Die «verlorene Sprache» bleibt
Bei Kindern erhalten sich die frühen Prägungen der Muttersprache dauerhaft, selbst wenn sie in einem komplett anderen Sprachraum aufwachsen.

Familie Brühlhart* hatte ein Kind aus einem Waisenheim in Indien noch vor seinem ersten Lebensjahr adoptiert. Als der Junge – die Familie hatte ihn Kiran genannt – acht Jahre alt war, besuchte die Familie erstmals das Ursprungsland und staunte nicht schlecht: Ihr Sohn lernte in der kurzen Ferienzeit die Sprache seiner ersten Mutter rasant schnell, vor allem betonte Kiran die schwierigen Wörter wie aus dem Nichts richtig. Wie konnte der Junge die Sprache so gut kennen, obwohl er noch vor seinem ersten Geburtstag das Land verlassen hatte und allerhöchstens ein paar Wortfetzen im Kinderheim mitbekommen haben kann?