Sind Fahrlehrer bald überflüssig?
Wenn die Autos einmal selber fahren, braucht es keine Fahrstunden mehr. So schnell dürfte es aber nicht gehen, sagt Fahrlehrer Bruno Schlegel.
Wer ein vollautomatisiertes Auto hat, braucht keine Führerprüfung mehr, sagte der Vizedirektor des Bundesamts für Strassen der «SonntagsZeitung». Dann braucht es auch keine Fahrlehrer mehr.
Ja, das wird irgendwann so sein. Der Garagist wird dem Kunden sein neues Auto hinstellen, und der braucht sich nur zu identifizieren und alles andere wird sein Auto für ihn übernehmen – es wird ja kein Lenkrad und kein Bremspedal darin mehr geben.
Sie wirken gelassen.
So schnell wird es nicht gehen. Die Industrie gibt zwar Vollgas und möchte so bald wie möglich voll- oder teilautomatisierte Autos auf den Markt bringen, und auch das Bundesamt für Strassen lässt bereits prüfen, wie die Gesetze angepasst werden müssen. Sobald diese revidiert sind, wird es losgehen. Aber die Frage ist: Wer kann sich diese Autos leisten? Vor allem zu Beginn, wenn sie in kleiner Stückzahl hergestellt werden, wird der Preis hoch sein. Nicht alle Personen können oder wollen für ein automatisiertes Auto mehrere Tausend Franken zusätzlich bezahlen. Es wird uns also noch eine Weile brauchen.
Ist es nur der hohe Preis von teilautomatisierten Autos, der Sie so zuversichtlich macht?
Nein, die Industrie muss noch viele Hindernisse aus dem Weg räumen. Ich als Bündner frage mich auch, wie sich vollautomatisierte Autos bei Schnee und Eis verhalten oder auch bei Dunkelheit. In der Schweiz werden sie sich wohl erst in den grossen Städten ausbreiten. Vielleicht kann man damit anfangs nicht einmal in alle europäischen Länder fahren, weil manche ihre Gesetze noch nicht angepasst haben.
Und dann gibt es auch Leute, die gerne Auto fahren.
Ja, das gibt es natürlich. Und es hat auch Leute, wohl eher Ältere, die sich nicht auf Computer einlassen wollen.
Noch auf Jahre hinaus werden verschiedene Fahrzeugtypen auf den Strassen verkehren, von nicht automatisierten bis vollautomatisierten. Braucht es dann verschiedene Führerscheine?
Möglicherweise. Das Problem ist, dass es viele Lenker gibt, die verschiedene Autos fahren, neben dem eigenen auch dasjenige eines Freundes oder des Geschäfts, die unter Umständen unterschiedlich automatisiert sind. Jene Lenker, die handgeschaltete Autos fahren, können auch Vollautomatisierte benutzen. Umgekehrt geht dies nicht.
Die Fahrer von vollautomatischen Autos müssen nicht mehr einparkieren oder schalten lernen. Aber vielleicht haben sie neue Bedürfnisse, für die es weiterhin Fahrlehrer braucht?
Die obligatorische Verkehrskunde wird es sicher nicht mehr brauchen, die Theorie womöglich auch nicht mehr – das Auto «sieht» ja die Signale. Und was ist mit dem Nothelferkurs? Aber es kann durchaus sein, dass wir die Autofahrer zum Beispiel einmal im Umgang mit der Technik schulen werden.
Können Sie einem jungen Mann noch raten, Fahrlehrer zu werden?
Junge werden wohl kaum bis zu ihrer Pensionierung auf diesem Beruf arbeiten können. Abraten würde ich einem Jungen wohl nicht. Aber ich würde ihm zu bedenken geben, dass es bis zu fünf Jahre dauern kann, bis er sich einen Namen als Fahrlehrer gemacht hat und weiterempfohlen wird – Stammkunden haben wir ja höchstens dann, wenn wir auch Fahrunterricht für Motorräder oder Lastwagen anbieten. Wenn die Zahl der vollautomatischen Autos in einigen Jahren steigt, muss ein junger Fahrlehrer auf eine andere Ausbildung zurückgreifen können.
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