Die Ampel der Vernunft
Lebensmittel sollen als gesund oder ungesund gekennzeichnet werden. Gut so.

Es ist so schwierig, einfachen Verlockungen zu widerstehen – dem zweiten Truffe du Jour, dem dritten Feierabendbier. Oder dem Reflex, hinter jeder Amtshandlung, die uns auf den leuchtenden Pfad der Ernährungsvernunft schubsen soll, staatliche Bevormundung zu wittern: Bundesrat Berset, Hände weg von meinem Teller!
Nun will unser Gesundheitsminister, ein klassischer welscher Etatist, die grossen Lebensmittelkonzerne mehr oder weniger sanft dazu bringen, ihre Produkte in der Schweiz mit einem Farbcode zu kennzeichnen. Grün: gesund, Rot: gar nicht gesund, um Himmels willen meiden. Und Orange: so so lala. Argumente gegen die Kennzeichnung sind schnell gefunden. Sich gesund zu ernähren, ist je nach Alter und körperlicher Tätigkeit ungleich komplexer als ein simples Ampelsystem für alle, ob es etwas bewirkt, ist ungewiss, und überhaupt: Herr Berset, Hände weg von den Tellern mündiger Bürgerinnen und Bürger!
Mehr als 80 Milliarden Franken Gesundheitskosten
Aber betrachten wir die Sache einmal andersrum: Die Gesundheitskosten in der Schweiz steigen laufend, sie liegen gegenwärtig bei etwas mehr als 80 Milliarden Franken pro Jahr. Davon sind 8 Milliarden auf Übergewicht zurückzuführen, Tendenz: stark zunehmend. Diabetes, Herzkrankheiten, Asthma, Arthritis, Depressionen und Kombinationen davon sind direkte und indirekte Folgen der viel zu vielen Kilos auf den Rippen.
Während Ärzte, Krankenkassen, Spitäler, Kantone und Big Pharma einander gegenseitig die Schuld an immer höheren Prämien zuschieben, sind also zehn Prozent der Gesamtkosten absolut vermeidbar – wenn möglichst viele Menschen sich regelmässig bewegen und sich vernünftig ernähren würden. Gesundheitsprävention ist also gesellschaftlich erwünscht und politisch schlicht ein Muss. Das Ampelsystem ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Aber es ist ein vernünftiger und vor allem freiwilliger Ausgangspunkt für die Aufklärung über einen gesunden Lebensstil. Alain Berset hat recht.
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