Warum Apple und Co. gegen Trumps Klima-Entscheid wettern
Alles nur PR? Chefs von US-Konzernen kritisieren den Entscheid gegen das Pariser Klimaabkommen – auch aus wirtschaftlichen Gründen.

Die Tweets trafen so massiert ein wie Nachrichten in einem neu eröffneten Gruppenchat: Nachdem Präsident Donald Trump in einer halbstündigen Rede im Rosengarten des Weissen Hauses erklärt hatte, warum er das Pariser Abkommen zum globalen Klimaschutz kündigt, griffen Manager von amerikanischen Unternehmen in die Tasten ihrer Smartphones.
Als einer der ersten reagierte Aaron Levie, Gründer des Cloud-Anbieters Box. Die USA müssten in vielen Bereichen vorwärtsmachen, schrieb er auf Twitter. «Es ist unglaublich enttäuschend, zu sehen, dass wir in wichtigen Feldern Rückschritte machen.»
With so many things America needs to make substantial progress on, it's incredibly disappointing to see us regress in significant areas.
— Aaron Levie (@levie) 1. Juni 2017
Kein Verlass mehr auf die Regierung
Andere Wirtschaftsgrössen sahen es gleich und liessen ihren Frust über Trumps Anti-Klimaschutz-Massnahme mit Kurznachrichten ab. Jeff Immelt, Chef des Multimilliardenkonzerns General Electric, erklärte, die Wirtschaft solle nun alleine vorwärtsmachen und sich nicht mehr auf die Regierung abstützen. Wie Paypal- und Tesla-Gründer Elon Musk trat auch Disney-Lenker Robert Iger aus dem Beratergremium von Trump aus.
Disappointed with today’s decision on the Paris Agreement. Climate change is real. Industry must now lead and not depend on government.
— Jeff Immelt (@JeffImmelt) 1. Juni 2017
As a matter of principle, I've resigned from the President's Council over the #ParisAgreement withdrawal.
— Robert Iger (@RobertIger) 1. Juni 2017
Auch die Topmanager der Technologieriesen Microsoft oder Apple äusserten sich auf Twitter negativ und bekannten sich zu Massnahmen zum Klimaschutz. «Es ist falsch für unseren Planeten», so Tim Cook.
We believe climate change is an urgent issue that demands global action. We remain committed to doing our part. https://t.co/Gfu7P2ESlL
— Satya Nadella (@satyanadella) 1. Juni 2017
Decision to withdraw from the #ParisAgreeement was wrong for our planet. Apple is committed to fight climate change and we will never waver.
— Tim Cook (@tim_cook) 2. Juni 2017
Wirtschaftliches Wohlergehen
Ist das ehrliches Engagement oder nur gute PR? Geht es Cook, Musk, Nadella, Immelt und Co. tatsächlich um die Zukunft der Welt oder um ein grünes Mäntelchen, mit dem die Unternehmen die Käufe ankurbeln wollen?
Umweltschutzanliegen lassen sich in der Tat vor allem der jungen Klientel gut verkaufen. Sie gehören zum Lifestyle der mobilen Generation. Sie haben neben dem Marketingeffekt andere wirtschaftliche Vorteile vom Kampf gegen den Klimawandel. Offensichtlich ist das bei Elon Musk und seiner Tesla. Wer Elektroautos baut, der profitiert von staatlichen Umweltprogrammen. Doch auch Amazon, Apple, Microsoft oder Google geht es um das langfristige wirtschaftliche Wohl.
Stabilere Preise
Ihre Motive lassen sich aus einer Eingabe an das Bundesberufungsgericht der Vereinigten Staaten vom Oktober 2015 ablesen. Darin unterstützten sie die US-Umweltschutzbehörde Environmental Protection Agency im umstrittenen Vorhaben «Clean Power Plan», mit dem das Land zur Verringerung der CO2-Emissionen in Richtung erneuerbarer Energien gelenkt werden soll.
In der Eingabe halten die vor Gericht als die Gruppe «Tech Amici» auftretenden Unternehmen fest, dass ihre «Produkte nicht ohne ausreichende, günstige und zuverlässige Elektrizität möglich seien». Man gehöre zusammen zu den grössten Stromkonsumenten der USA. Deshalb setze man sich für den Ersatz der fossilen Energiequellen ein. «Die Preise von erneuerbaren Energien schwanken weniger als die von nicht erneuerbaren. Zudem garantieren erneuerbare Energien langfristig bessere Kalkulierbarkeit und sind in vielen Regionen der USA zu Preisen verfügbar, die besser oder vergleichbar sind mit jenen anderer Elektrizitätsformen.»
Firmen werden weitermachen
Ohne genügend und erschwingliche Elektrizität sind die Tech Amici am Ende. Die Konzerne glauben, dass eine Investition in neue Energiequellen mittelfristig für tiefere Preise und mehr Versorgungssicherheit sorgt. Sie werden daher ihre Pläne auch ohne Unterstützung der Regierung weiterverfolgen. Apple deckt bereits 93 Prozent des eigenen Energiebedarfs mit erneuerbaren Energien, Google will dieses Jahr 100 Prozent erreichen.
Erstellt: 02.06.2017, 20:23 Uhr
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