Kein Leder aus Brasilien
H&M könnte dazu beitragen, dass Umweltschutz auch bei Präsident Jair Bolsonaro in Mode kommt.

Wenn ein Modegigant wie H&M sich auf einmal für den Amazonas einsetzt, wirkt das zunächst mal ziemlich scheinheilig. Es geht ja nicht um den Schutz der Natur, sondern vor allem um den der eigenen Geschäfte. Die florieren, dank Fast Fashion, immer neuen Kollektionen in immer schnellerer Abfolge. Den Preis zahlen Arbeiterinnen in Entwicklungsländern – und die Umwelt.
Dennoch ist es richtig, dass der schwedische Konzern nun zugunsten des Amazonas kein Leder mehr aus Brasilien kaufen will: aufgrund der «schweren Brände im brasilianischen Teil des Amazonas-Regenwaldes und der Verbindungen zur Viehzucht», wie es in einer Erklärung hiess.
Wenn es ums Geldverdienen geht, können Bolsonaro und seine Minister nicht mehr weghören.
Das Verbot gelte so lange, bis Sicherungssysteme vorhanden seien, die garantierten, dass das Leder nicht zu Umweltschäden im Amazonas-Gebiet beitrage. 80 Prozent der Entwaldung dort stehen in Zusammenhang mit der Viehwirtschaft. Wo früher Urwaldriesen standen, grasen heute Rinder. Ihr Fleisch landet auf Tellern und in Schüsseln von Shanghai bis Schaffhausen, ihr Leder liegt in Form von Handtaschen oder Herrenschuhen in Schaufenstern auf der ganzen Welt.
Alleine voriges Jahr exportierte Brasilien Tierhäute im Wert von 1,4 Milliarden US-Dollar – ein gutes Geschäft, das Politikern in Brasília viel wichtiger ist als der Schutz von Indigenen oder der Umwelt.
Mit Argumenten wie Biodiversität oder Klimaerwärmung stösst man bei ihnen auf taube Ohren. Wenn es aber ums Geldverdienen geht – oder besser gesagt: um Gewinneinbussen wegen internationalen Boykotts ihrer Waren –, können Bolsonaro und seine Minister nicht mehr weghören. Und so wäre es möglich, dass ausgerechnet die Kleidungsindustrie am Ende dazu beiträgt, dass Umweltschutz auch in Brasilien ganz gross in Mode kommt.
Erstellt: 09.09.2019, 22:13 Uhr
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