Die grösste Baustelle Europas
Die ersten Tunnelbohrmaschinen sind eingetroffen. Unter der britischen Hauptstadt wird ein gigantisches Bauprojekt vorangetrieben: Ein Ost-West-Bahntunnel, tief unter London hindurch.
Eine kraftvolle Sprache ist unter britischen Verkehrspolitikern derzeit nicht unüblich: Transportministerin Theresa Villiers sagte, das Crossrail-Projekt werde «den Schienenverkehr in der Hauptstadt revolutionieren», und Londons Bürgermeister Boris Johnson, bekannt für seine blumige Sprache, würdigte insbesondere die Tunnelbohrmaschinen. «Leviathan-Maschinen» nannte er sie in Anlehnung an das biblisch-mythologische Seeungeheuer – und «Monster der Tiefe».
Milliardenprojekt für den Bahnverkehr
Da stehen sie nun bereit, seit dem 7. Februar: riesige Tunnelbohrmaschinen der deutschen Firma Herrenknecht. Den ersten Abschnitt sollen sie von Royal Oak nach Farringdon-West bohren, gefolgt von vier weiteren Doppelröhren mit einer Gesamtlänge von rund 21 Kilometern, gefolgt vom Ausbau mit Betonelementen, die in einer eigens aufgebauten Fabrik hergestellt werden, und hunderten Kilometern Kabeln und schliesslich den Normalspurschienen.
Inklusive der Gleise an der Oberfläche werden sich die Bahnlinien von Shenfield im Osten bis Maidenhead im Westen auf rund 180 Kilometer erstrecken – mit neuen Bahnstationen und einem Anschluss an den Flughafen Heathrow, der damit zeitlich näher an das Zentrum rücken soll. Kostenpunkt des Grossprojekts: rund 16 Milliarden Pfund – eine Summe, die freilich nur Bestand haben wird, wenn die Bauarbeiten einigermassen reibungslos verlaufen. Unter Tunnelbauern gilt die Geologie meist als grosse Unbekannte: Wie werden die Bohrmaschinen den Untergrund aus Lehm, Ton, Sand und Kies meistern?
Wie sollen Bohrmaschinen heissen?
An Unterstützung aus der Bevölkerung für die gewaltigen Bohrgeräte, die paarweise eingesetzt werden, mangelt es jedenfalls nicht. Zumindest bei der Namenswahl: Aus einer Umfrage eruierten die Tunnelbauer die besten Vorschläge, die nun online zur Abstimmung stehen: zum Beispiel «Victoria and Elizabeth», in Würdigung zweier Königinnen, in deren Regentschaft grosse Eisenbahnprojekte durchgeführt wurden. Oder «Dorothy and Audrey», nach den britischen Sprinterinnen, die 1948 bei den Olympischen Spielen in London Medaillen gewannen. Oder «Betsy and Dora» beziehungsweise «Nancy und Nell»: Figuren aus berühmten Romanen des Schriftstellers Charles Dickens.
Allesamt eher konservative Ideen, wie es in Onlinekommentaren hiess, und der legendäre britische Humor findet sich unter den Vorschlägen nicht – zum Leidwesen mancher Zeitgenossen, die Namen aus der heutigen Populär- und Promikultur vorgezogen hätten. Warum eigentlich nicht, so fragten sie, «Starsky and Hutch»? Oder «Posh and Becks»?
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