Wo Hobbyschrauber sich die Hände schmutzig machen dürfen
In Schwamendingen steht die erste Do-it-yourself-Werkstatt für Motorräder von Zürich. Willkommen sind alle – sogar Puch-Fahrer.
Die XT steht mitten im Raum – aufgebockt auf einer Kiste aus gelben Schallungsplatten. Zwei Männer sezieren den Töff mit Blicken, eine Bierflasche in der einen Hand, die andere locker im Gürtel verhakt. Ab und zu zeigt einer von ihnen auf eine Stelle des Gefährts und sagt was, ohne den Blick abzuwenden, während der andere einhellig nickt.
Szenen wie diese dürften sich an der Dübendorfstrasse 153 in Schwamendingen künftig häufiger abspielen. Denn dort, in den umgebauten Räumen des ehemaligen Restaurants Glattwies, ist seit Samstagmittag mit dem Motorradhangar die erste Do-it-yourself-Werkstatt von Zürich offen.
Alles da für Motorradfans und Hobbymechaniker
Das Interesse am neuen Angebot ist schon am Eröffnungstag gross. Männer und Frauen in schweren, schwarzen Lederjacken ziehen umher und begutachten alles. Im Keller versuchen ein paar Leute auf der hauseigenen Kegelbahn den Hauptpreis zu ergattern – eine Jahresmitgliedschaft im Motorradhangar. Von draussen dringt immer wieder das Röhren eines Motors herein und hinter dem Haus reihen sich die Töffs aneinander. Stahl, Aluminium und Blech blinkt in der Sonne um die Wette.
Der Duft von Motorenöl und Benzin liegt in der Luft und mischt sich sachte mit dem Geruch von Wurst. Vor dem Hangar hat Emma vom Catering-Service The Market Table neben dem Grill ein Buffet voller frischer Salate aufgestellt. Sie wird auch in Zukunft jeweils von Donnerstag bis Sonntag während der Öffnungszeiten vor Ort kochen.
Doch die Hauptattraktion auf dem Menü des Motorradhangars ist das reiche Angebot an Gerätschaften und Maschinen. Die Werkstatt ist mit allem ausgestattet, was es für Arbeiten am Töff braucht: Hebebühne, Kompressor, Lackier-, Löt- und Schweissgeräte, ja sogar eine Sandstrahlbox – alles steht den Motorradfans und Hobbymechanikern ab sofort zur Verfügung.
Einzelticket, 10er-Abo oder Schnuppermitgliedschaft
Bezahlt wird je nach Bedarf. Wer lediglich einen Tag benötigt, um an seinem Bike zu arbeiten, zahlt 44 Franken für die Nutzung aller Maschinen und Werkzeuge. Dauert es etwas länger, kann man für 79 Franken pro Monat eine Mitgliedschaft erwerben. Wie in Fitnessclubs gibts auch im Motorradhangar 10er-Abos oder Schnuppermitgliedschaften.
Überhaupt funktioniert einiges ähnlich. So können Mitglieder sich einen Spind mieten oder eine Umbaubox auf Rollen, auf die sie ihr Motorrad stellen, daran werken und es anschliessend auf einem reservierten Abstellplatz im Hangar «parkieren» können. Im unteren Bereich der Umbaubox lassen sich die Einzel- und Ersatzteile bequem und sicher bis zur nächsten Werkstattrunde verwahren.
Die Umbauboxen sowie unzählige weitere Details und Installationen im Motorradhangar haben die vier Initianten Alexandre Bourdon, Stefano Bucher, Manuel Buttenmüller und Dorian Signer selbst kreiert und gezimmert. Auch die Bar im Hangar haben die vier zusammen mit Freunden eigenhändig umgebaut und neu gestaltet – obwohl keiner von ihnen gelernter Schreiner ist.
Wieder mal die Hände dreckig machen
Mechaniker ist ebenfalls keiner der vier – dafür verbindet sie alle die Passion fürs Motorradfahren. Seit 2013 ist «The Hub», eine Gemeinschaftsgarage an der Weststrasse im Zürcher Kreis 3, ihre Homebase. Vor etwas mehr als einem Jahr haben sie beschlossen, mit dem Motorradhangar neue Wege zu beschreiten. «Wir haben gemerkt, dass viele das Bedürfnis haben, mit ihrem Töff nicht nur von A nach B zu fahren, sondern auch daran zu schrauben, ihn nach den eigenen Vorstellungen umzugestalten und einzigartig zu machen», sagt Bourdon. Er denkt, dass viele einen Ausgleich zur Büroarbeit suchen. «Sie wollen mit den Händen arbeiten und sie sich mal wieder so richtig schmutzig machen.»
Die meisten hätten jedoch weder den Platz dazu, noch die Geräte, noch das Know-how, sagt Bourdon. Mit ihrem neuen Angebot will das Team des Motorradhangars diese Lücke schliessen und es soll wirklich allen offenstehen. «Auch Puch Maxi sind willkommen!» Das neue Lokal in Schwamendingen soll aber nicht nur ein Ort sein, wo man nach Herzenslust am Töff herumschrauben kann. Laut Bourdon geht es auch darum, sich mit anderen Tüftlern auszutauschen und einander gegenseitig Reparaturtipps zu geben. Mechaniker seien allerdings keine vor Ort. «Wir sind keine Garage im klassischen Sinn. Es wird aber immer jemand da sein, der erklären kann, wie die Geräte funktionieren. Und die Bar ist natürlich auch jeweils offen.»
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