Die Ehec-Quelle ist identifiziert
Beim Kampf gegen das Bakterium haben die Behörden offenbar den Durchbruch erzielt: Der Erreger an den Sprossen vom verdächtigen Biohof ist vom gleichen Typ wie der Darmkeim, der bei den erkrankten Menschen gefunden wurde.
Bei der tödlichen Ehec-Welle ist erstmals eine wesentliche Infektionsquelle identifiziert worden. Der Darmkeim an den Sprossen des Biohofes in Bienenbüttel ist vom gleichen Typ O104 wie der Erreger, der bei erkrankten Menschen gefunden wurde, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) mitteilte. Es bestätigte damit frühere Laborbefunde aus Nordrhein-Westfalen, wo die untersuchten Sprossen gefunden worden waren. EU-Gesundheitskommissar John Dalli sprach von einem Durchbruch.
«Dieses labordiagnostische Ergebnis ist ein weiterer Stein in der Beweiskette, dass rohe Sprossen als wesentliche Quelle für die Ehec-Infektionen der letzten Wochen anzusehen sind», sagte BfR-Präsident Andreas Hensel in Berlin. Dem Bundesinstitut zufolge «ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass der Ehec-Ausbruch mit schweren Erkrankungen und Todesfällen insbesondere auf den Verzehr von rohen Sprossen zurückzuführen ist».
Daran ändere auch nichts der Umstand, dass die Sprossen aus einer geöffneten Packung stammten. Die Sämlinge waren in der Mülltonne einer Familie aus Königswinter gefunden worden, in der zwei Frauen an Ehec erkrankt waren. Das BfR wies darauf hin, dass bereits epidemiologische Untersuchungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) eine enge Verbindung zwischen Ehec-Patienten und dem Verzehr von rohen Sprossen aus dem niedersächsischen Gartenbaubetrieb ergeben hatten.
EU-Kommissar wieder zuversichtlich
EU-Kommissar Dalli sprach in Brüssel von einer «extrem wichtigen Entwicklung». Die Quelle der Verunreinigungen sei nun identifiziert, und die Erkenntnisse seien durch Laborergebnisse gestützt. Konsumenten in und Handelspartner der Europäischen Union könnten nun volles Vertrauen bezüglich der Sicherheit von Gemüse aus der EU haben. Die Europäische Kommission erhofft sich von dem bestätigten Laborfund eine rasche Aufhebung des von Russland wegen der Ehec-Krise verhängten Einfuhrverbots für europäisches Gemüse.
Epidemiologen werden laut der Europäischen Kommission weiter die Verbindungen zwischen Ehec-Patienten und dem Sprossenzuchtbetrieb im niedersächsischen Bienenbüttel untersuchen. Dabei solle auch geklärt werden, wie der für den Ausbruch verantwortliche Bakterienstamm in die Nahrungskette gelangen konnte.
Bei dieser Frage würden die Behörden noch im Dunkeln tappen, sagte NRW-Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) dem WDR. Auch sei unklar, wo die verunreinigten Sprossen gekauft wurden. Mutter und Tochter der betroffenen Familie seien so schwer erkrankt, dass sie derzeit nicht befragt werden könnten.
Stärkere Kontrolle für Sprossenzüchter
Unterdessen geraten durch den Ehec-Fund bundesweit Züchter von Sprossen ins Visier der Behörden. «Wir werden gemeinsam mit den Ländern eine Erhöhung der Kontrollfrequenz prüfen», sagte Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» laut Vorabbericht. In den Betrieben müsse vor allem stärker auf Hygiene geachtet werden. Ihr Ministerium rief die Länderbehörden auf, bundesweit schwerpunktmässig Produzenten und Importeure von Sprossen und deren Produkte zu überprüfen.
Am Freitag war der für die aktuelle Erkrankungswelle verantwortliche Ehec-Typ in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen worden. Der Betrieb in Bienenbüttel darf keine Produkte mehr verkaufen. Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) hatte dem Hof allerdings in der «Rhein-Neckar-Zeitung» (Wochenendausgabe) hohe Hygienestandards bescheinigt und verunreinigtes Saatgut oder einen erkrankten Mitarbeiter als mögliche Infektionsquelle genannt. Im Zusammenhang mit dem gefährlichen Darmkeim sind mittlerweile bundesweit 32 Menschen gestorben.
Behörden gehen derzeit auch Hinweisen auf eine Ehec-Übertragung von Mensch zu Mensch nach. Bei einem aktuellen fünften Ehec-Fall in den USA wird vermutet, dass sich der Patient bei einem nach einem Deutschlandbesuch erkrankten Verwandten angesteckt hat.
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