«Wir wollen kein Geld, wenn der Patient frühzeitig stirbt»
Roche-Chef Severin Schwan zeigt sich in einem Interview offen für die erfolgsabhängige Vergütung von Medikamenten und kündigt mehrere Hundert neue Jobs in der Schweiz an.

Der Basler Pharmakonzern Roche befürwortet bei teuren Krebsmitteln abgestufte Preise. Im Interview mit der «SonntagsZeitung» sagt Konzernchef Severin Schwan: «Wir sind offen für Vergütungssysteme, bei denen der Nutzen unmittelbar mit der Vergütung gekoppelt wird. Das heisst, wir würden einen höheren Preis erhalten, je länger ein Patient trotz eines Tumors am Leben bleibt. Stirbt er frühzeitig, erhält der Hersteller nichts.» Heute werde der Hersteller einfach pro gelieferte Packung vergütet.
In Italien gibt es gemäss Schwan erste Ansätze, bei denen es Roche gelungen sei, Vergütungsmodelle nach dem Nutzen einzuführen. «Ich kann mir vorstellen, dass solche differenzierten Ansätze über die Zeit auch in anderen Ländern kommen», sagte er. Die Krankenkassen in der Schweiz seien grundsätzlich offen dafür. Die Umsetzung sei aber mit vielen Hürden verbunden.
Roche hat vor wenigen Tagen seinen neuen Hauptsitz im Basler Roche-Turm eingeweiht.
Roche ist auch bereit, Rabatte zu gewähren, wenn mehrere teure Krebsmedikamente in Kombinationstherapien verabreicht werden, die oft mehrere hunderttausend Franken kosten. «Wir sind da durchaus kompromissbereit», sagt Schwan. Bei einer der ersten Kombinationstherapien, die für Brustkrebs zugelassen ist, einigte sich Roche mit den Krankenkassen auf einen Rabatt von gut 20 Prozent.
Mehr Produktion in der Schweiz
Roche hat die Zahl der Arbeitsplätze in der Schweiz in den letzten zehn Jahren um 4500 auf 14'000 erhöht. Das werde angesichts des guten Geschäftsgangs weitergehen, kündigt Schwan an: «So, wie es ausschaut, werden wir dieses Jahr in der Schweiz mehrere Hundert neue Arbeitsplätze schaffen.» Auf die Frage, ob Roche wegen des starken Frankens und der erstmals seit Jahren rückläufigen Pharmaexporte Arbeitsplätze ins Ausland verlagere, sagte Schwan: «Nein. Roche ist vom Exportrückgang nicht betroffen.» Die Produktionskapazitäten in der Schweiz würden weiter ausgebaut.
Nach Novartis kann sich auch Roche Kooperationen mit den grossen Informatikfirmen vorstellen. «Wir sind offen, mit Firmen wie Google oder anderen zusammenzuarbeiten», sagt Schwan. «Sie bringen viel Wissen ein, wenn es um die Analyse grosser Datenmengen geht, und wir können das medizinische Know-how einbringen. Es gibt Gespräche mit den verschiedensten IT-Firmen.» Im Oktober stellt Roche die detaillierten Daten für ihr neues Multiple-Sklerose-Medikament vor. «Das wird ein wichtiger Umsatzträger für uns, weil wir nachweisen konnten, dass das Medikament sehr wirkungsvoll und gleichzeitig sicher ist», sagt Schwan. Da er die Daten schon kenne, sei er überzeugt, dass sie sowohl in medizinischen Kreisen als auch bei der Finanzgemeinde auf positives Echo stossen werden.
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