Julius Bär kauft zu – Aktie verliert
Die Schweizer Privatbank übernimmt die internationale Vermögensverwaltung der US-Bank Merrill Lynch. Julius Bär lässt sich das einiges kosten. Die Übernahme hat auch für die Aktionäre ihren Preis.

Die Bank Julius Bär, grösster reiner Vermögensverwalter der Schweiz, antwortet auf die Probleme des globalen Privatkundengeschäfts mit Masse. Von der US-Bank Merrill Lynch will Julius Bär bis zu 72 Milliarden Franken Kundenvermögen dazukaufen. Damit der Deal sich rechnet, muss die Bank sich aber anstrengen.
Das Geschäft mit dem Geld reicher Menschen kennt derzeit viele Herausforderungen: Aus Angst, Vermögen zu verlieren, geben die Kunden eher wenig Handelsaufträge für die Börsen. Zudem ist das Anwerben und Betreuen der anspruchsvollen Kunden für die Banken nicht billig.
Dazu kommen schärfere Regulierungen, die allgemeine Verunsicherung durch internationale Steuerkonflikte und die Tatsache, dass das Schweizer Bankgeheimnis nicht mehr uneingeschränkt gilt.
Ausbau in Schwellenländern
Das ausseramerikanische Geschäft von Merrill Lynch, einem Teil des Giganten Bank of America, lässt sich Julius Bär bis zu 860 Millionen Franken kosten. Der Übernahmepreis beträgt 1,2 Prozent der übernommenen Vermögen. Julius Bär stellt sich auf einen Zufluss von 57 bis 72 Milliarden Dollar von bisherigen Merrill-Lynch-Kunden ein.
Ende Juni hatte die Zürcher Bank 179 Milliarden Franken unter Verwaltung. Mit den Merrill-Lynch-Vermögen käme die Bank auf bis etwa 250 Milliarden Franken. Julius-Bär-Chef Boris Collardi ist überzeugt, dass Grösse sich rechnet. «Wir gewinnen damit eine Reihe wichtiger Stützpunkte dazu», sagte er in Zürich.
Durch den Deal wird fast die Hälfe der verwalteten Vermögen aus den aufstrebenden Schwellenländern stammen, die neben Europa das erklärte Betätigungfeld der Bank sind. Julius Bär stellt einen Teil der Merrill-Lynch-Kundenberater vor die Wahl, zu bleiben oder die Bank zu verlassen.
Nicht profitabel
Allerdings ist das Auslandsgeschäft der Amerikaner derzeit nicht profitabel, weil es zu teuer betrieben wird. Julius Bär bringt 400 Millionen Franken auf, um die Sparte profitabel zu machen, von der Bank of America fliessen 120 Millionen Franken dazu, wie Finanzchef Dieter Enkelmann erläuterte. Ab 2015 soll der Zukauf sich positiv auf den Gewinn der Julius-Bär-Gruppe auswirken.
Finanzkreise hatten schon wochenlang darüber spekuliert, ob die Bank of America Geschäfte an Julius Bär verkaufe. Analysten warnen aber vor Risiken, die sich Julius Bär aufhalsen könnte. Sie zweifeln besonders an der Vereinbarkeit der beiden Bankkulturen. Zudem seien immer grössere Banken mit der Zeit schwieriger zu lenken, hiess es.
Kapitalerhöhung
Obwohl Julius Bär nicht auf leeren Kassen sitzt, wiesen die Experten auch auf den Kapitalbedarf hin. Der Zukauf muss nicht nur finanziert, sondern auch abgesichert werden. Die Bank braucht laut eigener Aussage bis zu 1,47 Milliarden Franken Kapital, um den für die kommenden zwei Jahre geplanten Schritt zu vervollständigen.
Neben dem Kaufpreis von bis zu 860 Millionen Franken schlagen Integrationskosten von 312 Millionen Franken zu Buche, das Eigenkapital stärkt die Bank mit 300 Millionen Franken. Rund eine halbe Milliarde kann Julius Bär aus eigenen Mitteln nehmen, der Rest soll dazu aus neuen Aktien stammen. Ein Teil davon erhält die Bank of America.
Die Aktionäre, die Bezugsrechte geltend machen können, müssen im September darüber bestimmen. Die Börse nahm die Information einer Kapitalerhöhung nicht gut auf. Der Aktienkurs lag den ganzen Tag deutlich unter Schlusskurs vom Freitag. Schliesslich ging das Papier mit einem Minus von 7,4 Prozent – nur wenig über dem Tagestief – aus dem Handel.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch