Migros-Bank überlegt sich Negativzinsen für Grosskunden
Der nochmals erhöhte Druck auf das Zinsgefüge führt auch bei der Migros-Bank dazu, dass sie an einem Tabu rüttelt: Bei Grosskunden sei die Einführung von Negativzinsen möglich.

«Bei Grossanlegern können wir uns das vorstellen», sagte Migros-Bank-Chef Harald Nedwed am Montag bei der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Die Negativzinsen würden dann pro Grosskunden ab einem gewissen Schwellenwert gelten.
Der Schritt sei aber noch nicht beschlossen, die Migros-Bank wolle erst die Entscheide der Europäischen Zentralbank (EZB) vom Donnerstag abwarten, sagte Nedwed. «Wir haben schon abgeklärt, ob unser IT-System überhaupt Negativzinsen verarbeiten kann; und es kann das.»
Im Retailbereich, also bei den Kleinkunden, sei die Einführung von Negativzinsen «im Moment nicht vorstellbar», ergänzte der Bankchef. In einem solchen Fall würden nämlich wohl viele Kunden ihre Guthaben einfach abziehen.
Allerdings könnten die Zinssätze noch näher Richtung null sinken. Privatkonten verzinst die Migros-Bank derzeit noch mit 0,1 Prozent. Einen Spielraum für Zinssenkungen sieht Nedwed bei anderen Guthabenklassen wie Anlagekonten oder Kassenobligationen.
Unter SNB-Freigrenze
Die Migros-Bank selber muss auf ihren Giroguthaben bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) keine Negativzinsen gewärtigen. Sie liege um 1,5 Milliarden Franken unter dem von der Nationalbank gewährten Freibetrag, sagte Nedwed. Die SNB verlangt ab Donnerstag auf Giroguthaben oberhalb gewisser Freibeträge einen Negativzins von 0,75 Prozent.
Die Credit Suisse hatte am Sonntag bestätigt, dass sie auf das Marktumfeld reagiere und grosse Firmenkunden oder Pensionskassen bald dafür zahlen müssen, wenn sie grosse Guthaben anlegen. Zur Höhe der sogenannten Guthabenkommission äusserte sie sich nicht.
Zu den direkten Auswirkungen des tief gefallenen Euro-Wechselkurses auf die Migros-Bank sagte Nedwed, alle Devisenbestände seines Instituts seien abgesichert. «Wir haben keine offenen Fremdwährungsbestände.»
Auch würden Lombardkredite oder Devisentermingeschäfte von Kunden sehr zurückhaltend gehandhabt bezüglich Anforderungen wie der nötigen Deckung. Seit dem Ende des Euro-Mindestkurses der SNB sind diverse Devisenbroker in Schieflage geraten. Deren Kunden haben auf Pump im Devisenhandel spekuliert und scheinen nun aufgrund erheblicher Verluste nicht mehr in der Lage, die Kredite zurückzuzahlen.
Auch andere Banken könnten nachziehen
Die Postfinance sowie andere Finanzinstitute wie die UBS und die ZKB erwägen ebenfalls, die Negativzinsen auf Grosskunden zu überwälzen. Kleinsparer und Kleinunternehmen seien ausgenommen, solange die SNB ihre Politik nicht weiter verschärfe, hiess es bei der ZKB. Spannend wird sein, ob der Fall des Euro-Mindestkurses bei Banken Löcher in die Geschäftsbücher reisst. Migros-Bank-Chef Nedwed sagte, alle Devisenbestände seines Instituts seien abgesichert. Auch bei Lombardkrediten oder Devisentermingeschäften von Kunden sei die Situation aufgrund der vorsichtigen Kreditpolitik im Griff.
Operativ sei der Wachstumskurs fortgesetzt worden. Die Kundengelder nahmen im vergangenen Jahr um 4,8 Prozent auf 32,3 Milliarden Fr. zu. Auf der anderen Seite weitete die Migros Bank die Hypothekenkredite um 4,6 Prozent auf 32,6 Milliarden Fr. aus. Damit wurde das Marktwachstum übertroffen, laut Nedwed nicht wegen grösserer Risikobereitschaft, sondern wegen des Ausbaus des Vertriebs und den günstigen Konditionen. Die Zinsmarge sei aber geschrumpft, denn der Ertrag im Zinsengeschäft ( 2,7 Prozent) sei weniger stark als das Gesamtvolumen gestiegen, erklärte Nedwed.
Auch im Kommissionsgeschäft ( 2,2 Prozent) und im Handelsgeschäft ( 10,3 Prozent) legte die Migros Bank zu. So stieg der gesamte Geschäftsertrag um 3,0 Prozent auf rekordhohe 613,9 Millionen Franken. Der Bruttogewinn verbesserte sich um 6,1 Prozent auf 328,6 Millionen. Der noch deutlichere Sprung des Reingewinnes erklärt sich zudem vor allem damit, dass keine Reserven für allgemeine Bankrisiken mehr gebildet wurden. Stattdessen äufne die Migros Bank mit Blick auf die regulatorischen Anforderungen aus dem Reingewinn nun vermehrt Kernkapital.
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