Stadler-Deal mit Nebengeräuschen
Zugbauer Stadler erhält von Waadtländer Bahnen einen Grossauftrag von über 230 Millionen Franken. Der Kantonsregierung in Lausanne passte dies gar nicht – und ging auf Stadler-Patron Peter Spuhler zu.

Das Thurgauer Schienenfahrzeug-Hersteller Stadler Rail erhält von vier Westschweizer Transportbetrieben einen Grossauftrag über 231,5 Millionen Franken für 17 Zugskompositionen für die Meterspur. In die Verhandlungen schaltete sich auch der Waadtländer Regierungsrat ein.
Unter den Auftraggebern befinden sich die Montreux Oberland Bernois (MOB), Die Verkehrsbetriebe der Region Morges, Bière und Cossonay (MBC) und Travys aus Yverdon-les-Bains sowie die Freiburgischen Verkehrsbetriebe (TPF).
Stadler bei allen Kriterien vorne
Die ersten Fahrzeuge sollen Anfang 2015 ausgeliefert werden, wie die Transportgesellschaften in Lausanne informierten. Stadler sei bei allen Kriterien der beste Anbieter gewesen, sagte Michel Pernet, Direktor der MBC.
Der Thurgauer Rollmaterial-Hersteller sei auf der Grundlage eines strengen Pflichtenhefts ausgewählt worden. Im Gegensatz zu Bombardier, der den Nischenmarkt aufgegeben habe, sei Stadler «der Spezialist» für die Meterspur.
Von den 17 Zügen gehen je vier an die MOB und die MBC, weitere drei an Travys sowie sechs an die TPF. Die 17 Zugskompositionen kosten rund 150 Millionen Franken.
Politiker setzen sich für Standort ein
Vom Gesamtbetrag von 231,5 Millionen Franken sind 80,1 Millionen Franken für zusätzliche sieben Züge bestimmt, deren Bestellung aber noch bestätigt werden muss. Die Auslieferung soll Anfang 2015 beginnen und bis Juli 2016 dauern.
Unmittelbar im Anschluss an die Medienkonferenz der vier Transportunternehmen traten die Waadtländer Regierungsräte Philippe Leuba (FDP) und Nuria Gorrite (SP) vor die Medien. Sie zeigten sich über die Auftragsvergabe enttäuscht. Eine Bombardier-Werkstätte für Bahnmaterial im Kanton ist zur Zeit nicht ausgelastet. Das Verfahren habe jedoch dem Gesetz über das öffentliche Beschaffungswesen entsprochen.
Im waadtländischen Villeneuve betreibt der kanadische Zug- und Flugzeughersteller Bombardier ein Werk, in dem sich derzeit 56 der 200 Angestellten in Kurzarbeit befinden. Dies wegen der Verzögerung eines Auftrags für den Bau von 59 Doppelstockzügen für die SBB im Wert von 2,1 Milliarden Franken.
Unteraufträge an Stadler-Konkurrent Bombardier
Der Waadtländer Regierungsrat traf sich deshalb mit alt SVP-Nationalrat und Stadler-Patron Peter Spuhler, um über die Vergabe von Unteraufträgen zu verhandeln. Nach den Verhandlungen wurde vereinbart, dass Stadler von 2013 bis 2020 massiv mehr Unteraufträge in den Kanton Waadt vergibt.
Insgesamt sollen 40 Millionen Franken in die Waadtländer Industrie fliessen. Davon soll Stadler-Konkurrent Bombardier 10 Millionen Franken erhalten. Der Direktor von Bombardier Schweiz, Stéphane Wettstein, bezeichnete dies als gute Nachricht für die Region.
Die Bombardier-Züge für die SBB hätten eigentlich ab Dezember 2013 ausgeliefert werden sollen. Unter anderem wegen eines Rechtsstreits um den Rollstuhlbereich verzögert sich die Lieferung jedoch um bis zu zwei Jahre. (cpm/mw/sda)
Erstellt: 13.03.2013, 17:09 Uhr
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