Daimler geht unter die Autovermieter
Mit dem Carsharing-Projekt Car2go will der Autobauer junge Kunden gewinnen. Er führt Gespräche mit Metropolen in Europa und in den USA. Positiver Nebeneffekt: Der Absatz des schwächelnden Smart soll steigen.

Der Autobauer Daimler will sein Carsharing-Projekt car2go nach erfolgreichen Tests in Ulm und Texas auf viele Metropolen in Europa und den USA ausweiten. «Es beginnt der Roll-out in die Grossstädte der Welt», kündigte Daimler-Vorstandsmitglied Thomas Weber am Montag in Hamburg an. Als erste Millionenstadt wird Hamburg ab Frühjahr 2011 mit zunächst 300 Smart-Kleinwagen versorgt. Die Autos sollen dann überall im Innenstadtgebiet parken und können ohne Reservierung gemietet werden.
Weber zeigte sich zuversichtlich, dass der neue Daimler-Geschäftszweig schnell wachsen wird: «Wir sind mit allen europäischen Hauptstädten im Gespräch», sagte er. Vor allem auf einen Zuschlag für Paris mache er sich Hoffnung. Auch mit US-Städten liefen Verhandlungen, fügte er hinzu.
Mit dem Car2go-Projekt will Daimler drei Fliegen mit einer Klappe erwischen: Die Firma soll schon in wenigen Jahren Geld verdienen, wie Daimler-Manager Robert Henrich ankündigte. Neben dem Gewinn stehen aber auch zwei strategische Ziele: Die schwächelnde Daimler-Tochter Smart soll gestützt werden, sie liefert alle Mietwagen. Ausserdem will der eher für seine grossen und sicheren Autos bekannte Hersteller bei jungen Leuten einen Fuss in die Tür bekommen: 60 Prozent der car2go-Nutzer sind zwischen 18 und 35 Jahre alt, wie der Konzern festgestellt hat. «Wir kommen an Kunden heran, die wir sonst nicht erreichen», sagte Weber. Daimler versucht seit Monaten, vor allem seiner Marke Mercedes-Benz ein sportlicheres, frischeres Bild zu verpassen. Hintergrund ist der grosse Erfolg der sportlicher auftretenden Konkurrenten Audi und BMW.
Weniger Verkehr in die Stadt
In Ulm und der texanischen Stadt Austin hat Daimler das Projekt seit 2009 erprobt. In Hamburg soll nun ein echter gewinnorientierter Geschäftsbetrieb aufgebaut werden. Als Partner hat Daimler den Autovermieter Europcar ins Boot geholt, dessen Mitarbeiter sich um die praktische Organisation kümmern. Von Daimler kommen die Autos und vor allem die Computerprogramme. Daimler-Manager Martin Zimmermann deutete an, die Zusammenarbeit mit Europas grösstem Autovermieter könne auch in anderen Städten weitergehen: «Wir würden das nicht machen, wenn wir uns nicht mehr vorstellen könnten.»
Der Hamburger Bürgermeister Christoph Ahlhaus lobte das Projekt bei der Vorstellung als «innovativ und modern». Heutzutage seien Parkplätze rar, die Autofahrer stünden im Stau, «man muss ausgetretene Pfade verlassen», sagte der CDU-Politiker. Grünen-Umweltsenatorin Anja Hajduk nannte das Ziel, «Teile des Autoverkehrs zu senken». Das Car2go-Projekt könne dazu beitragen, dass weniger Autofahrer mit dem eigenen Fahrzeug in die Stadt führen. Die schwarz-grüne Hamburger Landesregierung schiebt zurzeit mehrere Umwelt-Projekte an, denn die Stadt trägt 2011 den Titel Umwelthauptstadt Europas. So sollen auch Elektro-Smarts Teil der Flotte werden.
Einmal anmelden genügt
Bei Car2go muss der Kunde sich einmal anmelden und bekommt einen kleinen Aufkleber mit einem Computerchip auf den Führerschein geklebt. Mit diesem Funkchip und einer Geheimzahl können die Leih-Smarts gestartet werden. Am Ende der Fahrt wird das Auto geparkt, der Fahrer meldet sich elektronisch ab, ein Computer registriert die gefahrene Zeit, die dann bezahlt werden muss. Die Parkgebühren sind inklusive. Über das Internet oder das iPhone kann der Kunde sehen, wo in seiner Nähe gerade ein car2go-Auto steht. Der Preis beträgt 29 Cent pro Minute, inklusive Sprit, aller Kilometer und Parkgebühren.
Das Projekt Ulm hat inzwischen mehr als 20'000 Nutzer und bis zu 1000 vollautomatische Mietvorgänge pro Tag, in Austin sind mittlerweile mehr als 10.000 Nutzer registriert. In Ulm wird jeder der 200 dortigen Leih-Smarts im Schnitt viermal am Tag ausgeliehen.
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