmälert bei einem erstarkenden Franken die betriebliche Profitabilität.
Im Fall von Vontobel ist diese Balance besser gewahrt, wie Finanzchef Martin Sieg vor den Medien darlegte: Die Differenz zwischen Frankenaufwendungen und -erträgen betrug bei den betreuten Kundenvermögen 27 Prozentpunkte (70 abzüglich 43 Prozent). Bezieht man in diese Betrachtung den Dollar mit ein – dessen letztjähriger Durchschnittskurs zum Franken nur geringfügig vom heutigen Niveau abweicht –, verringert sich das währungsmässige Ungleichgewicht zwischen Aufwendungen und Erträgen auf nur mehr 10 Prozentpunkte (90 abzüglich 80 Prozent). Von daher ist die Zürcher Bank vom drastisch veränderten Währungsumfeld hierzulande vergleichsweise wenig betroffen.
Fulminantes zweites Halbjahr
Darüber hinaus vermochte Vontobel die von ihr betreuten Kundenvermögen bis Ende Januar auf 128,5 Milliarden Franken zu steigern, verglichen mit dem letztjährigen Durchschnittsvolumen von 124,3 Milliarden. Mit anderen Worten: Der Bank ist es gelungen, die mit der Frankenaufwertung verbundenen wechselkursbedingten Verluste auf ausländischen Vermögensbeständen durch Neugeldzuflüsse mehr als wettzumachen.
Bereits der im vergangenen Jahr realisierte Zustrom an neuen Geldern von 6,2 Milliarden Franken übertraf die Analystenerwartungen bei weitem. Hatten sich die Zu- und Abflüsse im ersten Halbjahr noch die Waage gehalten – bedingt durch die eingetrübten Wirtschaftsaussichten in den Schwellenmärkten –, erzielten die Vermögensverwalter in der zweiten Hälfte einen aufs Jahr hochgerechneten Zuwachs bei den Nettoneugeldern von 11,4 Prozent. Vor allem dieser Wachstumssprung dürfte laut Marktbeobachtern verantwortlich dafür gewesen sein, dass die Vontobel-Aktie gestern um 2,7 Prozent zulegte.
Mit einem Gewinn von 134,5 Millionen Franken (+10 Prozent) kommt Vontobel auf eine Eigenkapitalrendite von 8,7 Prozent. Die 10-Prozent-Zielmarke rückt für den Konzern allmählich in Sichtweite.
Erstellt: 11.02.2015, 21:53 Uhr
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