Grossbritanniens umstrittenster Manager
Pilot Willie Walsh hatte im Alter von 43 Jahren die oberste Karrierestufe erreicht. Nun kämpft er als Airline-Manager ums Überleben des britischen Stolzes. Mit unkonventionellen Methoden.

Als Chef eines der grössten europäischen Billigflieger, Aer Lingus, überraschte Willie Walsh 2001, als er im Überlebenskampf des Unternehmens dessen Kunstsammlung zu Barem machte. Seither gilt er als Sparmanager im Flugbusiness. Das war auch dem Verwaltungsrat der British Airways nicht entgangen. 2005 hob der Airline-Gigant den Iren Walsh als Nachfolger des zurücktretenden Australiers Tod Eddington auf den Chefposten.
Der Auftrag war klar, er musste das Flaggschiff der britischen Transportindustrie für die Zukunft fit machen. Will heissen, in der innereuropäischen Konkurrenz mit Air-France-KLM und Lufthansa an die Spitze fliegen. Anfänglich nicht schlecht im Rennen scheint das Vorhaben – trotz Fusion mit der spanischen Iberia – immer mehr in die Sackgasse zu gelangen. Während die Deutschen erst seit Kurzem rote Zahlen schreiben, kämpft British Airways seit zwei Jahren mit fehlenden Einnahmen. Die Lage war schon im letzten Sommer so heikel, dass Walsh von der «schwierigsten Zeit in der Geschichte des Unternehmens» sprach.
Rekordverlust und Streiks
Das ist das Terrain von Willie Walsh. Sparen hat er bei Aer Lingus gelernt, 2000 Entlassungen hatte er im Jahr 2001 nebst dem Bilderverkauf veranlasst und so die taumelnde Airline wieder auf Kurs gebracht. Bei British Airways versucht Walsh nun seit Monaten den gleichen Weg. Nur mit viel mehr Widerstand. Und der Streit mit den Gewerkschaften droht zum Überlebenskampf nicht nur Walshs sondern auch der Airline zu werden.
«What next for Willie Walsh and BA?», fragte der «Telegraph» gestern, nachdem ein Berufungsgericht den neusten Streik des Kabinenpersonals abgesegnet hatte. Der zweite Schlag folgte heute, nachdem die Airline einen Rekordverlust von umgerechnet knapp 800 Millionen Franken für das am 31. März abgelaufene Geschäftsjahr bekannt gegeben hatte. «After record losses Willie Walsh's reputation rests on union battle», so die «Times».
Die Aschewolke durchflogen
Ein Manager in der Bredouille sozusagen. Aber Walsh ist nicht einer, der das Handtuch wirft, der nicht nach unkonventionellen Lösungen sucht. Das bewies er in der jüngsten Vulkanasche-Krise, als der inzwischen berüchtigte Eyjafjalla den Himmel über Europa dichtmachte. Die Briten waren als erste betroffen, und das massiv.
Walsh sah Ungemach und fehlende Einnahmen über seine Branche hereinbrechen und bestieg kurzerhand mit einem Piloten eine Maschine, um eigenhändig den Himmel zu inspizieren. «Kein Problem», meldete er nach sicherer Landung und geisselte das von den Flugbehörden erlassene Flugverbot. Ein cleverer und populärer Schachzug, angesichts Tausender gestrandeter und genervter Passagiere an den Flughäfen.
Wie lange kann er sich noch halten?
Das wird einen Grossteil davon ausmachen, was Walsh trotz negativen Resultaten auf seinem Chefsessel hält. Sein Hemdsärmeligkeit, die Art und Weise, wie er an Konflikte herangeht. Noch hat er Kredit bei Investoren und den Rückhalt der Politik. Sollte die Misere aber noch länger anhalten, ist es bei British Airways wohl auch um den wirbligen Iren geschehen.
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