Besuch im SpielzeugdorfWo Weihnachten gemacht wird
Im Spielzeugdorf Seiffen im deutschen Erzgebirge ist eigentlich immer Advent: Hier verwandelt sich rohes Holz in Nussknacker und zarte Engel.

In der hintersten Ecke der dunklen, niedrigen Werkstatt fliegen die Späne. Der Schauplatz: Das Wasserkraft-Drehwerk des Freilichtmuseums in Seiffen im Erzgebirge, dort, wo der Osten Deutschlands an Tschechien grenzt.
Hier entstehen in einer Reifendreherei aus dem Jahr 1760 noch immer traditionelle Tierfigürchen und Christbaumschmuck aus Holz. Die traditionelle Technik, mit der sie gefertigt werden, wird nur noch hier kultiviert.
1324 wird der Ort Seiffen zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Und hier in der Nähe entwickelte sich das Reifendrehen – eine Besonderheit des Drechselns, bei dem aus einer Holzscheibe ein Reifen entsteht, aus dem das Relief der Figuren gearbeitet wird. Ist der Ring fertig, schneidet man ihn in Scheiben. Das Ergebnis: Dutzende von gleichen Holzfiguren.

Den 50 Geschäften mit Holzkunsthandwerk – darunter dem Laden der Traditionsfirma Wendt & Kühn, von der die berühmten Elf-Punkte-Engel stammen – sowie einem romantischen Weihnachtsmarkt verdankt der Kurort seinen Ruf als Spielzeug- und Weihnachtsdorf.
Aber eigentlich ist in Seiffen, das idyllisch in einem Talkessel auf 700 Metern Höhe liegt, immer Saison: Die Geschäfte sind an 365 Tagen im Jahr geöffnet; eine ganze Palette von Drechsel-, Schnitz- und Bastelkursen sowie Schauwerkstätten bringen dem 2500-Seelen-Gemeinde jährlich Hunderttausende von Besuchern.
Holzreiche Region
Wie kommt das? Als vor über 350 Jahren mit dem Erzabbau in der Region Schluss war, suchten die Bergleute händeringend nach einer Arbeit, mit der sie ihre Familien über Wasser halten konnten. Holzreich war die bewaldete Region schon immer.
Und so entstand die Idee, mit dem Naturmaterial etwas von Wert zu schaffen. Händler brachten die meist in Familienarbeit entstandenen Spielzeuge bis weit über die Grenzen Sachsens hinaus.

Heute werden die Engel, Nussknacker und Adventspyramiden in alle Teile der Welt verschickt. Wie damals werden sie immer noch von Hand hergestellt; die Unikate gehören zum Unesco-Welterbe. 150 Betriebe führen die Tradition fort. Oft sind es Familienunternehmen, in denen die besondere Fertigkeit über Generationen weitergegeben wurde.
Darüber hinaus steht in Seiffen die landesweit einzige Schule für Holzspielzeugmacher. Und natürlich ein Spielzeugmuseum, wo man erfährt, wie viele Späne fliegen müssen, bis die kleinen Holzfigürchen entstehen.
Weihnachtsmarkt und weitere Adventsveranstaltungen in Seiffen: 25.11. bis 28.12.; seiffen.de/weihnachten/, sachsen-tourismus.de
Fehler gefunden?Jetzt melden.