«Heute haben wir mehr nukleare Akteure und unberechenbarere»
Der Erste Weltkrieg wirkt unendlich fern. Und doch erinnern den Politologen Herfried Münkler einige aktuelle Konflikte an die Situation von 1914. Ein Gespräch über China und mögliche Kriegsgefahren.
Herr Münkler, gemeinhin wird der Erste Weltkrieg als die «Urkatastrophe des zwanzigsten Jahrhunderts» bezeichnet. Ist alles, was an Schrecken in diesem Jahrhundert folgt, wirklich eine Folge dieses Kriegs?
Ja. Man kann die europäische Geschichte nicht begreifen ohne eine gründliche Betrachtung des Ersten Weltkriegs. Es ist dieser Krieg, der den weiteren Verlauf des 20. Jahrhundert bestimmt hat, bis heute – denken Sie an die jugoslawischen Zerfallskriege. Auch viele der aktuellen Probleme im Nahen und Mittleren Osten resultieren aus dem Zerfall des Osmanischen Reichs im Gefolge des Kriegs von 1914 bis 1918.