Der kleinste Frosch der Welt
Im Urwald von Papua-Neuguinea haben amerikanische Forscher einen winzigen Frosch entdeckt. Mit seinen 7,7 Millimetern löst Paedophyryne amauensis einen Karpfen aus Sumatra als kleinstes Wirbeltier ab.
Gerade einmal 7,7 Millimeter ist er lang und damit nicht einmal halb so gross wie eine Ein-Cent-Münze: Ein neu entdeckter Frosch aus Papua-Neuguinea soll das weltweit kleinste Wirbeltier sein. Bisheriger Rekordhalter war ein Karpfen aus Indonesien, der einen Millimeter länger ist als der Frosch. Allerdings macht eine Unterart der Tiefsee-Anglerfische dem Frosch bereits den Titel streitig: Sie soll noch zwei Millimeter kürzer sein.
Entdecker der Amphibie ist der Wissenschaftler Christopher Austin von der Louisiana State University. Er fand den wissenschaftlich als Paedophryne amauensis bekannten Frosch und andere winzige Amphibien im August 2009 in Papua-Neuguinea. In einem Artikel im Fachmagazin «Plos One» beschreibt er seinen Fund und bezeichnet den Frosch als weltweit kleinstes Wirbeltier. Er berichtet, die Tiere seien so klein gewesen, dass er selbst Nahaufnahmen von ihnen noch vergrössern musste, um sie erforschen zu können.
Keine Einigung bei Debatte um Titel
So winzig der Frosch auch ist, die männlichen Tiere einer Unterart der Tiefsee-Anglerfische sind noch kürzer. Das berichtet zumindest Professor Theodore Pietsch von der Universität Washington. Er erforschte die Tiere 2006 und stellte nach eigenen Aussagen fest, dass sie keine Mägen haben und als Parasiten auf ihren 4,5 Zentimeter langen Weibchen leben. Auch der Entdecker des kleinen Frosches hat vom noch kleineren Fisch gehört. Austin betont jedoch, es mache mehr Sinn, die durchschnittliche Länge von Männchen und Weibchen einer Art insgesamt zu vergleichen.
Der designierte Präsident der amerikanischen Gesellschaft der Amphibienforscher und Fischkundler, Steven J. Beaupre, stellt sich dagegen auf die Seite des Tiefsee-Fisches. Bei vielen Wirbeltieren unterscheide sich die Grösse von Männchen und Weibchen sehr stark. «Deshalb ist es vernünftig, dass das kleinste Wirbeltier weltweit auch nur das Weibchen oder Männchen eines Fisches oder einer Amphibienart sein kann». Es gehe allerdings nicht darum, welches Tier denn nun kleiner sei. Die Frösche seien an sich schon eine bedeutende Entdeckung.
Frösche unterscheiden sich von ihren Artgenossen
Die neu entdeckten Amphibien verhalten sich anders als gewöhnliche Frösche. Entdecker Austin berichtet, dass ihr Nachwuchs bereits als Hüpfer schlüpft, nicht als Kaulquappe. Sie lebten zudem nicht im Wasser, sondern zwischen Blattlaub und feuchtem Moos. Damit widersprechen sie seinen Angaben zufolge der Annahme, dass die Entwicklung extrem grosser und kleiner Tiere an ein Leben im Wasser gebunden ist. «Wir erkannten, dass diese Frösche wahrscheinlich etwas ganz anderes machen als normale Frösche», sagt Austin. Sie seien mit ihrem Leben zwischen feuchten Blättern in eine Nische eingedrungen, die voll ist mit winzigen Insekten, die andere Frösche und Lebewesen nicht ässen.
Der Entdecker des Karpfens, der bislang als kleinstes Wirbeltier der Welt galt, ist über den Verlust des Titels nicht enttäuscht. «Es ist gar nicht so interessant zu wissen, welches Tier nun wirklich das Kleinste ist. Morgen wird es sowieso wieder ein anderes, noch kleineres geben», sagt Maurice Kottelat.
Er betont jedoch, es sei schwer, Fische und Frösche zu vergleichen, da sie unterschiedlich gemessen würden. Bei Fröschen gelte die Länge von der Nase bis zur Ausscheidungsöffnung, bei den Fischen die von Nase bis Schwanz. Kottelat mahnt zudem, es gehe nicht darum, wann der nächste Rekordhalter gefunden werde, sondern ob es noch Lebensräume gebe, wo er entdeckt werden könnte. Seit dem Fund des kleinen Karpfens 2006 sei dessen Lebensraum bereits zu grossen Teilen zerstört worden.
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