Was passiert, falls Athen die nächste Rate nicht bezahlt?
Das von der Pleite bedrohte Griechenland muss am Freitag gut 300 Millionen Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen.

Athen ist nach eigenen Angaben in der Lage, das Geld aufzubringen. Doch bereits am 12. Juni steht die nächste Tilgung in Höhe von rund 350 Millionen an, der fällige Gesamtbetrag bis Monatsende liegt bei 1,6 Milliarden Euro. Was passiert, wenn das Euro-Land die Raten beim IWF nicht bezahlen kann?
- Möglicher Aufschub dank der Sambia-Option
Athen könnte mit der Bündelung aller im Juni fälligen Zahlungen noch eine letzte Gnadenfrist bis zum Monatsende bekommen. Beim Währungsfonds ist in diesem Zusammenhang von der Sambia-Option die Rede – benannt nach dem südostafrikanischen Land, das Mitte der 80er Jahre als bislang einziger IWF-Schuldner davon Gebrauch machte. Die griechische Regierung habe das Recht dazu und müsse den in Washington ansässigen Kreditgeber einfach nur über diesen Schritt informieren, sagte IWF-Sprecher Bill Murray.
- Langwieriges Verfahren bei Zahlungsversäumnis
Wenn Griechenland die Kredite nicht fristgerecht bedient, würde der Währungsfonds die Auszahlung von weiteren Hilfen umgehend stoppen. Der Umgang mit säumigen Schuldnerstaaten folgt dann einem zeitlich abgestuften Prozedere. Im ersten Monat würde der Währungsfonds Athen wiederholt ermahnen, ehe IWF-Chefin Christine Lagarde den Exekutivrat der Organisation formal über den Zahlungsrückstand informiert. Zwei weitere Monate würden verstreichen, bis der Exekutivrat über eine offizielle Beschwerde entscheidet.
Sollte Griechenland nach 15 Monaten immer noch nicht gezahlt haben, könnte der Währungsfonds eine Verweigerung der Zusammenarbeit feststellen. Dies hätte schrittweise Sanktionen zur Folge, die vom Ende der technischen Unterstützung durch IWF-Experten über die Aussetzung der griechischen Stimmrechte bis zum Verlust der Mitgliedschaft reichen.
- Auswirkungen auf die europäischen Hilfskredite
Die Zahlungsmoral der Griechen beim IWF ist an die Hilfen aus dem europäischen Rettungsfonds EFSF gekoppelt. In der Vereinbarung zwischen Athen und dem EFSF ist festgeschrieben, dass griechische Rückstände beim IWF als Zahlungsausfall eingestuft werden könnten. Dann müsste der EFSF sämtliche Hilfskredite fällig stellen. Allerdings gibt es keinen Automatismus, die Entscheidung dürfte am Ende bei der europäischen Politik liegen.
Unklar ist, wie die Europäische Zentralbank reagieren würde. Die EZB hält das griechische Bankensystem derzeit mit Notkrediten über Wasser und könnte einen Zahlungsausfall beim IWF zum Anlass nehmen, die Unterstützung einzustellen oder zumindest zu begrenzen. Dies könnte zu einem Ansturm der Griechen auf die Banken und einem Zusammenbruch des griechischen Finanzwesens führen.
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