Das Ecclestone-Problem des Nestlé-Präsidenten
Peter Brabeck ist einer der mächtigsten Manager der Schweiz – und Formel-1-Präsident. Wie belastend wird das Mandat nach der Ecclestone-Anklage für den Verkäufer von Kindermüesli und fairem Kaffee?

Der Vorwurf gegen F1-Boss Bernie Ecclestone wiegt schwer: Er soll 2006 dem Chef einer deutschen Bank 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld bezahlt haben. Es ging um den Verkauf einer Beteiligung an der Formel 1 und um die Macht im Rennzirkus. Nach zwei Jahren Ermittlungen erhob die Münchner Staatsanwaltschaft nun Anklage. Ecclestone nimmts gelassen, zumindest vordergründig: «Ein interessanter Fall» werde das, abgesehen davon berühre ihn die Sache «nicht wirklich».
Nicht unberührt lassen dürften die neusten Wirren um den «König der Formel 1», Nestlé-Chef Peter Brabeck. Der Österreicher ist nämlich Präsident der Formel-1-Dachgesellschaft Delta Topco, von der wiederum Bernie Ecclestone Geschäftsführer ist. Von der «Bilanz»schon mal als «Freund» Ecclestones bezeichnet, werfen die jüngsten Ereignisse einen Schatten über das Motorsport-Engagement Brabecks.
Das Imageproblem der Formel 1
Er, der sauberes Wasser, fair bezahlten Kaffee und Kindermüesli verkauft, zeigt sich lächelnd Seite an Seite mit dem 82-jährigen Briten. Einem Mann, der einen ganzen Haufen an Problemen angehäuft hat. Da sind ja nicht nur die millionenschweren Bestechungsvorwürfe, die Formel 1 plagten in den letzten Jahren ein Sexskandal um FIA-Chef Max Mosley, die Spionageaffäre um McLaren (2007), als dem Rennstall schliesslich sämtliche Punkte abgezogen wurden, oder die Manipulationsvorwürfe von 2009.
Und nicht nur das: Das Formel-1-Geschäft ist ein verschachteltes Konstrukt von Firmen, Beteiligungen und Investoren. Alle wollen am milliardenschweren Karussell mitdrehen: TV-Sender, Rennstreckenbesitzer, Sponsoren und Teams. Der Vorwurf der Intransparenz taucht immer wieder auf. «Heute geht es ihm (Ecclestone, Anm. der Redaktion) fast nur noch ums Geld. Wenn es so weitergeht, verliert die Formel 1 die Basis», liess der frühere Rennfahrer Marc Surer bereits 2009 verlauten. «Mehr Gelddruckmaschine als Sport», beschrieb «Die Zeit» den Formel-1-Zirkus. Dabei ist unbestritten, dass dieser Motorsport Hunderte Millionen Zuschauer Sonntag für Sonntag begeistert.
Brabeck muss den Ecclestone-Nachfolger suchen
Brabecks Aufgabe bei der Formel 1 war die Begleitung des ursprünglich für 2012 geplanten Börsengangs sowie die Nachfolgesuche für Bernie Ecclestone. Das IPO wurde letztes Jahr schliesslich sistiert, die Wirtschaftskrise lastete zu sehr auf den Märkten. Und auch bei der Chefsuche wird sich Brabeck weiter gedulden müssen, Ecclestone liess gestern verlauten, er trete trotz Anklage nicht zurück. Für den Deutschen Autokonzern könnte genau dies ein Rückzug aus der Formel 1 bedeuten, so zumindest schrieb es die «Süddeutsche» (Artikel online nicht verfügbar) vor einem Jahr. Imageprobleme lassen grüssen.
Derweil wird sich Brabeck um seine weiteren Mandate kümmern: Als Nestlé-Präsident versucht er den Nahrungsmittelmulti als nachhaltig agierenden Konzern zu positionieren und bei der Credit Suisse begleitet er die Neuausrichtung des Finanzgiganten nach den Wirren der letzten Jahre in dieser Industrie. Zudem leitet er die überstaatliche Water Resources Group, die sich um den Schutz des Rohstoffs Wasser kümmert. Die Verwaltungsratsmandate bei L’Oréal und Exxon Mobil kommen noch hinzu.
Ob das alles noch zusammenpasst mit dem schwierigen Image des Formel-1-Geschäfts, muss der erfolgreiche Lebensmittelmanager selber beantworten.
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