Backhefe an Darmkrankheiten beteiligt
Im Körper vorkommende Pilze verändern die Struktur der Darmwand.
Im Körper vorkommende Pilze verändern die Struktur der Darmwand.
Bestimmte Hefepilze könnten einer Studie zufolge die Beschwerden der entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn verschlimmern. Eine Studie an Mäusen deutet darauf hin, dass die Backhefe (Saccharomyces cerevisiae) die Durchlässigkeit der Darmwand verändert und die Bildung von Harnsäure verstärkt. Den davon betroffenen Patienten könnten möglicherweise Arzneien wie das Gichtmittel Allopurinol helfen. Antibiotika könnten dagegen kontraproduktiv sein und Probleme verschärfen, mahnen die Forscher im Fachblatt «Science Translational Medicine».
Morbus Crohn zählt zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Die in Schüben auftretende Autoimmunkrankheit äussert sich unter anderem in Bauchschmerzen, Durchfall, Appetitlosigkeit und einer verminderten Aufnahme von Nährstoffen. Medikamente können die Symptome zwar lindern, eine Heilung gibt es aber bislang nicht.
Schon frühere Studien zu Morbus Crohn hatten die Zusammensetzung der Darmflora analysiert, aber meist mit Blick auf Bakterien. Pilze machen dagegen nur 0,1 Prozent der Mikroorganismen im Verdauungstrakt aus. Bisher hatten erst einzelne Untersuchungen darauf hingedeutet, dass die Backhefe an der Krankheit beteiligt sein könnte. «Es gibt Hinweise sowohl bei Mäusen als auch bei Menschen, die eine Rolle von Pilzen bei Darmerkrankungen stützen, auch wenn die Mechanismen dahinter noch weitgehend ungeklärt sind», schreiben die Forscher.
Dies überprüfte das Team, indem es Mäusen mit Darmentzündungen zwei Arten von Pilzen verabreichte – entweder Backhefe oder aber den Hefepilz Rhodotorula aurantiaca, der ebenfalls in Umwelt und Darm gängig ist. «Die mit S. cerevisiae gefütterten Mäuse hatten deutlichen Gewichtsverlust, Durchfall und blutigen Stuhlgang – genau wie ein Mensch mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung.»
Die weitere Analyse ergab, dass diese Tiere im Vergleich zu jenen, die den Pilz R. aurantiaca erhalten hatten, erhöhte Konzentrationen bestimmter Stickstoffverbindungen aufwiesen. Diese sogenannten Purine werden von Backhefe nicht verstoffwechselt und stattdessen zu Harnsäure abgebaut, die die Entzündung verschärft und auch weitere Gesundheitsprobleme wie etwa Gicht oder Nierensteine verursachen kann.
Den Zusammenhang zwischen Backhefe und Harnsäure prüften die Forscher auch, indem sie gesunde Erwachsene untersuchten. «Jede menschliche Blutprobe, die viele Antikörper gegen S. cerevisiae enthielt, hatte auch hohe Harnsäure-Werte», sagt Studienleiterin Round. Solchen Patienten könnte demnach das Gichtmittel Allopurinol helfen, das den Abbau von Purinen zu Harnsäure verhindert. Walter Willems
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