Starker Franken wird zum Jobkiller
Maschinenbauer, Uhrenhersteller und Pharmakonzerne legen demnächst die Halbjahreszahlen vor. Dabei wird deutlich: Der starke Franken drückt die Gewinne so stark, dass Firmen abwandern und Kündigungen drohen.
Die Berichtssaison ist eröffnet: Schweizer Unternehmen legen ab sofort im Wochentakt die Unternehmenszahlen zum Halbjahr vor, vom mittelgrossen Betrieb bis zum börsenkotierten Konzern. Und das mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Einerseits können sich Schweizer Unternehmen, die im Inland produzieren, über hohe Absatzzuwächse im Ausland freuen. Der Uhrenhersteller Swatch zum Beispiel verzeichnet laut Analysten ein zweistelliges Umsatzwachstum, der Maschinenhersteller Georg Fischer ein Umsatzplus von 25 Prozent in ausländischen Währungen.
Andererseits werden die Exportzuwächse auf der Gewinnseite einzelner Unternehmen durch den starken Franken wieder zunichtegemacht. Die Betriebe leiden unter dem Transaktionseffekt: «Die Umsätze werden in Euro verdient, aber die Kosten fallen in Franken an», erklärt Julius Bär-Analyst Patrik Lang den Zusammenhang. Die Konsequenz im Inland: «Die Führungsetagen werden als kurzfristige Massnahmen die Werbeausgaben und Reisekosten im Inland reduzieren und auch Einstellungsstopps verhängen.»
Firmen fliehen ins Ausland
Insbesondere Uhrenhersteller, Maschinenbauer sowie Klein- und Mittelstandsbetriebe geraten unter Kostendruck. Vor allem letztere können nicht so einfach die Produktion ins Ausland verlagern wie die Grosskonzerne. Diese werden vom starken Franken vergleichsweise weniger stark getroffen. Denn immer mehr Produktionsstandorte werden ins Ausland verlegt, um in lokaler Währung zu produzieren und sich von der Fakturierung in Franken zu lösen.
Dieser Trend wird sowohl laut Analysten als auch den Unternehmen zufolge stark zunehmen. Denn die Umsätze auf den Auslandsmärkten entwickeln sich überdurchschnittlich, sodass es vorerst genügt, im Inland die Kosten einzufrieren und im Ausland die Verkaufspreise weiter zu erhöhen. Nahrungsmittelkonzerne wie Nestlé oder Unternehmen aus dem Pharmabereich wie Novartis schreiben durchwegs gute Zahlen in den Auslandsmärkten: Das operative Ergebnis wird in der Fremdwährung ausgewiesen. Erst bei der Umrechung kommen die Kursverluste zum Tragen.
«Um aber die negativen Währungseffekte zum Franken im Inland längerfristig abzufangen, wird man um Anpassungen beim Personal und in der Produktion nicht herumkommen», warnt Lang. «Bleibt das Kursverhältnis des Franken zum Euro so ungünstig, wird das Arbeitsplätze kosten.» Unter den gegenwärtigen Bedingungen werde es zunehmend unattraktiv, in der Schweiz zu produzieren. Erste Anzeichen dafür gibt es: Der Chemiekonzern Lonza etwa eröffnete ein neues Werk in Singapur und kauft sich derzeit kräftig in den USA ein. «In der Schweiz wird Lonza wohl nicht mehr stark ausbauen», kommentiert UBS-Aktienanalyst Stefan Meyer die Massnahmen. Der Logistikdienstleister Kühne + Nagel hat kürzlich das brasilianische Logistikunternehmen Grupo Eichenberg gekauft. Und bei Georg Fischer soll ein Teil der Produktion von der Schweiz ins neue Werk nach China verlegt werden. «Das könnte durchaus Jobcuts in der Produktion bedeuten, wenn auch nicht auf einmal, sondern graduell», sagt Meyer. Der Währungseffekt hat zum Halbjahr 28 Prozent vom Gewinn aufgefressen. Darin enthalten sind unter anderem Translationskosten von zwölf Prozent und Margenverluste von mehr als 14 Prozent.
Euro-Anbindung und Steuersenkungen gefordert
Beim Schweizer Gewerkschaftsbund (SGB) schrillen deswegen die Alarmglocken. SGB-Sprecher Peter Lauener befürchtet massive Jobkürzungen und fordert von der Schweizer Nationalbank (SNB), «endlich eine Untergrenze des Wechselkurse vom Euro zum Franken zu verteidigen». Denn auf betrieblicher Ebene sei nicht mehr viel möglich, meint Lauener. «Arbeitszeitverlängerungen als Gegenmassnahme sollten Einzelfälle bleiben.» Laueners Kritik richtet sich insbesondere an die SNB: «Bisher hat die SNB noch keine Untergrenze für den Wechselkurs zum Euro definiert und lediglich die Inflation im Visier.»
Der Unternehmerverband Economiesuisse hingegen will das Problem lieber über Arbeitszeitverlängerung und Steuersenkungen lösen. Denn aus Sicht von economiesuisse-Direktor Pascal Gentinetta «wirkt der starke Franken wie eine höhere Steuer auf den Export». Unternehmenssteuern von durchschnittlich 20 Prozent sollen auf maximal 15 Prozent reduziert werden, so die Forderung. Wie in Neuenburg soll das insbesondere in Genf, Zürich und Basel-Stadt ausverhandelt werden.
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