Phoenix aus der Asche – die Geburt der Swiss
Nach dem Grounding der Swissair stampften Banken und Staat eilig die Swiss aus dem Boden. Doch der Phoenix hob nicht ab.
Das Grounding der Swissair war ein Schock. Vor genau zehn Jahren, am 2. Oktober 2001, lief nichts mehr. Der heutige Verwaltungsratspräsident der Nachfolgegesellschaft Swiss sass damals im Direktorium der Nationalbank. Im Interview mit der «Handelszeitung» erinnert sich Bruno Gehrig: «Wir mussten Koffer mit Tausendernoten an die Piloten der Swissair liefern, weil sie nur noch gegen Bargeld Kerosin bekommen haben. Das war schon beschämend.»
Ein Tag nach dem Grounding wurde ein Hilfskredit des Bundes bewilligt und auch von den Banken floss Geld, damit der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden konnte. Ausgestattet mit weiteren Bundesmitteln flog die Swissair noch bis ins folgende Jahr. Im Mai 2002 hoben Credit Suisse, UBS, der Kanton Zürich und der Bund mit zwei Milliarden Franken den Phoenix aus der Asche: Sie schufen aus der von Moritz Suter 1978 gegründeten Swissair-Tochtergesellschaft Crossair die neue Swiss International Air Lines. Suter, der Basler Patron, wurde aus dem Unternehmen gedrängt – er wurde nicht in den neuen Verwaltungsrat berufen.
Dem Entscheid gingen hitzige politische Diskussionen voraus. Letztlich stimmten sämtliche Parteien mit Ausnahme der SVP im Parlament dem Engagement für die neue Swiss zu. Die Bürgerlichen fürchteten um den Wirtschaftsstandort Schweiz, die Linke um die Arbeitsplätze am Hub Zürich. Ökonomen bezeichneten die Geldspritze dennoch als ordnungspolitischen Sündenfall, Luftfahrtexperten kritisierten das Projekt als überdimensioniert für den kleinen Heimmarkt Schweiz.
An die Lufthansa verkauft
Tatsächlich startete die neu geborene Swiss mit 84 Maschinen der Crossair sowie 26 Kurz- und Langstreckenflugzeugen der Swissair. Sie übernahm auch einen Grossteil der bisherigen Swissair-Verbindungen. Für viel Geld holte man den Stardesigner Tyler Brulé, der der Fluggesellschaft einen pompösen Auftritt verschuf.
Doch der Phoenix hob nicht ab. Die Airline schaffte es nicht in eine der grossen Allianzen und musste somit auf wertvolle Kooperationen mit anderen Fluggesellschaften verzichten. Hohe Treibstoffkosten und die überdimensionierte Flotte vernichteten Millionen in Windeseile. Hinzu kamen interne Differenzen: Die Ex-Crossair- und Ex-Swissair-Angestellten begriffen sich als zwei unterschiedliche Kulturen. Dass die früheren Mitarbeiter der Swissair mehr verdienten als ihre Kollegen von der Crossair sorgte zusätzlich für Aufruhr.
Im März 2005 kapitulierten die Eigentümer: UBS, CS, der Bund und der Kanton Zürich verkauften die Swiss für 310 Millionen Euro an die Lufthansa. Der Deal ist in der Öffentlichkeit viel kritisiert worden – der Verkaufspreis galt als viel zu niedrig. Zuvor waren Verhandlungen mit der Lufthansa bereits einmal geplatzt, weil man sich nicht handelseinig geworden war.
In den folgenden Jahren verkaufte die Swiss Flugzeuge und strich Verbindungen – die Flotte schrumpfte auf heute 63 Maschinen und 72 Destinationen. Auch die Zahl der Beschäftigten hat abgenommen. Mitte 2011 zählte die Swiss 7572 Beschäftigte. Wenige Monate vor dem Grounding waren es im Fluggeschäft der SAirGroup, zu dem neben Swissair und Crossair auch die Chartergesellschaft Balair gehörte, rund 10'800 Angestellte gewesen. Die Schrumpfkur zahlte sich aus: 2011 schrieb Swiss einen operativen Gewinn von 368 Millionen Franken. Erstmals schwarz schrieb das Unternehmen bereits 2006.
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