«Entkoppelt doch endlich das Casino von der Bank»
Der jüngste Finanzskandal der UBS bewegt die Leser von Redaktion Tamedia. Der Tenor ist einhellig und auch an sarkastischen Bemerkungen fehlt es nicht.
Drei Minuten vor Beginn des Börsenhandels in Zürich um 9 Uhr liess die UBS am Donnerstagmorgen die Bombe platzen: Ein 31-jähriger Händler hatte in London schätzungsweise 2 Milliarden Dollar (1,75 Milliarden Franken) in den Sand gesetzt. Das mühsam wiedererlangte Renommée der Bank hat mit dieser Hiobsbotschaft erneut tiefe Kratzer erhalten.
«Das Markenzeichen ‹Sicher wie eine Schweizer Bank› ist somit futsch», schreibt Leser Ernst Strickler in einer spontanen Reaktion in der Kommentarspalte von Redaktion Tamedia. Viele Leser stimmen mit dieser Meinung überein. Die UBS habe nichts aus dem Fiasko der Finanzkrise gelernt, ist der Tenor. «So einer Bank darf man doch keinen Rappen anvertrauen. Das Einzige, was die noch im Griff haben sind ihre Boni!» kritisiert Peter Egli.
«Ein würdiger Jahrestag»
Das Déjà-vu-Erlebnis ist regelrecht eine Einladung an sarkastische Bemerkungen. «Man könnte diesen UBS-Artikel aufbewahren und alle paar Monate mit neuem Datum wieder publizieren», meint etwa Leser Walter Schmid. Robert Schuster schlägt in die gleiche Kerbe: «Das nenne ich, den dritten Jahrestag der Lehman-Pleite würdig zu begehen.» Andere Leser befürchten bereits das Schlimmste: «Hoffentlich, muss der Staat diese Superbank nicht schon wieder retten», heisst es in der Kommentarspalte. Oder: «Hmm, ob der Herr noch einen Boni erhält für sein Werk? Möglich wärs.»
Inzwischen steht der gestrauchelte Londoner Glücksritter unter Betrugsverdacht in Haft. Der 31-Jährige soll bei seinen Finanzaktionen alleine gehandelt haben, heisst es. Doch gibt es Zweifel an dieser These. «Ich habe Zweifel an der Alleingang-Theorie», sagt etwa der emeritierte Bankenprofessor Hans Geiger im Interview mit Redaktion Tamedia. Ein Alleingang würde bedeuten, dass dieser Fall auf keiner einzigen Stufe des bankinternen Kontrollsystems festgestellt worden sei, so Geiger. Einige Leser stützen diese Vermutung: «Man will uns also ernsthaft glauben machen, eine Einzelperson könne 'unautorisiert' die Bank für 2 Milliarden USD verpflichten, ohne dass das jemand merkt?» heisst es in einem Kommentar.
Die Lehren aus dem jüngsten Skandal
Es gibt aber auch Stimmen, welche die UBS indirekt in Schutz nehmen. «Die Kritiker sollten sich bewusst sein, dass dies nicht nur ein UBS-Problem ist, sondern ein systemisches», meint Zelokan Zel. Und Martin Locher versteht den ganzen Ärger nicht. «Wieso nerven wir uns, wenn die UBS Milliarden verliert? Ist doch deren Sache, oder? Das ist nicht unser Geld.»
Einig ist man sich auch darüber, dass man dringend die Lehren aus diesem jüngsten Fall UBS ziehen muss. «Jetzt sollte es nun wirklich reichen. Warum geht die Schweiz nicht mal als Erste mit einem griffigen Bankengesetz vorneweg?» schreibt Jo Kissling. Auch die Forderung das Investmentbanking auszulagern, findet grossen Anklang. «Entkoppelt doch endlich das Casino von der Bank», fordert Josef Meier. Diese Position vertritt auch Andy Bissig: «Besser wäre eigentlich Investmentbanking gleich zu verbieten, wer zocken will soll ins Casino.» Daniel Brüngger befürchtet jedoch, dass sich auch nach diesem Skandal nichts ändern werde.
Und am Ende seien die Aktionäre und Kunden der UBS am meisten gefordert, meint Hanspeter Eberhard: «Solange die Aktionäre und Kunden nur auf kurzfristige Rendite getrimmt sind, müssen wir nicht überrascht sein, wenn kurzfristige Auswüchse passieren. Liebe Aktionäre und Kunden der UBS: Jetzt seid Ihr gefordert!»
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