Ein einfacher Trick gegen Erkältungen
Die meisten Grippeviren fangen wir uns über die Lunge ein. Was man dagegen tun kann – und andere Fakten zum Atemorgan.

1. Wie viel Luft pumpen wir täglich in die Lunge?
Bei jedem Atemzug atmen wir 5 bis 7 Deziliter
Luft ein und aus. Pro Tag sind das
über 12'000 Liter. Diese Menge deckt unseren
täglichen Bedarf an Sauerstoff. Je
nach Aktivität benötigen wir mehr oder
weniger Luft. Wenn wir schlafen, atmen
wir nur rund 4,7 Liter pro Minute ein.
2. Wie gross ist die Lunge?
Würde man sie auseinanderfalten, wäre die
Lunge etwa 100 Quadratmeter gross. Sie
besteht aus zwei Lungenflügeln, wobei der
rechte aus drei Lappen, der linke aus zwei
Lappen besteht. Die Lungenflügel sind
rund 26 Zentimeter hoch und haben einen
Durchmesser von 15 Zentimetern. Der
rechte ist grösser als der linke. In der Mitte
sitzt die Luftröhre, die sich in feine Äste
verzweigt – die Bronchien. An ihren Enden
befinden sich traubenförmig angeordnet
rund 300 Millionen Lungenbläschen
von etwa 0,2 Millimetern Durchmesser.
Sie geben der Lunge ihre riesige Fläche.
«Nahrungsmittel wie Broccoli und Kurkuma schützen die Lunge, reparieren sie aber nicht.»Kai-Michael Beeh, Lungenspezialist
3. Was tut die Lunge?
Die Lunge versorgt unsere Organe mit
Sauerstoff. Dazu arbeitet sie mit dem Herzen
zusammen. Bei jedem Herzschlag wird sauerstoffreiches
Blut aus der linken
Herzkammer in den
Körper gepumpt und
sauerstoffarmes Blut
aus der rechten Herzkammer
durch die
Lunge hindurch befördert
und dabei von den Lungenbläschen
mit neuem
Sauerstoff versorgt. Dann wird das Blut
wieder in die linke Herzkammer gepumpt
und von dort in den Körper entsandt.
Dieser Kreislauf wird pro Minute zwischen
50- und 100-mal wiederholt.
4. Wie schützt sich die Lunge vor schlechter Luft?
Mit jedem Atemzug gelangen Staubpartikel,
Bakterien, Viren und Pollen in die
Lunge. Darunter befinden sich Erreger,
die den Körper bedrohen und darum aus
der Lunge herausgeschafft werden müssen.
Dafür sind die Flimmerhärchen zuständig.
Sie sitzen wie ein Teppich auf
der Schleimhaut der Luftröhre und biegen
sich laufend vor und zurück. So transportieren
sie wie ein Förderband Fremdkörper,
die im Schleim gebunden sind,
nach oben in den Rachen. Von dort gelangt
der Schleim in den Magen, wo er
verdaut wird.
Beim Husten jagen wir die Luft in Orkangeschwindigkeit durch die Bronchien nach oben.
5. Was passiert beim Husten?
Der Körper hat nur
zwei Möglichkeiten,
um Dreck aus der
Lunge zu schaffen: Er
kann Schleim produzieren
oder husten. Den
Schleim, den die Flimmerhärchen
transportieren, produzieren
wir täglich. Sind die Flimmerhärchen
jedoch lahmgelegt, etwa durch
einen Infekt oder das Rauchen, müssen
wir husten. Dabei atmen wir zuerst tief
ein und jagen die Luft in Orkangeschwindigkeit
durch die Bronchien nach oben.
Dabei reisst die Luft alles mit, was an der
Schleimhaut klebt.
6. Was kann in der Lunge Gutes tun?
So einfach das klingen mag: Um
Atemwegsinfekten vorzubeugen, ist es das
Wichtigste, oft und ausgiebig die Hände zu waschen.
Mehr als die Hälfte aller Erkältungen entstehen
nämlich durch das Berühren einer
infizierten Oberfläche wie etwa eines Türgriffs.
Fasst man sich mit schmutzigen
Händen an den Mund, die Nase oder ins
Auge, besteht die Gefahr, Bakterien oder
Viren einzufangen. Der Lungenspezialist
Kai-Michael Beeh empfiehlt zudem regelmässige
Saunagänge oder Kaltbäder und
Wechselduschen.
Hat auch auf die Atmung eine befreiende Wirkung: Lachen. Foto: iStock
7. Was hat das Zwerchfell mit der Lunge zu tun?
Das Zwerchfell ist unser Atemmuskel und
teilt Brustkorb und Bauch voneinander.
Die Lunge selber verfügt über keinen
Muskel. Das bedeutet, sie bewegt sich
nicht von selbst – sie wird bewegt. Zieht
sich das Zwerchfell zusammen, vergrössert
sich unser Lungenvolumen, und Luft
strömt ein. Entspannt sich das Zwerchfell
wieder, schiebt es sich nach oben, und
das Lungenvolumen verkleinert sich. Wir
stossen die Luft aus der Lunge.
8. Warum verhilft Singen zu mehr Luft?
Wer singt, lernt seinen Atem optimal einzuteilen
und trainiert das Zwerchfell. Dadurch
kann das Lungenvolumen vergrössert
werden. Zudem eignet man sich beim
Singen eine aufrechte Haltung an, was ein
freieres Atmen ermöglicht.
Unser Immunsystem verwechselt die Pollenkörnchen leicht mit Bakterien und bekämpft sie deshalb.
9. Warum freut es die Lunge, wenn wir lachen?
Beim Lachen wird das Zwerchfell aktiviert.
Dabei spielt es keine Rolle, ob das
Lachen echt ist oder nur gespielt. Wie
der Lungenarzt Michael Barczok in seinem Buch «Luft nach oben» schreibt,
fördern Lachübungen sehr effektiv die
Zwerchfelltätigkeit. Sie lösen Anspannungen
und Blockaden und haben damit eine
befreiende Wirkung auf den Atem.
10. Warum verursachen schöne Blumen keine Allergien?
Pflanzen, die wir Menschen als schön
empfinden, haben bunte Blüten. Sie locken
damit Insekten an. Diese reagieren
auf optische Reize und befördern die Pollen
von Blüte zu Blüte. Die Pollen sind
gross, fettig und so konstruiert, dass sie an
den Insektenbeinchen kleben bleiben.
Einatmen kann man sie nicht. Darum ist
kaum jemand allergisch auf Tulpen oder
Rosen. Windbestäubte Pflanzen wie Birken
sind hingegen darauf angewiesen,
dass der Wind ihre Pollen mitnimmt.
Diese fliegen durch die Luft, bis sie auf
eine geeignete Birkendame treffen. Die
Pollenkörnchen in der Luft sind so klein,
dass sie von uns eingeatmet werden und
unser Immunsystem sie leicht mit Bakterien
verwechselt und darum bekämpft.
Die Schleimhaut in den Bronchien schwillt
an, und Schleimdrüsen produzieren eine
Menge Sekret, um die unerwünschten
Gäste hinauszuschwemmen.
«Tierhaare führen die Hitparade der häuslichen Allergien an, sie lösen am häufigsten asthmatische Reaktionen aus.» Michael Barczok, Lungenarzt
11. Haben Lebensmittel Einfluss auf die Lunge?
«Nahrung schützt die Lunge,
repariert sie aber nicht»,
schreibt Kai-Michael
Beeh in seinem Buch «Die atemberaubende Welt der Lunge». Das heisst: Mit
der Ernährung heilt
man keine Lungenkrankheit.
Sie kann
aber dazu beitragen,
die Lunge gesund zu
halten. Für den Schutz
vor schädlichen Einflüssen
braucht die Lunge
Nährstoffe,
welche die Entgiftung
unterstützen und die körpereigenen
Abwehrzellen stärken. Besonders geeignete
Lebensmittel sind etwa Spinat,
Ingwer, Broccoli und Kurkuma. Sie sind
reich an Antioxidantien, die unseren Körper
vor freien Radikalen schützen, welche
unsere Zellen angreifen und Krankheiten
verursachen können. Studien haben zudem
gezeigt, dass Menschen, die täglich
Obst essen, mehr Lungenvolumen haben
und seltener an Asthma oder Bronchitis
leiden. Grundsätzlich gilt: Der Speiseplan
sollte ausgewogen sein. Dies hilft auch,
das Gewicht unter Kontrolle zu halten.
Übergewicht ist nämlich schlecht für die
Lunge und begünstigt Krankheiten.
12. Warum können Haustiere für die Lunge problematisch sein?
«Tierhaare führen die Hitparade der
häuslichen Allergien an», schreibt Michael
Barczok. Und Allergien sind der
häufigste Auslöser von asthmatischen
Reaktionen
mit Husten und Atemnot.
Wobei gar nicht die Haare für die Allergien
verantwortlich sind. Im Speichel,
in den Hautschuppen, dem Kot
oder dem Urin von Haustieren
sitzen Eiweisse, die Allergien
auslösen. Sie bleiben
an den Tierhaaren
haften und verbreiten
sich mit ihnen.
Idealer Sport für Asthmatiker: Schwimmen. Foto: iStock
13. Welche Tiere empfehlen sich eher als Haustiere, welche weniger?
Besonders problematisch sind
Mäuse und Ratten, dann folgen Katzen
und Kleinnager wie Meerschweinchen,
Hamster und Kaninchen.
Überhaupt keine Probleme machen
Tiere, die weder Federn noch Fell besitzen.
Zum Beispiel Schildkröten oder
Fische. Das sind aber nicht gerade die
Tiere,
die bei Kindern hoch im Kurs sind
und sich zum Kuscheln eignen.
Auch Hunde lösen relativ selten eine
Allergie aus. Wie Michael Barczok
schreibt, wird ihnen sogar eine vorbeugende
Wirkung bei allergischem Asthma
zugeschrieben. Dies, weil sich auf dreckigen
Hundedecken und auf den Hunden
selbst eine spezielle Flora und Fauna mit
allen möglichen Bakterien bildet, die eine
stabilisierende Wirkung haben sollen.
Analog zur Theorie, dass Kinder, die eine ordentliche Portion Dreck abbekommen,
ihr Immunsystem trainieren und später
weniger zu Allergien neigen.
14. Ist Sport gut für die Lunge?
Mit dem richtigen Training kann die
Atemmechanik und damit die Belastbarkeit
der Lunge verbessert werden. Bewegungsarmut
hingegen führt zu einer verminderten
Leistungsfähigkeit.
Gerade bei Menschen mit Lungenproblemen
spielt es allerdings eine Rolle,
welchen Sport sie wählen. Nicht zu empfehlen
sind Sportarten, bei denen «gejagt»
wird. Beispielsweise Ballsportarten wie
Handball und Fussball oder auch Tennis.
Die Sprints können die Schleimhaut auskühlen
und austrocknen und zu Anstrengungsasthma
führen. Auch Sportarten
wie Eishockey und Schlittschuhlaufen –
also solche an feuchter und kalter Luft –
sind ungeeignet, da sie die Bronchien
reizen.
Problemlos, auch für Menschen mit
Lungenkrankheiten, sind Ausdauersportarten
wie Schwimmen, Nordic
Walking oder Inlineskating.
Möglicherweise glauben
wir nur, dass in einer Kirche häufiger gehustet
wird, weil es dort stärker auffällt.
15. Warum müssen wir oft während Konzerten oder im Gottesdienst husten?
Während eines klassischen Konzerts
oder eines Gottesdienstes
kann man sich nicht frei bewegen.
Und dann ist es peinlich, zu
husten. Beides führt zu Stress
und löst erst recht einen
Hustenanfall aus. Eine
wissenschaftliche Erklärung dafür gibt es
allerdings nicht. Möglicherweise glauben
wir nur, dass in einer Kirche häufiger gehustet
wird, weil es dort stärker auffällt.
16. Warum mag die Lunge kein High-Waist-Jeans?
Hoch geschnittene Jeans sind aus Sicht
der Lunge mit einem Korsett vergleichbar.
Weil die Jeans so straff anliegen, behindern
sie die Zwerchfellatmung. Das Lungenvolumen
sinkt um bis zu 40 Prozent.
Bereits drei Zigaretten pro Tag behindern die Atmung: Ein Mann beim Rauchen. Foto: iStock
17. Wie teste ich meine Lunge möglichst einfach?
Einen zuverlässigen Test der Lungenfunktion
führt in der Regel eine Ärztin oder
ein Arzt durch. Eine grobe Aussage über
die Gesundheit Ihrer Lunge können Sie
mit wenigen Hilfsmitteln erhalten. Gemäss
Michael Barczok benötigen Sie dazu
nur ein dickeres Papier, etwa ein A4-Blatt
mit einem Gewicht von 120 Gramm pro
Quadratmeter, und einen
Kugelschreiber. Falten
Sie das Blatt der Breite
nach, und stellen Sie es
in einem 120-Grad-
Winkel auf eine ebene
Fläche. Legen Sie den Kugelschreiber
dahinter, damit
das Blatt nicht wegrutscht.
Versuchen Sie
nun, das Blatt umzublasen.
Bei 20-jährigen Männern sollte der
Abstand 2 Meter betragen, bei Frauen
1,5 Meter. Für jeweils 10 Lebensjahre können
Sie 10 Zentimeter abziehen. Schaffen
Sie es so, das Blatt umzublasen, können
Sie davon ausgehen, dass Ihre Lunge in
Ordnung ist.
18. Was passiert beim Rauchen?
Der Rauch einer Zigarette enthält Tausende
von Chemikalien, von denen viele
aggressiv und gefährlich sind. Sie können
Entzündungen in der Schleimhaut der
Bronchien erzeugen, die Membran der
Lungenbläschen schädigen und die Flimmerhärchen
lähmen, die unsere Bronchien
von Bakterien, Russ und Staub säubern.
Der spanische Freitaucher Aleix Segura kann 24 Minuten und
3 Sekunden lang die Luft anhalten.
19. Wie viele Zigaretten kann die Lunge verkraften?
«Dass Rauchen die schlimmste Tortur für
unsere Lunge darstellt, ist unbestritten»,
schreibt Lungenarzt Michael Barczok. Bereits
drei Zigaretten
pro Tag behindern
unsere Atmung, da sich die Flimmerhärchen
nach jeder Zigarette acht Stunden
erholen müssen. Deshalb wäre es sogar
besser, gleich drei Zigaretten hintereinander
zu rauchen statt über den ganzen Tag
verteilt.
20. Wie lange können wir die Luft anhalten?
Aleix Segura kann das 24 Minuten und
3 Sekunden lang. Damit stellte der spanische
Freitaucher 2016 den Weltrekord im
Luftanhalten auf. Untrainierte Menschen
schaffen allerdings kaum eine Minute.
Michael Barczok: «Luft nach oben», Lübbe, 24.90 Fr.
Kai-Michael Beeh: «Die atemberaubende Welt der Lunge», Heyne, 25.50 Fr.
Erstellt: 18.02.2019, 14:56 Uhr
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